Dr. Peter Ladwig, Rechtsanwalt und Partner, GSK Stockmann + Kollegen

Vor allem wir in Deutschland stehen vor der gewaltigen Herausforderung, in kürzester Zeit und im größtmöglichen Umfang auf fossilen Brennstoffen basierende Energieerzeugungskapazitäten zu ersetzen. Dabei ist noch völlig offen, wer die notwendigen Investitionen realisieren soll. Es läge nahe, diese Aufgabe bei den vier großen nationalen Energieversorgern zu bündeln, die aufgrund ihrer Größe Vorteile haben sollten. Aber das Misstrauen in der Bevölkerung und der Politik ist groß. Öffentliche Träger wie kommunale Stadtwerke und regionale Energieversorger und auch private Anbieter mit unterschiedlichstem Leistungsspektrum stehen daher in den Startlöchern oder haben bereits beachtliche Projekte in Angriff genommen. Was bedeutet das alles mit Blick auf die Finanzierung? Dazu einige Thesen:

1. Es locken sehr attraktive Renditen bei vergleichsweise geringen Risiken der Platzierung. Die Politik sorgt u.a. über die gesetzlich festgeschriebenen Einspeisevergütungen für ein günstiges Investitionsklima.

2. Allerdings bestehen erhebliche Risiken aufgrund der Vielzahl der möglichen technischen Alternativen und der noch auf Jahre fortdauernden technologischen Entwicklungen.

3. Klassische Finanzierungsformen und -strukturen, z.B. über Banken oder öffentliche Förderprogramme, werden nicht genügen. Es wird strukturell sehr verschiedene, teils auch neue Finanzierungsmodelle geben müssen, die den unterschiedlichen Interessen individuell Rechnung tragen.

4. Keiner der heutigen Marktteilnehmer wird in der Lage sein, die notwendigen Investitionen allein zu tragen. Aufgrund der Attraktivität des Marktes werden neue Betreiber und Investoren in den Markt eintreten. Wir werden zunehmend neue Anbieter und neue Geschäftsmodelle sehen.

„Green Bonds“, d.h. öffentlich platzierte und über die Börsen gehandelte Anleihen können in vielen Fällen eine Möglichkeit sein, Investitionen in erneuerbare Energien mit zu finanzieren. Erste Anleihen in diesem Sektor sind bereits platziert. Sie dienen bislang im Wesentlichen der allgemeinen Finanzierung der Unternehmen und ähneln daher klassischen Mittelstandsanleihen. Dabei muss es aber nicht bleiben. Zumindest ein Teil der künftig zu erwartenden Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, etwa Offshore-Windparks, könnten sich auch für eine unmittelbare Finanzierung durch Anleihen eignen. Die für eine Platzierung am Kapitalmarkt notwendigen Volumen könnten selbst bei einer teilweisen Finanzierung über Anleihen erreicht werden. Und: Aufgrund der gesetzlich auf Jahre hinaus gesicherten Rendite besteht ein vergleichsweise stabiler Cashflow für Zins- und Tilgungsleistungen; eine Sicherung der Anleihe ist möglich, die Platzierung ist nicht übermäßig aufwändig und schließlich lassen sich Anleihen mit anderen Finanzierungsquellen im Fremd- und Eigenkapitalbereich kombinieren. Es würde daher nicht überraschen, wenn Anleihen im Bereich der erneuerbaren Energien schlussendlich einen Siegeszug antreten würden.

Von Dr. Peter Ladwig, Partner GSK Stockmann + Kollegen, Rechtsanwälte

Ursprünglich erschienen im BondGuide 07/2011.

 

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