Ein „grüner Spinner“, den niemand so richtig ernst nehmen konnte: Dieter Manz hatte es eigenen Angaben zufolge anfangs nicht leicht in der Geschäftswelt. Doch durchsetzen konnte er sich trotzdem – denn seine Manz AG gilt heute als eines der weltweit führenden Hightech-Maschinenbauunternehmen, bei der Nachhaltigkeit an erster Stelle steht. Die jüngste Übernahme der Maschinenbausparte von Kemet Electronics Italy beweist, wie kontinuierlich das Unternehmen wächst, besonders in der Battery-Sparte. Mit dem Zukauf sollen 15 Mio. EUR zusätzlicher Umsatz und natürlich Gewinne erzielt werden.

Alles begann Mitte der 80er Jahre mit einer Studie über den Einsatz der Automatisierungstechnik in der Solarzellenfertigung: Für den gelernten Ingenieur Dieter Manz war diese Errungenschaft der Schlüssel zum Erfolg. So gründete der ehemalige IBM–Mitarbeiter im Jahr 1987 die Manz Automatisierungstechnik GmbH in Reutlingen und konnte sich damit seinen Traum von der Selbstständigkeit verwirklichen.

Da der Innovationsgedanke für Manz schon immer eine große Rolle spielte, entwickelte er drei Jahre nach Firmengründung die ersten Automationssysteme für die Verarbeitung kristalliner Solarzellen in einem Pilotprojekt. Von da an ging es bergauf: Manz machte sich erstmals auch international bekannt. So wurden 1994 erste Automationslösungen nach Asien geliefert. Mit der Jahrtausendwende konnte das erste Automationssystem für die Produktionslinie von kristallinen Solarzellen erstmals an einen Kunden ausgeliefert werden.

Spannender Börsengang
Das Wachstum seines Unternehmens im Blick, wagte Dieter Manz 2006 schließlich den Schritt aufs Börsenparkett: „Durch den Börsengang haben wir die Finanzierung zur Umsetzung unserer Wachstumsstrategie langfristig ausgerichtet. Dadurch ermöglichen wir eine langfristig nachhaltige Unternehmensentwicklung“, so Dieter Manz gegenüber dem GoingPublic Magazin. Damals ging er ein echtes Risiko ein, da die Marktlage für Solaraktien seinerzeit eine schwere Phase durchmachte und das Interesse der Investoren entsprechend verhalten war. Dennoch vervielfachte sich der Aktienkurs innerhalb eines Jahres nach der Erstnotiz. Besonders die Kernbereiche Photovoltaik und LCD profitierten maßgeblich von den frischen Mitteln durch das IPO sowie durch eine spätere Kapitalerhöhung von 10%.

Trotz eines erfolgreichen Jahres 2008, mit Aufnahme in den Prime Standard und den TecDAX-30, sowie eines Rekordumsatzes von 237 Mio. EUR ging die große Finanz- und Wirtschaftskrise im Folgejahr auch an Manz nicht spurlos vorbei. Angesichts rückläufiger Nachfragen und allgemeiner Unsicherheit in der Solarbranche sah Manz sich gezwungen, notwendige Investitionen zu verschieben oder gar abzusagen. Doch den Börsengang habe Manz trotz aller Höhen und Tiefen nie bereut. „Auch heute bin ich davon überzeugt, dass der Schritt an die Börse die richtige Entscheidung war“, betont Manz.

Vorstandsvorsitzender Dieter Manz
Vorstandsvorsitzender Dieter Manz

Vollgas mit CIGS
Durch die Kooperation mit Würth-Solar im Sommer 2010 sicherte sich Manz schließlich das nötige Know-how an der bahnbrechenden CIGS-Dünnschichttechnologie, die in der Photovoltaik eine entscheidende Rolle spielt. Nach nur zwei Jahren übernahm das Reutlinger Unternehmen die Innovationslinie von Würth-Solar – inklusiver aller Lizenzen.

Mittlerweile ist das Unternehmen mehr als nur ein Solarmaschinenbauer: So hat es die Manz AG innerhalb der letzten Jahre geschafft, ihr Geschäftsmodell vom Automatisierungsspezialisten zum Anbieter integrierter Produktionslinien in den drei Geschäftsbereichen „Display“, „Solar“ und „Battery“ auszubauen. Dies macht sich auch an den jüngsten Geschäftszahlen bemerkbar, denn das Unternehmen erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von über 266 Mio. EUR. Seit Anfang des Jahres verzeichnete der Maschinenbauer vor allem im Displaygeschäft viele Aufträge und profitiert besonders vom Smartphone-Boom. Mit dem Ankauf der Maschinenbausparte von Kemet Electronics Italy Anfang April zielen die Reutlinger nun auf Wickeltechnologien für Lithium-Ionen-Batterien ab, die in Elektrofahrzeugen, bei der stationären Energiespeicherung und in der Konsumelektronik zum Einsatz kommen. Dem in den letzten Jahren leidgeprüften Aktienkurs ist dies kurz nach Bekanntgabe der Übernahme sichtlich zugute gekommen.

Soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit
Doch neben all dem Erfolg haben zwei Aspekte nach wie vor oberste Priorität für Dieter Manz: soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit. Die Vision einer „grünen Zukunft“ mit erneuerbaren Energien steht – wie der Geschäftsslogan ähnlich verdeutlicht – für den Maschinenbauer an erster Stelle. Doch auch soziales Engagement ist dem Unternehmen wichtig: So hat Manz vor zwei Jahren eine Metallwerkstatt in Äthiopien eröffnet, um die Berufsausbildung junger Äthiopier zu fördern. Dieser soziale Kerngedanke wird auch innerhalb der AG sichtbar, wo ein durchweg familiärer Umgang unter Mitarbeitern herrscht. Dabei sind für Dieter Manz Transparenz und kurze Entscheidungswege im Unternehmen wichtig: „Das leben wir hier bei der Manz AG jeden Tag und ich glaube das schätzen auch unsere Mitarbeiter.“

Fazit
Die Manz AG hat sich über die letzten Jahre mit seiner klaren Branchenausrichtung in attraktive Nischen positionieren können und gilt als Innovationstreiber für Schlüsseltechnologien der heutigen Zeit, wie nachhaltige Energieerzeugung oder e-Mobilität. Neben dem großen Erfolg gelingt es Manz, die positiven Eigenschaften eines Familienunternehmens mit wirtschaftlichem Wachstum zu vereinen. Dabei ist der Blick stets auf soziale Verantwortung und nachhaltige Zukunftsmärkte gerichtet, wie die letzte Übernahme der Battery-Sparte von Kemet Electronics einmal mehr beweist.


Manz AG – Geschäfts- und Kennzahlen

2012

2013

2014e

Umsatz*

184,1

266,2

312,0

Nettoergebnis

-33,6

-3,1

10,0

EpS

-7,5

-0,7

1,95

KGV

neg.

neg.

33,4

Unternehmensangaben, GoingPublic Research; in Mio. EUR

 

Manz AG – Kurzprofil

Branche Technologie
Zentrale Reutlingen
Größte Anteilseigner Dieter Manz (41%), Ulrike Manz (4%), Streubesitz  (45%)

 

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