In der Zwischenzeit interessieren sich aufgrund der weiterhin großen Begeisterung für Sport in einer zunehmenden Freizeitgesellschaft aber nicht nur Aktienanalysten, sondern auch Medienkonzerne wie Kinowelt für Investments im Sportbereich. Der klassische Sportmäzen investierte sein (Privat-)Geld weniger aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen heraus, sondern mehr aus Begeisterung für seinen Sport. Meist wurde dann der Posten des Präsidenten eingefordert und ein eher patriarchalisch-hierarchischer Führungsstil praktiziert. Mit der beginnenden Kommerzialisierung und Professialisierung des Fußballs blieben nur noch wenige Mäzene übrig. In der 2. Bundesliga tummeln sich mit Michael A. Roth (1. FC Nürnberg), Jean Löring (Fortuna Köln) und Axel Dünnwald-Metzler (Stuttgarter Kickers) noch vereinzelte Exemplare dieser Spezies . Mit Erich J. Lejeune in Unterhaching hat der deutsche Fußball aber einen Mäzen neuer Art gefunden, der sogar für die eigene Aktie (ce Consumer Electronics AG) werben läßt. Zur bedingungslosen Sportförderung kommt hier noch die Promotion eines Hachinger Börsengangs.

 

Die direkten Anlagemöglichkeiten für Privatanleger beschränken sich im großen und ganzen auf den Aktienmarkt. Die Basketballer des SSV Ulm haben zwar die Rechtsform der AG gewählt und auch einige Privatinvestoren gewinnen können, aufgrund der fehlenden Fungibilität und der nicht gerade hohen Professionalität ist diese Aktie allerdings nur etwas für "echte" Ulmer Basketballfans. Auch die Beteiligung als stiller Gesellschafter an der TeBe Marketing AG ist nur etwas für echte Fans, da trotz hoher Etats und teurer Spielereinkäufe der Aufstieg in die Bundesliga auch in diesem Jahr wieder nicht klappen wird und die Initiatoren der Göttinger Gruppe nun nicht unbedingt den besten Ruf genießen. Für Privatanleger bleibt aktuell somit nur das Investment in Sportfonds (die Union hat z.B. einen solchen aufgelegt) oder der Kauf vor allem englischer Fußballaktien. Ein Blick auf die Performance (nur vier der englischen Clubs notieren über ihrem Ausgabepreis) zeigt aber, daß rationale Privatanleger abgesehen vom Highflyer Manchester United meist eher einen Bogen um Investments in diesem Bereich machen sollte.

Aufgrund der Einflußmöglichkeiten und der weiterhin großen Begeisterung für den Sport bieten sich für Unternehmen allerdings interessantere Investmentmöglichkeiten. Die Enicgruppe, die z.B. die Mehrheit an Vincenza oder AEK Athen hält, sieht ihre Aktivitäten als reine Sportinvestments. Medienunternehmen wie EM.TV in der Formel 1 oder Kinowelt im Fußball hingegen zielen vor allem auf die begehrten Übertragungsrechte. Mit Ufa Sports gibt es dann noch ein investmentähnliches Modell, das den Sportvermarkter (nach Zahlung einer Art "Vorschuß") am Erfolg der jeweiligen Teams teilhaben läßt

Wie auch die versuchte Übernahme von Manchester United durch Rupert Murdochs BSkyB gezeigt hat, sind Sportinvestments vor allem für Medienkonzerne interessant, die sich damit wertvolle Übertragungsrechte sichern können. Privatanlegern ist von Sportinvestments aufgrund fehlender Einflußmöglichkeiten und bisher bescheidener Performance eher abzuraten.

Quelle: GoingPublic Sonderausgabe FUSSBALL-AKTIEN, S. 44. Die insgesamt 128 Seiten umfassende Ausgabe ist im Bahnhofsbuchhandel und gut sortierten Zeitschriftenhandel zum Preis von 14,80 DM erhältlich. Im Internet können Einzelhefte unter http://www.goingpublic-online.de/sa bestellt werden. Abonnenten des GoingPublic-Magazins haben die Ausgabe bereits kostenlos erhalten.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.