Bildnachweis: IBU-tec/Stefan Eberhardt – medien-partner.net.

Nach dem IPO 2017 nimmt das Thüringer Spezialchemieunternehmen zunehmend Fahrt auf. Die vom Management verkündete Strategie 2025 ließ Investoren offenbar aufhorchen – IBU-tec scheint vor der nächsten Entwicklungsstufe zu stehen.

Unternehmenshintergrund

Die IBU-tec advanced materials AG mit derzeit rund 200 Mitarbeitern wurde in der Ursprungsform 1885 gegründet und von CEO Ulrich Weitz ab 2001 in ihrer heutigen Form aufgebaut. Die Familie Weitz verfügt über gut 33% der Aktien an IBU-tec. Weitz wurde für die Unternehmensentwicklung mit dem Mittelstandspreis „Unternehmer des Jahres 2016“ des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft ausgezeichnet. Die Weimarer verstehen sich als Entwicklungs- und Produktionsdienstleister in der Materialforschung und bieten der Industrie einen Komplettservice entlang der Wertschöpfungskette von Werkstoffentwicklung und -analytik an.

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IBU-tec wartet darüber hinaus mit eigenen Produkte in den Bereichen Batteriematerialien und Spezialchemie auf, darunter zinnorganische Katalysatoren, Additive für die Glasbeschichtung oder mikro- und nanoskalige Metalloxide, und hat sich im Recycling von hochwertigen Wertstoffen positioniert. Das Unternehmen verfügt über ein Laboratorium mit technischen Anlagen zur Vor- und Nachbereitung sowie über thermische Anlagen, die aus Pulsationsreaktoren mit patentgeschützten Verfahren sowie aus direkt und indirekt beheizten Drehrohröfen bestehen. Erst im April hat IBU-tec im Rahmen der Entwicklung neuer Batteriematerialien die Beteiligung an geförderten Forschungsprojekten u.a. zusammen mit Fraunhofer und der Technischen Universität Braunschweig bekannt gegeben.

Stets profitabel seit Börsengang

Ein Jahr nach dem Börsengang im März 2017, der IBU-tec 16,5 Mio. EUR aus der begleitenden Kapitalerhöhung einbrachte, wurde die Bitterfelder BNT Chemicals GmbH erworben, was den Gesamtumsatz der Gruppe in etwa verdoppelte. Während 2017 noch knapp 17 Mio. EUR erwirtschaftet worden waren, stieg der Umsatz zum Ende 2019 auf fast 49 Mio. EUR bei einem EBITDA von 7,1 Mio. EUR. Pandemiebedingt und infolge eines Brandes Ende 2019 sank der Umsatz 2020 auf 33 Mio. EUR; das EBITDA blieb jedoch inkl. Versicherungsleistungen für den Schaden nahezu stabil bei 7 Mio. EUR. Im März führte IBU-tec schließlich eine Kapitalerhöhung durch, über die ein Emissionserlös von 25,5 Mio. EUR generiert wurde. Diese Mittel sind maßgeblich für das avisierte Wachstum im Rahmen der im Herbst 2019 formulierten „Strategie IBU 2025“ vorgesehen.

Neue Umsatzdimension im Blickfeld

Im Rahmen dieser Strategie erwartet das Management eine Vervielfachung bei Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren. 2021 soll Ersterer wieder auf 39 Mio. EUR steigen und sich bis 2025 auf 80 Mio. bis 100 Mio. EUR einpendeln (20% bis 25% p.a.). Die EBITDA-Marge soll über 20% klettern. Grundlage dafür ist vor allem die rasante Entwicklung auf den Märkten der Elektromobilität, stationärer Energiespeichersysteme oder des Recyclings.

Mit dem Auslaufen des Patents eines Konkurrenten im Herbst dieses Jahres wird IBU-tec eigener Anbieter von nicht-brennbaren und relativ umweltverträglichen Lithium-Eisenphosphat-(LFP-)Batteriezellen, die speziell im künftigen Massensegment für E-Fahrzeuge mit kurzer Reichweite hoch Nachfrage genießen. Mit VARTA wurde hierfür bereits ein Liefervertrag ausgehandelt, weitere Gespräche mit globalen Batterieherstellern sollen laufen. Das Portfolio soll zudem zunehmend weitere Batteriezelltypen erschließen (NCM-, NC-, H2-Zellen). Das gesamte Segment soll allein bis Ende 2021 um 50% wachsen und bis 2025 schließlich für 30% des Umsatzes sorgen.

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Im Geschäftsbereich Glasbeschichtung ist IBU-tec nach dem Ausstieg von LANXESS 2019 alleiniger Produzent von Katalysatoren für Beschichtungsverfahren zur Mehrfachverwendung von Glaspfandflaschen in Europa. Die Mittel aus der Kapitalerhöhung wird IBU-tec auch maßgeblich in den Kapazitätsausbau des Segments fließen lassen. Ein kürzlich verlängerter Vertrag mit einem asiatischen Pharmahersteller für ein zinkbasiertes Produkt zur Herstellung von blutdrucksenkenden Medikamenten demonstriert zudem einen weiteren Anwendungsbereich des Materialportfolios.

Aktienentwicklung und Fazit

Zwischen dem IPO und der Ankündigung der Strategie 2025 hatte der Aktienkurs in etwa auf Höhe des Ausgabepreises von 16,50 EUR mäandert, bevor er Ende Oktober deutlich anstieg. Somit schloss die Aktie 2020 noch um ein Jahresplus von 95% und damit erfolgreicher als der betreffende Scale-Index. Gegenwärtig stehen ca. 42 EUR zu Buche und angesichts der postulierten Ziele mit einem CAGR-Anstieg um bis zu 25% bis 2025 und EBITDA-Margen jenseits der 20% besteht weiteres Aufwärtspotenzial. Die Analystenkommentare sind daher auch positiv und sehen das aktuelle Kursziel bei mittig 55 EUR.

Ein Vorteil von IBU-tec ist sicherlich die hohe Leistungsdichte, kann das Unternehmen doch den gesamten Lebenszyklus von der Materialentwicklung bis zur Marktreife eines Produkts abbilden. Die über Jahrzehnte gesammelte Technologieexpertise in den künftig stark gefragten Materialien aus den Bereichen E-Mobilität und Energiespeicherung sowie anderen nachhaltigkeitsorientierten Anwendungen kommt den Thüringern derzeit sehr zugute. Für große Industriekunden kann so ein Mehrwert aufgrund ihrer geringeren Spezialisierung in einzelnen Prozessbereichen generiert werden. Es wird sicher spannend sein, zu sehen, wie sich der ehemalige Nischenanbieter innerhalb dieser zukunftsträchtigen Wachstumsfelder weiter schlägt. Die Strategie 2025 ist dabei mit klar skizzierten Wachstumszielen bei Investoren bereits auf offene Ohren gestoßen und hat ein deutlich selbstbewusstes Signal gesendet.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.