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Ein Börsengang (IPO) markiert für Unternehmen einen Wendepunkt, der Kapitalzugang, Wachstum und erhöhte Marktpräsenz verspricht. Doch die Entscheidung für ein IPO verlangt sorgfältige Überlegung, da sie Unternehmen einer strengen öffentlichen Kontrolle und der Pflicht zur transparenten Finanzberichterstattung unterwirft. Im Mittelpunkt dieser Transformation steht die Notwendigkeit eines robusten Performancemanagements, um mit der strategischen Planung, präzisen Forecasts und einem umfassenden Reporting den Anforderungen des Markts zu entsprechen.

Von Sebastian Bindel, Alexander Giesel und Karsten Schäfer

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Die Vorbereitung auf ein IPO hat signifikante Auswirkungen auf das Performancemanagement, wobei folgende Aspekte besonders relevant sind:

Businessplan und Targets: Eine effektive strategische Planung ist entscheidend, um eine klare Geschäftsvision und langfristige Ziele für den Kapitalmarkt zu definieren.

Forecast-Genauigkeit und Zielerreichung: Forecast-Genauigkeit ist wesentlich, um die Unternehmensentwicklung zu steuern und Investorenvertrauen zu sichern.Ad-hoc

Berichterstattung: Flexible Szenarioplanung ist erforderlich, um auf die Marktvolatilität zu reagieren, die richtigen Entscheidungen im Sinne der Investoren zu treffen und diese dann auch am Kapitalmarkt zu kommunizieren.

Erhöhte Transparenz für eine fundierte Entscheidungsfindung:
Ein aussagekräftiges Managementreporting unterstützt die Unternehmensführung und führt zu fundierten Entscheidungen.

Transformation des Performancemanagements

Um den genannten Auswirkungen und Anforderungen eines Börsengangs gerecht zu werden, müssen Unternehmen transformative Maßnahmen ergreifen. Diese Maßnahmen betreffen insbesondere den Strategy-to-Execution-(S2E-)Prozess, für den das Performancemanagement verantwortlich ist. Dieser Prozess umfasst die Performancemanagementtools strategische Planung, Zielsetzung, Budgetierung, Forecasting, Managementreporting und Initiativenentwicklung. Er ist entscheidend dafür, dass die Organisation die gestiegenen Erwartungen von Regulierungsbehörden und Investoren erfüllen kann. Doch mit welchen Tools können die zu Beginn bereits identifizierten Auswirkungen bewältigt werden? Im Folgenden ein Überblick:

1. Strategische Planung:

Eine überzeugende Geschäftsvision entwickeln Strategische Planung ist Grundstein für die
Vorbereitung eines Börsengangs und legt die Basis für Wachstum und operative Exzellenz
durch messbare, quantitative Ziele.

Charakteristik: Der strategische Plan umfasst in der Regel einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren. Entwickelt wird er, um einen klaren Wachstums- und Rentabilitätsausblick zu artikulieren. Oft auch als Businessplan bezeichnet, quantifiziert er die Strategie des Unternehmens und bildet somit das Rückgrat des Börsengangprospekts.

Transformative Maßnahmen
• Entwicklung eines Businessplans: Qualitativ strategische Aussagen müssen in quantitative Ziele, inkl. berechneten Werttreiberbaums und Verantwortlichkeiten, übersetzt werden.
• Schaffung einer strategischen Plattform: Es sollte eine Kollaborationsplattform für eine effektive und effiziente Definition und Kommunikation von Targets unter Einbeziehung aller Verantwortlichen eingerichtet werden.

Strategy-to-Execution (S2E) process

Strategy-to-Execution (S2E) process
Quelle: EY

2. Forecasting: Genauigkeit und Transparenz sicherstellen

Ein genauer Forecast ist entscheidend, um Kontrolle und Weitsicht gegenüber Investoren
zu demonstrieren. Er spiegelt gleichzeitig die Fähigkeit eines Unternehmens wider, unter jeglichen Marktbedingungen präzise zu navigieren.

Charakteristik: Der Forecast bildet die erwartete Performance des Unternehmens über einen kurzfristigen Zeitraum ab. Er dient als Basis für die Ressourcenverteilung sowie die
Planung von Initiativen.

Transformative Maßnahmen
• Entwicklung von Forecasting-Modellen: Hier steht der Aufbau eines treiberbasierten Modells, das Abweichungen von Zielen identifiziert und eine genaue Prognose für die Performance des Unternehmens bietet, im Vordergrund.
• Messung und Management der Prognosegenauigkeit: Es gilt, Metriken und Prozesse
zur regelmäßigen Bewertung der Genauigkeit von Prognosen zu definieren, um eine kontinuierliche Verbesserung der Vorhersagefähigkeit zu gewährleisten.

3. Szenarioplanung: Durch Marktschwankungen navigieren

Die Szenarioplanung ermöglicht es Unternehmen, potenzielle zukünftige Ereignisse und Marktvolatilität zu antizipieren und sich darauf vorzubereiten. Dies soll aufseiten der Anleger Sicherheit und Vertrauen schaffen.

Charakteristik: Die Szenarioplanung basiert auf einer gründlichen Analyse der wichtigsten
Werttreiber. Durch die Simulation verschiedener Szenarien kann das Unternehmen die potenziellen Auswirkungen unterschiedlicher Marktbedingungen bewerten und geeignete Maßnahmen vorbereiten. Dies ermöglicht schnelle Reaktionen auf Marktveränderungen und stärkt das Vertrauen der Investoren in die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens.

Transformative Maßnahmen
• Entwicklung von Szenariomodellen: Hier gilt es, ein treiberbasiertes Modell aufzubauen,
das verschiedene Marktszenarien simuliert, um strategische Reaktionen zu ermöglichen.
• Vordefinition von Reaktionsmaßnahmen: Es sollte eine Reihe von strategischen Maßnahmen für potenzielle Szenarien festgelegt werden, um im Falle des Eintretens rasch zu einer Entscheidung zu gelangen.

4. Managementreporting: Fokussiert kontrollieren

Das Managementreporting ist ein wichtiges Instrument für die Unternehmenssteuerung und bietet fokussierte und detaillierte Einblicke in die Wertschöpfung des Unternehmens.

Charakteristik: Effektives Managementreporting fasst Daten aus dem gesamten Unternehmen in prägnanten Berichten zusammen. Diese Berichte bieten Klarheit über finanzielle und operative Kennzahlen, heben potenzielle Risiken hervor und verfolgen den Fortschritt im Hinblick auf strategische Ziele.

Transformative Maßnahmen
• Entwicklung eines Managementreportings: Es sind standardisierte und automatisierte
Dashboards mit dem richtigen Detaillierungsgrad zu erstellen, basierend auf den wichtigsten Managementfragen.
• Design der Finanzarchitektur: Die Konzeption einer integrierten IT-Architektur inkl. Definition von Datenflüssen, -verarbeitung und -haltung ist hier zu gewährleisten, um ein automatisiertes Reporting zu erreichen.

Durch diese transformativen Maßnahmen im Performancemanagement können Unternehmen den IPO-Prozess erfolgreich meistern und den anhaltenden Anforderungen
des Markts gerecht werden.

„Die Vorbereitung auf ein
IPO hat signifikante Auswirkungen
auf das Performancemanagement“

Fazit

Abschließend ist festzuhalten, dass ein erfolgreiches IPO eine umfassende Vorbereitung und eine starke Ausrichtung auf Performancemanagement erfordert. Dieses bildet das Fundament für Transparenz, operative Exzellenz und das Vertrauen von Investoren. Unternehmen müssen ihre Performancemanagementprozesse transformieren, um die strategische Vision klar zu kommunizieren, finanzielle Genauigkeit zu demonstrieren und sich effektiv an Marktveränderungen anzupassen. Diese Transformation ist nicht nur eine Antwort auf regulatorische Anforderungen, sondern auch ein entscheidender Schritt hin zu
nachhaltigem Wachstum und langfristigem Erfolg am Kapitalmarkt.

Autor/Autorin

Sebastian Bindel
Sebastian Bindel
EY

Sebastian Bindel ist Partner im Bereich Financial Accounting Advisory Services (FAAS) bei EY, verantwortlich für den Bereich Performancemanagement.

Giesel Alexander
Alexander Giesel

Manager für den Bereich Performancemanagement bei EY.

Karsten Schäfer
Karsten Schäfer

Karsten Schäfer ist Senior Consultant bei EY, beide im Bereich Financial Accounting Advisory Services (FAAS).