Bildnachweis: CIRA.

Im Juli wurden beim CIRA-Strategiemeeting in der Wachau intensive Gespräche zu brandaktuellen Themen der Investor ­Relations geführt: Auswirkungen des Ukrainekriegs, Analysen, ESG, Hauptversammlungen, Roadshows, Investor Targeting etc. Im Wesentlichen haben sich die in der Folge beschriebenen Themen als besonders relevant herauskristallisiert und ­deshalb auch Einzug in das Programm zur CIRA-Jahreskonferenz 2022 gefunden. 

Jedes Jahr im Sommer verlassen rund 20 österreichische Investor-Relations-Manager:innen ihr gewohntes Arbeitsumfeld, um abseits vom Büroalltag jene Dinge zu diskutieren, die sie täglich im Rahmen ihrer IR-Tätigkeit begleiten. Die Auswirkungen des Ukrainekriegs auf börsennotierte Unternehmen mit und ohne Russlandengagement und Einschätzungen darüber, wie seriös Prognosen für 2023 überhaupt möglich sind, beschäftigten derzeit die Investor Relations Community besonders.

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Prognosen impossible

Begonnen haben die Prognoseschwierigkeiten mit auf den Krieg zurückzuführenden Lieferengpässen, gefolgt von steigenden Energiepreisen und nur schwer kalkulierbaren weiteren Entwicklungen. Es bestehen branchenspezifisch extreme Unterschiede. Die auftretenden Herausforderungen für Investor Relations betreffen im ­Wesentlichen die Bereiche von Analysen, Consensus und Guidance.

Hauptversammlung – quo vadis?

Ein Zukunftsthema, das alle betrifft, ist die Weiterentwicklung der Hauptversammlung. CIRA hat dazu bereits im ersten Halbjahr 2022 ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sich die Interessengemeinschaft klar für die Übernahme der Möglichkeit der virtuellen Hauptversammlung ins Dauerrecht ausgesprochen hat. Viele Aktionär:innen schätzen die einfache und bequeme Teilnahme an virtuellen Hauptversammlungen, von jedem beliebigen Ort aus. Vor allem berufstätige Personen können an Hauptversammlungen teilnehmen, zu denen sie sonst keine Möglichkeit ­hätten. Die Unternehmen schätzen an der virtuellen Hauptversammlung vor allem die verbesserte Aktionär:innendemokratie, da die Teilnahme einem größeren Kreis und somit einer breiteren Zielgruppe ­ermöglicht wird. Mit Blick auf ESG steht bei der virtuellen Hauptversammlung auch der Umweltschutz im Mittelpunkt, denn mit der virtuellen Hauptversammlung können Emissionen durch ausbleibende Reise­tätigkeiten der Aktionär:innen reduziert ­werden. Zudem ist der Papierverbrauch bei virtuellen Hauptversammlungen deutlich ­geringer als bei physischen Versammlungen.

Noch sind die rechtlichen Grundlagen nicht verankert und es steht noch nicht fest, welche Unternehmen sich in Zukunft für den Switch zur virtuellen Hauptversammlung entscheiden würden – teilweise werden auch abwechselnde Formate angedacht. Fix ist jedenfalls, dass die Erweiterung der Wahlmöglichkeit der Unternehmen (zwischen existierenden Formen der physischen und hybriden Hauptversammlung mit Fernabstimmung) um die virtuelle Hauptversammlung angestrebt wird.

Roadshows – weniger ist mehr

Ebenso spannend wie die Entwicklung der Hauptversammlung der Zukunft ist die Weiterentwicklung von Roadshows. Werden wir wieder zurückkommen zur bekannten Art der Präsenz-Roadshow und bewährten Konferenzen oder bleiben wir auch hier virtuell? Durchwegs wurde festgestellt, dass die Investor Relations Community viel weniger reisen wird als vor der Pandemie – grundsätzlich eine gute Entwicklung in Bezug auf Umweltschutz und Zeitersparnis. Ein weiterer Vorteil: Nur mehr selektiv abgehaltene Präsenzveranstaltungen führen zu einer starken Steigerung der Qualität jener Roadshows und Konferenzen, die auch künftig vor Ort und persönlich durchgeführt werden.

Neue digitale Wege in der IR

Die starke Digitalisierung ist selbstverständlich auch ein wesentliches Thema für die Investor Relations Community. Gerade wurde zur besseren Vergleichbarkeit mit Peergruppen begonnen, die Geschäfts­berichte nach den ESEF Reporting Standards zu taggen und entsprechende Anpassungen durchzuführen, schon kommen die nächsten Digitalisierungsschritte auf uns zu. In einigen Bereichen sind bereits ­Maschinen die Zielgruppe von Kommunikationsaktivitäten. So werden Onlinemeldungen und Analyseberichte teilweise ­digital eingelesen und weiterverarbeitet; eine Entwicklung, die über die Zukunft des Berufsbilds der Investor-Relations-Mana­ger:innen nachdenken lässt.

Neue, junge Investor:innen sind es ­gewohnt, anders zu kommunizieren und sich Informationen auf neuen Wegen zu ­organisieren. Auch die Motivation, in Aktien zu investieren, ist oftmals eine differenzierte: Investor-Relations-Manager:innen sind darin geübt, sich Ansprüchen und Veränderungen laufend anzupassen. Der Austausch und das Voneinanderlernen bei Events wie dem CIRA-Strategiemeeting im Sommer tragen viel dazu bei, dass die notwendige Flexibilität auch reibungslos funktioniert. Selbstverständlich haben wir vielerlei ­wesentliche Diskussionspunkte aus dem Sommerevent mit in das Programm zur ­CIRA-Jahreskonferenz aufgenommen.

Eines bleibt: Vertrauen ist der wesent­liche Bestandteil einer erfolgreichen Kapital­marktkommunikation – und Vertrauen ­erreicht man einerseits durch regelmäßige, zuverlässige und ehrliche Kommunikation und andererseits wirklich erfolgreich nur dann, wenn persönliche Kontakte gepflegt werden und Kommunikation stattfindet.

ESG allgegenwärtig

Die Nachhaltigkeitsreise hat schon vor über 20 Jahren begonnen. Und heute nimmt das Thema immer mehr Gestalt an. Zugegebenermaßen ist nicht alles an der EU-Taxonomie bereits vollkommen aus­gereift und perfekt, es muss noch einiges verbessert und weiterentwickelt werden. Dennoch wurden wichtige und richtige Schritte in Richtung Klimaneutralität getan. Die einzelnen Unternehmen stellen sich den Herausforderungen und wir als CIRA unterstützen unsere Mitglieder dabei, den Weg durch den ESG-Dschungel zu meistern. So sind wir gemeinsam gerüstet für die kommenden Jahre und die verpflichtenden Reportinganforderungen, die auf die Unternehmen zukommen.

www.cira.at

Autor/Autorin

Elis Karner

Elis Karner ist Generalsekretärin des CIRA - Cercle Investor Relations Austria.