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GoingPublic: Frau Stacklies, welche Preise hat die Deutsche Post für ihren Geschäftsbericht bereits gewonnen?

Susanne Stacklies: Wir sind mehrfach für verschiedene Aspekte des Reportings ausgezeichnet worden, zuletzt 2021 im Wettbewerb „Investors’ Darling“. Im früheren Wettbewerb „Der beste Geschäftsbericht“ vom Forschungsteam ­Baetge waren wir zweimaliger Gesamtsieger. Die kommunikative und gestalterische Qualität würdigte Gisela Grosse, Professorin an der FH Münster, in der „Visuellen ­Bilanz“. Auch hier lagen wir in den vergan­genen Jahren immer im oberen Drittel und haben 2020 den Preis gewonnen. Zudem ­bekamen wir zweimal den Red Dot Award für das Design unseres Geschäftsberichts.

GoingPublic: Was hat die Jury besonders gelobt?

Susanne Stacklies: Im Fokus der Jury standen regelmäßig Transparenz, Konsistenz und Medienadäquanz.

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GoingPublic: Welchen Stellenwert haben solche Preise für Sie und Ihr Unternehmen generell?

Susanne Stacklies: Wer freut sich nicht über Anerkennung? Für mich persönlich sind das unabhängige, professionelle Gradmesser, ob Form und Inhalt der von uns gewählten Darstellungsweisen verstanden und gewürdigt werden.

GoingPublic: Verfolgen Sie mit Ihrem Geschäftsbericht ein bestimmtes Konzept?

Susanne Stacklies: Als Logistikkonzern ist es uns immer ein Anliegen, es den Nutzern unserer Services so einfach wie möglich zu ­machen. Das ist auch die Maßgabe für das Reporting: Entscheidungsrelevante Informationen sollen verständlich und leicht zugänglich sein. Das setzt ­voraus, verändertes Nutzungsverhalten zu erkennen und zu berücksich­tigen.

GoingPublic: Die Bedeutung der Geschäftsberichte und entsprechender Wettbewerbe scheint immer mehr zurückzugehen. Hat beides noch Zukunftschancen?

Susanne Stacklies: Auf den klassischen Printbericht trifft das zu. Online steigt die Anzahl der veröffentlichten Dokumente sogar: Neben dem ­Geschäftsbericht sind das u.a. IR-Präsentation und -Statbook. Zudem steigt der Informationsbedarf beim Thema Nachhaltigkeit. Unser Reporting wird deshalb ergänzt um die NFE als Teil des Lageberichts sowie ESG-Präsentation und -Statbook. Darüber hinaus ist XBRL als neues Format hinzugekommen. Hier gilt es wiederum, Inhalte, Formate und Zugänglichkeit neu zu definieren. Darauf werden künftig die Wettbewerbe verstärkt achten und die digitale Transformation des Reportings kritisch begleiten.

Zur Interviewpartnerin: Susanne Stacklies war vor ihrer Tätigkeit für DHL Director Financial Communications bei Citigate Dewe Rogerson und beriet Unternehmen bei Börsengängen, Kapital­markttransaktionen sowie Finanzpublika­tionen. Als Leiterin Public Relations begleitete die Diplom-Sozialwirtin das Bundesunternehmen Autobahn Tank & Rast AG in die Privatisierung.

GoingPublic: Die richtige Mischung aus guten Storys und informativem Finanzteil ist beim Reporting nicht einfach. Wie bewältigen Sie diesen Spagat?

Susanne Stacklies: Unser Reporting-Hub enthält neben den gesammelten Dokumenten und Medien kommunikative Botschaften, prägnante Statements, Bilder oder Filme zu den relevanten Themen. Hier kann auch weiter verlinkt werden – zugegebenermaßen ein formal sehr logistischer Ansatz, der zudem plakativ, reduziert und anschaulich gestaltet ist.

GoingPublic: Welche Rolle spielt Transparenz bei Ihrem Geschäftsbericht?

Susanne Stacklies: Die Berichterstattung baut – wie unsere Strategie selbst – auf dem bereits Erreichten auf und wird kontinuierlich weiterentwickelt. So können wir Veränderungen und Entwicklungen transparent und nachvollziehbar machen. Das Investors’-Darling-Ranking zeichnet auch diejenigen aus, die Anleger am ehrlichsten und klarsten informieren.

GoingPublic: Führen Sie auch Evaluierungen durch, wie zufrieden Anleger damit sind?

Susanne Stacklies: Selbstverständlich gibt es die klassischen Indikatoren wie Seitenansichten, Verweildauer und Downloads. Das geht bei uns regelmäßig in die Zehntausende. Außerdem bemisst sich der Erfolg natürlich nach dem intuitiven Auffinden der relevanten Informationen und der Zufriedenheit der User mit unserem Angebot.

GoingPublic: Worin unterscheiden sich Ihre Onlineangebote vom gedruckten Werk?

Susanne Stacklies: Wir setzen die verschiedenen Medien nach ihren Stärken ein. Das PDF enthält alle Pflichtinhalte inkl. Tabellen und Grafiken. Der kommunikative Teil der Finanzkommunikation findet auf dem Reporting-Hub digital statt – auch mit Videos wie Imagefilm und CEO-Statement. Somit ergänzen sich die Medien gegenseitig.

GoingPublic: Setzen Sie auch auf andere Social-Media-Kanäle?

Susanne Stacklies: Ja, denn es entspricht den Gewohnheiten vor allem junger Privatanleger beim ­Medienkonsum. In Zukunft kommt es für die Investor Relations sicherlich vermehrt darauf an, die Awareness durch ­geeignete Distribution finanzmarkt­relevanter Informationen wie Bericht­erstattung, Publikationen und Veranstaltungen zu erhöhen.

GoingPublic: Worin sehen Sie die Vorteile Ihrer Onlineangebote – in der Kürze liegt die Würze oder mehr Informationstiefe zu allgemeinen und speziellen Themen?

Susanne Stacklies: Beides, je nach persönlichem Interesse. Mit dem Reporting-Hub haben wir ein intuitives Portal erschaffen, das mich als User empfängt und zu den zentralen, aber auch zusätzlichen Inhalten führt. Es gibt Video-Statements des Vorstands sowie des Head of IR, Livestreams und den IR-Chatbot, der übrigens der erste seiner Art in Deutschland war. Wir achten immer auf den größtmöglichen Nutzen für User – auch wenn es „nur“ darum geht, Berichte in ein desktopgeeignetes Querformat umzugestalten.

GoingPublic: Frau Stacklies, vielen Dank für das interessante Gespräch!

www.dpdhl.com

Das Interview führte Thomas Müncher.

Autor/Autorin

Thomas Müncher

Thomas Müncher ist Wirtschafts- und Finanzjournalist und freier Autor beim GoingPublic Magazin.