Bildnachweis: Foto: © PAC Green Factory, © P.A.C..

Die P.A.C. GmbH aus Schweinfurt produziert hierzulande funktional-modische Accessoires. Gründer Lukas Weimann verbindet Hightech, Ökologie und Soziales

Als mittelständisches Familienunternehmen mit eigener Textilproduktion in Deutschland und Vertrieb für Sportaccessoires – Head- and Neckwear, Funktionssocken, Handschuhe – sowie von Knitwear im Fashion-Segment nimmt P.A.C. eine echte Sonderstellung ein. Lukas Weimann ist dabei der P.A.C.-Mann, der 2012 den Entschluss zur Gründung umsetzte. „Wir bieten nicht nur nachhaltigere Produkte, sondern bekennen uns als Firma zu Nachhaltigkeit – ökologisch und sozial“ lautet sein Eingangsstatement zur Vorstellung des Unternehmens. P.A.C. stand ursprünglich für Protective Accessory Company, aber inzwischen für den Slogan Protect. Act. Care.

Umfassender Ansatz bei ökologischen Aspekten

Was bedeutet das genau? „Die Natur ist unser Element und unsere Herausforderung. So entstehen Lieblingsprodukte zum Schutz vor Wind und Wetter. Umgekehrt steht bei uns der Schutz der Natur im Fokus. Nachhaltigkeit ist ein Prozess, den wir stetig verbessern“, betont Weimann. Action bei P.A.C. heißt vor allem Running, Trekking, Biking und Skiing. Die Accessoires begleiten Outdooraktive, funktional und in stylischen Designs. Care bedeutet für den Gründer: „Wir handeln nicht nur ökologisch, sondern auch sozial nachhaltig. Die Arbeit mit allen Menschen, gleich welcher Herkunft oder Identität, mit oder ohne Handicap, alt oder jung, ist für uns ein Gewinn.“

Mit dieser Einstellung sammeln die Schweinfurter begehrte Preise nur so ein: Vom Design- & Innovationspreis über den Bayrischen Mittelstandspreis bis hin zur Berufung unter Bayerns Top 50 kann das noch junge Unternehmen bereits eine Reihe Urkunden vorzeigen. Wichtiger ist natürlich, dass die Kunden die Ware mögen und die Händler sie gerne präsentieren. Das scheint ebenfalls zu funktionieren, denn bereits für 2020 weist das Unternehmen einen Gewinn in Höhe von 500.000 EUR aus; selbst das Coronajahr 2021 konnte mit einem kleinen Gewinn beendet werden. Bei Umsatz und aktuelleren Zahlen, die im Bundesanzeiger noch nicht verfügbar sind, gibt sich das Unternehmen allerdings bedeckt.

Start als Zweimannbetrieb im Hinterhof

Angefangen hat die erfolgreiche Reise 2012 als Zweimannbetrieb. Zwar nicht in einer Garage, aber in einer Hinterhofwerkstatt. „Natürlich waren wir auch ein bisschen naiv. Aber wir hatten eine Vision: Wir wollten zeigen, dass Textilproduktion in Deutschland möglich ist“, sagte er seinerzeit in einem Interview mit einer Textil-Fachzeitschrift. Die Idee sei während seines Studiums in ihm gereift. Das war kein Zufall, denn die Familie betrieb eine Firma für Funktionssocken, die sie aus gesundheitlichen Gründen verkaufen musste. Weimann zog nur fünf Jahre nach Gründung in ein größeres Gebäude und 2021 kam schließlich der Riesensprung in die „Green Factory“.

Der Bau kostete mehr als 10 Mio. EUR und bietet 6.000 Quadratmeter Produktions- und Logistikfläche sowie zusätzliche 1.200 Quadratmeter Bürofläche für bis zu 200 Mitarbeiter. Derzeit sind etwa 100 Menschen in der Halle tätig. Fast die gesamte Produktionskette ist in der „P.A.C. Green Factory“ angesiedelt: Entwicklung, Design, Zuschnitt, Näherei, Textildruck, Qualitätskontrolle, Logistikzentrum, Verwaltung, Vertrieb und Marketing. Mit dem Neubau wurden auch Investition in neue Technologie wie 8-C-Farbraumerweiterung und IT-Systeme, z.B. von SAP, getätigt.

Internationalisierung auf vollen Touren

Aktuell ist P.A.C. in 17 Ländern auf dem Markt, und natürlich soll die Expansion weitergehen. Das Areal der Green Factory bietet ausreichend Platz für zukünftiges Wachstum und weitere Bauabschnitte. Bei aller nachhaltigen Ausrichtung ist für Weimann klar, dass er mit den Preisen nicht abheben darf, um das Wachstum nicht zu gefährden. Es gibt hochwertig-hochpreisige Linien, aber eben auch ökologische Produkte für relativ kleines Geld. Der Gründer will Produkte – Headwear, Neckwear, Socken und Strick – für jedermann anbieten. „Wir teilen unser Angebot in die Segmente Nature, Lifestyle und Sport. Bei Nature haben wir den höchsten Anspruch an Nachhaltigkeit, das kann sich aber nicht jeder leisten. Wir brauchen die Mütze für 19,95 EUR. Alles auf Hardcore-Nachhaltigkeit umzustellen wäre falsch, denn die unterschiedliche Zahlungsbereitschaft unterschiedlicher Kunden ist eine Tatsache, die wir akzeptieren müssen.“

Lukas Weimann
P.A.C.-Gründer Lukas Weimann © PAC GmbH

So gibt es die Strickmütze aus recycelter Wolle, mit recyceltem Fleece und eingenähtem Namensschild der Näherin in normaler und in günstigerer Variante, dann aus 100% recyceltem PET und GRS-zertifiziert – rundgestrickt mit simplem Label, das von der Maschine angenäht werden kann. In der Automotive- und Maschinenbaustadt Schweinfurt besteht ein hoher Konkurrenzkampf um Beschäftigte, und so kämpft P.A.C. darum, dass der Mangel an Näherinnen das Wachstum nicht ausbremst.

Effizienz durch Hightech als Erfolgsbasis

Nachhaltigkeit und Soziales sind eine Säule der Strategie, Produktion in Deutschland funktioniert aber nur bei höchster Effizienz. Weimann gilt in der Szene als überragender Fabrikateur, den effizientes Produzieren antreibt. Jede einzelne Maschine ist an das SAP-System angebunden, die Minimierung von Nähten oder Verschnitt ist täglich gelebte Praxis. Ein ausgeklügeltes Intralogistiksystem organisiert den Transport der Ware zwischen den einzelnen Fertigungs- und Versandstationen. Eine eigene Business-Development-Abteilung beschäftigt sich ausschließlich mit Prozessoptimierung. Berichten zufolge liegt die Ausschussquote bei weniger als 0,5%.

Niedrigzinsphase genutzt

P.A.C. gibt sich bei finanziellen Zahlen zugeknöpft und informiert z.B. nicht über den Umsatz. Dem Bundesanzeiger lässt sich entnehmen, dass das Unternehmen seit einigen Jahren profitabel arbeitet. Insgesamt hat Weimann offenbar die Niedrigzinsphase optimal ausgenutzt, um mit einer modernen Fabrik die Basis für ein erfolgreiches Unternehmen zu legen.

Fazit

Nach elf Jahren ist es noch zu früh, um von einem IPO zu sprechen. P.A.C. ist aber auf jeden Fall ein interessantes Unternehmen, das zeigt, dass Deutschland als Produktionsstandort funktionieren kann. Weimann hat eine einmalige Story geschrieben – das kommt auf dem Kapitalmarkt immer gut an.

Autor/Autorin

Stefan Preuss

Stefan Preuß ist Mitglied der GoingPublic Redaktion.