Die medizinische Biotechnologie erweist sich erneut als Jobmotor für Deutschland: Die Zahl der hier Beschäftigten wuchs 2016 um 8,1% – ein Plus von 3.300 auf mehr als 44.000 Mitarbeiter. Dies ist ein Ergebnis des Branchenreports „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2017″, den die Interessengruppe Biotechnologie im Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) vfa bio gemeinsam mit der Boston Consulting Group (BCG) vorgestellt hat. In dem Report hat BCG für vfa bio die Aktivitäten in der medizinischen Biotechnologie in Deutschland in Unternehmen jeder Größe analysiert, also in Start-Ups ebenso wie in großen Firmen.

Demnach betrug 2016 der Umsatz mit Biopharmazeutika, also gentechnisch hergestellten Medikamenten, 9,3 Mrd. EUR (Netto-Umsatz im deutschen Apotheken- und Klinikmarkt, Zwangsrabatt abgezogen) gegenüber 8,2 Mrd. EUR 2015. Ihr Marktanteil erreichte 24,8% (zuvor 22,9%).

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2016: Mehr als ein Drittel aller neu zugelassenen Medikamente waren Biopharmazeutika

Erstmals waren 2016 mehr als ein Drittel (37%) aller neu zugelassenen Medikamente Biopharmazeutika. Unter ihnen waren auch Biosimilars, also Nachbildungen von Original-Biopharmazeutika, die nun verstärkt auf den Markt kommen. „Die Branche legt Ihren Schwerpunkt aber weiterhin darauf, neuartige medizinische Lösungen durch Originalpräparate zu schaffen“, so Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio und CEO der Rentschler Biotechnologie GmbH. Insgesamt zähle man 636 biopharmazeutische Entwicklungsprojekte in allen Phasen der klinischen Erprobung; damit bleiben die Investitionen in die Pipeline auf einem kontinuierlich hohen Niveau.

Neue Krebstherapien im Fokus

Das Schwerpunktthema des aktuellen Biotech-Reports sind biopharmazeutische Krebsmedikamente. Bereits seit der Jahrhundertwende haben diese wesentlich zum längeren Überleben vieler Patienten beigetragen, das belegen Zahlen des Robert Koch Instituts (www.krebsdaten.de/abfrage). Tatsächlich kann in Deutschland trotz Zunahme der Neuerkrankungen die Zahl der krebsbedingten Todesfälle konstant gehalten werden. Allein in den letzten zehn Jahren haben Unternehmen 19 neue Biopharmazeutika gegen Krebs durch die Zulassung gebracht. Die meisten davon sind sogenannte zielgerichtete Krebsmedikamente, die – anders als Chemotherapeutika – vorrangig Krebszellen statt alle teilungsaktiven Zellen angreifen. Andere Biopharmazeutika sind Immunonkologika, also Medikamente, die gezielt das Immunsystem des Patienten in die Krebsbekämpfung einbeziehen. Damit wurden beispielsweise in der Melanom-Behandlung große Fortschritte erzielt.

Biopharmazeutika bringen Krebstherapien voran

Biopharmazeutika werden die Krebstherapie nach Einschätzung der Experten auch künftig voranbringen: Denn die Unternehmen der medizinischen Biotechnologie führen insgesamt 264 fortgeschrittene Projekte für neue Biopharmazeutika gegen 37 verschiedene Krebserkrankungen durch (Projekte in Phase II oder Phase III und im Zulassungsverfahren). Dazu Mathias: „Biopharmazeutika werden gegen häufige, aber auch gegen sehr seltene Krebsarten wie Gliom oder Gallenblasenkrebs entwickelt. Die Unternehmen kümmern sich auch um Anwendungsgebiete, in denen es nur wenige Patienten gibt, aber der medizinische Bedarf hoch ist.“

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