Die Medigene AG aus Martinsried bei München konzentriert sich auf die Entwicklung personalisierter Immuntherapien mit Schwerpunkt auf Blutkrebserkrankungen. Das Unternehmen hat zuletzt im Rahmen einer Kapitalmaßnahme an der Börse über 46 Mio. EUR eingenommen. Renommierte institutionelle Investoren konnten dabei gewonnen werden, ein Großteil davon aus den USA. Mit dem frischen Geld soll nun die Forschungs- und Entwicklungsarbeit an personalisierten Immuntherapien vorangetrieben werden.

Medigene entstand 1994 als Ausgründung des Genzentrums München. Seit dem Jahr 2000 erstmals im Prime Standard der Frankfurter Börse notiert, konnte das Unternehmen in der Folgezeit mehrere erfolgreiche Übernahmen verzeichnen, etwa die des US-Unternehmens NeuroVir, des britischen Biotech-Spezialisten Avidex Limited oder die Übernahme der Münchener Trianta Immunotherapies in 2014. Im vergangenen Jahr erzielte Medigene einen Umsatz von 13,8 Mio. EUR – über 60 Mitarbeiter sind in den Laboren und Büros der Firma tätig.

Wachstumsfeld Immuntherapien
Aktuell verfügt Medigene über drei Therapieplattformen, die sich gegenseitig ergänzen und jeweils für unterschiedliche Krebsarten und Krankheitsstadien vorgesehen sind. „Statt Tumorzellen direkt anzugreifen, wie zum Beispiel im Falle einer Chemotherapie, soll das körpereigene Immunsystem so aktiviert und beeinflusst werden, dass es als Waffe gegen Krebs und Autoimmunerkrankungen genutzt werden kann“, erläutert Medigene-Vorstandsvorsitzender Frank Mathias. Dabei setzt das Unternehmen auf die Kraft von T-Zellen, weiße Blutkörperchen, die dem körpereigenen Immunsystem dienen. „T-Zellen sind von Natur aus die besten Waffen gegen Krebs“, so Mathias. Dem Feld der Immuntherapien werden enorme Entwicklungschancen eingeräumt. Experten zufolge werden in zehn Jahren über 60% aller Krebsarten mit Immuntherapien behandelt. Der Gesamtmarkt könnte zu diesem Zeitpunkt über 30 Mrd. EUR betragen.

Interesse der Investoren
Bereits im Vorfeld der Kapitalmaßnahme hatten mehrere institutionelle Investoren ihr Interesse signalisiert in Medigene zu investieren. „Die gewählte Variante der Kapitalerhöhung über die Börse war deshalb eine ideale Möglichkeit für diese Investoren, im großen Maß bei uns einzusteigen“, erklärt Frank Mathias. „Weiterhin wollten wir allen bestehenden Aktionären durch Bezugsrechte die Möglichkeit geben, ebenfalls an der Kapitalerhöhung teilzuhaben.“ Insgesamt konnte Medigene durch die Ausgabe neuer Aktien einen Brutto-Emissionserlös von rund 46,4 Mio. EUR erzielen. Damit wurde der angestrebte Brutto-Erlös von 40 Mio. EUR deutlich übertroffen. „Besonders erfreulich ist, dass sich nicht nur ein Teil unserer bereits bestehenden Aktionäre engagiert hat, sondern dass wir zudem neue institutionelle Investoren aus den USA und Europa, einschließlich eines führenden US-basierten Branchenspezialisten, QVT Financial, als Ankerinvestor gewinnen konnten“, unterstreicht Mathias.

Bedeutung des US-Marktes
Im Vorfeld der Kapitalmaßnahme haben die Medigene-Verantwortlichen rund 300 Gespräche mit potenziellen Investoren geführt, vor allem in Deutschland, Großbritannien und den USA, aber auch in Frankreich, in der Schweiz und den Niederlanden. Ein Prozess, der schlussendlich mehrere Jahre in Anspruch genommen hat. „Wir waren auf vielen Konferenzen und Road-Shows präsent“, erinnert sich Frank Mathias. „Nur durch Präsenz kann man schlussendlich das notwendige Vertrauen erzielen, und nur so konnten wir am Ende die Investoren gewinnen, die ihre Investments auch langfristig orientiert tätigen.“ Rund zwei Drittel der Medigene-Investoren kommt heute aus den Vereinigten Staaten. Es ist daher nicht auszuschließen, dass das Unternehmen eines Tages eine US-Tochterfirma gründen oder gar auf der anderen Seite des Atlantiks den Gang aufs Parkett wagen wird. „Hierfür gibt es derzeit keine konkreten Pläne, aber grundsätzlich ist der riesige US-Markt für unseren Erfolg enorm wichtig“, kommentiert Mathias. Überhaupt sei es für ein deutsches Biotech-Unternehmen ein bedeutender Schritt, eine derartige Fülle von renommierten Branchen-Investoren aus den USA für sich gewinnen zu können. „Die US-Investoren sind sehr interessiert, sehr gut informiert und aufmerksam“, so der Vorstand der Medigene AG.

Finale Daten bis 2019
Mit dem Erlös der Barkapitalerhöhung will Medigene nun finale klinische Daten aus der laufenden Phase I/II-Studie mit DC-Vakzinen gewinnen. Weiterhin soll der Beginn von maximal drei klinischen Studien mit TCR-Programmen finanziert werden, ebenso die Entwicklung von bis zu 10 TCR-Leitkandidaten. Für 2015 rechnet das Unternehmen aktuell mit Ausgaben für die Forschung und Entwicklung der Immuntherapie-Programme zwischen sieben und neun Mio. EUR. „Durch die Breite unserer Immuntherapie-Programme haben wir viele Anknüpfungspunkte für Kooperationen mit akademischen Einrichtungen, Biotech- und Pharma-Unternehmen“, so Mathias. Gerade in der Zusammenarbeit mit Konzernen seien jedoch wichtige Kriterien zu beachten vor allem hinsichtlich der Machbarkeit weiterer klinischer Studien und der dafür notwendigen finanziellen Mittel. Neben Themen wie Marketing und Vertrieb seien auch Fragen zur Positionierung späterer Medikamente sowie Zuzahlung und Erstattungsmöglichkeiten zu klären. Im Moment konzentriert man sich allerdings primär auf die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Für die laufende Studie mit DC Vakzinen, die im März gestartet war, rechnet Frank Mathias im Erfolgsfall für Anfang 2019 mit finalen Ergebnissen.

Fazit
Eine Kapitalerhöhung über die Börse bietet Aktiengesellschaften wie der Medigene AG gute Möglichkeiten, notwendige Barmittel für künftige und vor allem kostenintensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu akquirieren. Im Falle der Medigene AG wurden nicht nur Alt-Aktionäre in die Maßnahme eingebunden, auch neue institutionelle Investoren mit fachlicher Expertise konnten als Kapitalgeber gewonnen werden. Ob sich deutsche Börsenplätze langfristig gegen das Renommee ausländischer Handelsplätze behaupten können, bleibt abzuwarten.

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