Die Finanzierung über die Crowd etabliert sich zunehmend auch im Healthcare-Bereich. Ein Interview mit Peter Biewald, Geschäftsführer der Crowdinvesting-Plattform medifundo.

GoingPublic: Herr Biewald, was macht eigentlich medifundo?

Hinter medifundo verbirgt sich eine Crowdfinancing-Plattform. Im Gegensatz zu bestehenden Plattformen haben wir einen sehr spezifischen Ansatz: Wir fokussieren uns ausschließlich auf Life-Science-Unternehmen, die es seit geraumer Zeit besonders schwer haben, ausreichend finanziert zu werden. Wir wollen die Finanzierung über medifundo als Alternative zu bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten sowie als neuen Weg der Unternehmensfinanzierung etablieren. Life Science definieren wir hierbei recht weit, von der Medikamentenentwicklung über MedTech, Diagnostik, Tool- und Service Provider bis zu E-Health und anderen Dienstleistungen. Unsere Unternehmen möchten wir zudem längerfristig begleiten und stellen ihnen unser komplettes Life-Science-Netzwerk zur Verfügung, so dass sich durch medifundo positive Effekte weit über die Finanzierung hinaus realisieren lassen.

medifundo-Chef Peter Biewald: "Wollen medifundo als neuen Weg der Unternehmensfinanzierung etablieren." Foto: medifundo
medifundo-Chef Peter Biewald: „Wollen medifundo als neuen Weg der Unternehmensfinanzierung etablieren.“ Foto: medifundo
Die Unternehmen der Life-Science-Branche klagen schon lange über mangelndes Risiko- und Wachstumskapital. Reichen die Kapitalgrößen über Crowdfinancing überhaupt aus?

In der Tat erweist sich die Finanzierung insbesondere in der Startphase direkt nach der Gründung nach wie vor als schwierig: Viele innovative und vielversprechende Projekte münden gar nicht erst in Unternehmensgründungen, da die Finanzierung als unüberwindbares Hindernis angesehen wird. Die spezifischen Merkmale dieser Unternehmen – hoher Finanzierungsbedarf, längere Zeit bis zum Erreichen der Gewinnschwelle sowie komplexe Produkte und Geschäftsmodelle – treffen auf einen deutschen Finanzmarkt, auf dem sich nur eine Handvoll fachkundiger Wagniskapitalgeber und Business Angels tummeln. Das letztes Jahr verabschiedete Kleinanlegerschutzgesetz sieht aber immerhin 2,5 Mio. EUR Finanzierungsvolumen je Projekt vor, eine Summe mit der die meisten Unternehmen durchaus schon etwas anfangen können. Berücksichtigt man, dass die eingeworbenen Mittel als Eigenmittel gelten, so können auf dieser Basis Förderungen im selben Volumen beantragt werden. Zusätzlich sind viele Förderbanken bereit, das erzielte Funding-Volumen zu spiegeln, also dieselbe Summe nochmals zu investieren. Im besten Fall lässt sich so ein Finanzierungsvolumen jenseits von 5 Mio. EUR erreichen, das ist beispielsweise auch für Biotech-Unternehmen eine attraktive Summe.

 

Welche Expertisen bringen Sie selbst mit und wer investiert über medifundo?

Mein Gründungspartner Marcus Irsfeld und ich haben mehrere Jahre in der Martinsrider Biotechszene als CFOs verbracht und darüber hinaus Managementerfahrungen in weiteren Branchen gesammelt, etwa in der IT. Dies hilft insbesondere im Bereich E-Health aber auch bei Medizintechnik-Themen. Zusammen mit unseren eigenen Investoren, die überwiegend ebenfalls aus dem Life-Science-Bereich kommen, haben wir selbst über 250 Mio. EUR Finanzierungsvolumen in diesem Bereich eingesammelt. Die interne medizinisch- technische Evaluierung der Unternehmen geschieht über unser kompetentes Netzwerk und/oder unsere „medical advisors“. Gemäß unserem fundamentalen Ansatz, dass die eher komplexen Produkte und Geschäftsmodelle der Life-Science-Unternehmen am besten von Investoren mit Affinität zur Branche eingeschätzt werden können, wenden wir uns primär an Health-Care-Professionals, wie Naturwissenschaftler, Ärzte, Apotheker und rund um die Branche Interessierte, wie beispielsweise die Mitarbeiter von Labors oder Pharmaunternehmen. Wir sind uns aber sicher, dass sich zunehmend auch andere Investoren für Investments in diese Zukunftsbranche interessieren werden.