VC Magazin: Sie haben u.a. Ipsogen und Cellestis gekauft. Wie wollen Sie durch M&A‑Aktivitäten wachsen? Welche Targets haben Sie? Schatz: Unsere Akquisitionsstrategie stützt unsere Gesamtstrategie, Unternehmen bzw. deren Tests und Produkte einzukaufen, die wir auf unsere Geräte und Plattformen aufsetzen können. Das ist jetzt mit Ipsogen und Cellestis letztes Jahr der Fall gewesen. Wir haben Tests für latente Tuberkulose gekauft, die jetzt integriert werden. Cellestis kostete etwas mehr als 300 Mio. EUR. Aber es werden bei uns jetzt nicht Milliardenbeträge für Zukäufe sein. Regional expandieren wir sehr stark in Lateinamerika, Osteuropa und ähnlichen Regionen mit zum Teil kleinen Zukäufen. Technologie-Akquisitionen wie z.B. bei Genomsequenzierung mit Intelligent Biosystems führen wir immer wieder durch, diese Akquisitionen sind eine Art Grundrauschen. Wir haben auch viele Ausgründungen vollzogen, zwei davon wurden börsennotiert. Eines ist von Pfizer übernommen worden, das andere ist heute Evotec.

VC Magazin: Wo sollte die Politik bessere Rahmenbedingungen für Testverfahren und die Zulassungsprozesse und damit auch für Ihr Wachstum schaffen?
Schatz
: Wenn bewiesen wird, dass informationsgebende Technologien einen positiven Ergebnisbeitrag leisten, sollte man sie unkompliziert und schnell zulassen. Wir sind bei manchen Tests hingegen schon fast zehn Jahre im Prüfverfahren für die Erstattung. Pharmazeutische Produkte haben inzwischen über das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen ein interessantes System bekommen, bei dem die Zulassungsverfahren zeitlich begrenzt sind. Das fehlt bei uns. Wir haben mit einem Arzneimittelhersteller ein hochinteressantes Lungenkrebsmittel mit einem Gentest verbunden. Dieser Gentest wird Patienten identifizieren, die man mit dem neuen Medikament erfolgreich behandeln kann. Wenn man ohne den Gentest arbeitet, wird das Medikament mehr Leuten schaden, als es effektiv nutzt. Das Arzneimittel, das im Jahr ca. 30.000 EUR kostet, ist in Nullkommanichts erstattet worden. Der Gentest hingegen, der die Patienten auswählt, ist nach langem Tauziehen erst rund zwei Jahre später für die Erstattung zugelassen worden. Wir brauchen also eine Pflichtenlösung mit einer Frist zur Entscheidung für oder gegen Erstattung von Diagnostika.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

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