Bildnachweis: Katana Labs.

Katana – so heißt das legendäre Schwert japanischer Samurai. Es ist eine scharfe, mächtige Waffe und steht für Genauigkeit und Perfektion. In dieser Tradition japanischer Schmiedekunst sieht sich die Katana Labs GmbH, auch wenn sie nicht aus ­Japan, sondern aus Dresden stammt. Das im April 2023 als Spin-off der asgen GmbH gegründete Start-up entwickelt eine schlagkräftige, KI-basierte Waffe zur verbesserten Analyse von Krebsgeweben. Ihre neue Art der Krebsdiagnostik könnte ein wesentlicher Baustein zur wirksamen Bekämpfung dieser Krankheit sein.

 

PAIKON ist ein browserbasiertes ­digitales Mikroskop mit Cloudtechnologie und KI. Diese Kombination ermöglicht die Klassifikation und Analyse von Tumorgeweben hinsichtlich Tumorzellen, Tumorzellkernen und Gen­­signalen. In wenigen Sekunden – im Vergleich zu üblicherweise einer halben bis ganzen Stunde – erfolgt die vollautoma­tisierte, digitalisierte Analyse durch ­PAIKON mit äußerst hoher Genauigkeit.

Die HER2-FISH-Analyse bei Brustkrebs mittels PAIKON. Illustration: © Katana Labs
Die HER2-FISH-Analyse bei Brustkrebs mittels PAIKON. Illustration: © Katana Labs

KI-Assistenz soll ansteigende Krebszahlen meistern

„In der derzeitigen Krebsdiagnostik zeichnet sich eine Krise ab, denn wir verzeichnen einen massiven Anstieg von Krebs­fällen in Deutschland, der EU und weltweit. Damit steigt auch die ­Anzahl der zur effektiven Krebs­behandlung notwendigen Gewebeanalysen. Mit herkömm­lichen ­manuellen Diagnosemethoden wird dieser Anstieg zukünftig nicht bewältigt werden können“, so CEO Falk Zakrzewski. COO ­Nicolaus Widera ergänzt: „Die in ­PAIKON arbeitende KI-Assistenz adressiert dabei ­gezielt die drängendsten Anforderungen von Laboren im Hinblick auf Personal-, Zeit- und Kosteneffizienz.“

Analyse von Krebsgeweben auf zellulärer und subzellulärer Ebene

Im Wettbewerbsumfeld zeichnet sich das Krebsdiagnostikinstrument von ­Katana Labs deutlich aus. Während viele Mitbewerber ihren Fokus überwiegend auf Gewebeanalysen gelegt haben, ­ermöglicht PAIKON die Lokalisierung, Identifizierung und räumliche Analyse auf der zellulären und subzellulären ­Ebene. Diese Spatial Biology ermöglicht ein tieferes Verständnis der Tumorbiologie und Tumorheterogenität, was die Entwicklung personalisierter Diagnosen sowie Therapieansätze entscheidend verbessern kann. „Das macht PAIKON zu einer derzeit einzigartigen etablierten KI-Lösung für die fluoreszenzbasierte Bildgebungsmethodik in der Krebs­diagnostik auf gesamten Gewebe­stücken. Das unterstreicht sein be­sonderes ­Alleinstellungsmerkmal“, so ­Zakrzewski.

Die Gründer der Katana Labs v.l.n.r.: Nicolaus Widera, Walter de Back und Falk Zakrzewski. Foto: © Katana Labs
Die Gründer der Katana Labs v.l.n.r.: Nicolaus Widera, Walter de Back und Falk Zakrzewski. Foto: © Katana Labs

Besonderes Businessmodell soll schnell viele Kunden erreichen

Katana Labs bietet PAIKON als White-­labeled Software as a Service (SaaS) an Unternehmen in der Pathologiebranche an, darunter bisher Hersteller von Gewebe­färbstoffen und Hersteller von Mikros­kopen und Scannern für die Digitalisierung der gefärbten Gewebe. Bisher ist das Unternehmen durch eine Pre-­Seed-Finanzierung über 450.000 EUR (regionaler VC-Fonds TGFS und BAs) bis zum dritten Quartal 2024 finanziert. Für den Sommer 2024 strebt es das Closing einer Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,5 Mio. EUR an. Mit diesen Mitteln soll das Team auf 20 Mitarbeiter wachsen, eine Produktdiversifizierung entlang verschiedener Krebsentitäten wie Brust-, Lungen- oder Prostatakrebs und weiterer klinischer Analyseprotokolle erfolgen sowie enge Partnerschaften mit zahlreichen Unternehmen aus dem ­gesamten Digitalpathologiesegment aufgebaut werden.

Das PAIKON-Interface für die KI-basierte Analyse von Krebsgeweben. Illustration: © Katana Labs
Das PAIKON-Interface für die KI-basierte Analyse von Krebsgeweben. Illustration: © Katana Labs

PAIKON soll global werden

Mittelfristig zielt Katana Labs zusätzlich zum europäischen auf weitere Märkte wie Nordamerika und Asien ab. Zerti­fizie­run­gen wie QM ISO:13485 und ISMS ISO:27001 sind in Bearbeitung. Ab dem zweiten Quartal 2026 plant das Unternehmen eine Series-A-Finanzierung für den Markteintritt außerhalb Europas. Zusätzlich soll ein eige­nes Labor für die Erprobung KI-gestützter Methoden für die Pathologie aufgebaut werden. „Dort kann das mächtige Katana dann für erweiterte Ansätze in der Krebsdiagnostik geschärft werden“, so Widera.

KURZPROFIL KATANA LABS GMBH
Gründung:
April 2023
Standort: Dresden
Sektoren: Medtech, Biotech, Digital Health, Spatial Biology
Mitarbeiter: sieben Vollzeitangestellte und drei studentische Hilfskräfte
Internet: https://katana-labs.com

Dieser Artikel ist in der Plattform Life-Sciences-Ausgabe 1-2024 erschienen.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at GoingPublic Media AG | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.