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Es ist dreist, es ist unverschämt, es ist egoistisch – oder einfach Donald Trump. Der US-Präsident hat tatsächlich versucht, das Tübinger Biotech-Unternehmen CureVac mit 1 Mrd. USD in die USA zu locken, um seinem Land (und vermutlich auch sich selbst) einen potenziellen Impfstoff gegen das grassierende Coronavirus exklusiv zu sichern, sollte dieser tatsächlich entwickelt werden.

Das Krisen die Gemeinschaft zwischen Menschen fördern, kann an dieser Stelle mit gutem Gewissen in Frage gestellt werden. „America first“, der Rest kann sehen wo er bleibt – oder überlebt.

Zum Hintergrund: Laut Angaben von Curevac sind derzeit sämtliche internen Bemühungen des Unternehmens darauf gerichtet, einen mRNA-basierten Impfstoff gegen das neuartige Corona-Virus zu entwickeln, und zwar „mit dem Ziel, Menschen und Patienten weltweit zu erreichen, zu helfen und zu schützen“, wie das Unternehmen in einer offiziellen Mitteilung bekanntgab. Einem möglichen Verkauf von CureVac in die USA hat der Haupteigner des Unternehmens, die devini Hopp BioTech holding, eine Beteiligungsgesellschaft von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp, am gestrigen Sonntag einen Riegel vorgeschoben. dievini ist seit 2005 an CureVac beteiligt, die Holding hält über 80% der Anteile. Zweitgrößter Aktionär ist die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, die gemeinsam mit CureVac Impfstoffe gegen eine Reihe von Infektionserkrankungen entwickelt.

CureVac: Innovationen und Arbeitsplätze in Deutschland – für die Welt

Dietmar Hopp selbst äußerte sich wie folgt: „Seit wir 2005 dievini gründeten, bin ich davon überzeugt, dass das Verstehen molekularer Zusammenhänge Diagnose und Therapie auch schwerster Erkrankungen für Patienten weltweit transformativ verbessern wird.“ Dem Ziel, alle Menschen vor Infektionen zu schützen und Patienten weltweit besser therapieren und im besten Fall heilen zu können, sei er ebenso verpflichtet, wie seiner Absicht, nachhaltige innovative Infrastruktur und Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen. „Wenn es uns hoffentlich bald gelingt, einen wirksamen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln, soll dieser Menschen nicht nur regional, sondern solidarisch auf der ganzen Welt erreichen, schützen und helfen können. Ich wäre froh, wenn dies durch meine langjährigen Investitionen aus Deutschland heraus erfolgen würde“, so Hopp. Auch das Unternehmen CureVac wies in einer Pressemitteilung „die Behauptungen über den Verkauf des Unternehmens oder seiner Technologie deutlich zurück“.

Unterstützung aus der Bundespolitik

Auch Außenminister Heiko Maas kritisierte den mutmaßlichen Übernahme-Versuch der US-Regierung. „Deutsche Forscher sind führend an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beteiligt, in weltweiten Kooperationen.“ Man könnte nicht zulassen, dass sich andere ihre Forschungsergebnisse exklusiv aneignen wollen, so der SPD-Politiker.

CureVac ist von der internationalen Impfstoffkooperation CEPI mit der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Corona beauftragt worden. In diesem Zusammenhang hatte das Unternehmen von der CEPI auch eine finanzielle Förderung von 7,5 Mio. EUR erhalten.

Das mRNA-Molekül sieht CureVac dabei als eines der potentesten Moleküle zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Pandemie-Szenarien. Dringt das Coronavirus in den menschlichen Körper ein, soll das körpereigene Immunsystem darauf trainiert werden, das sogenannte Hüllprotein des Coronavirus als Feind zu erkennen und im Rahmen einer Immunreaktion zu bekämpfen.

CureVac produziert seit 2006 mRNA-basierte Impfstoffe und Therapeutika. Erst kürzlich hatte das Unternehmen positive Ergebnisse aus einer Phase-1-Studie mit dem mRNA-basierten Tollwut-Impfstoff CV7202 veröffentlicht. Das Prinzip der proprietären CureVac-Technologie basiert auf der Nutzung von mRNA als Informationsträger, um den menschlichen Körper zur Produktion der entsprechend kodierten Proteine anzuleiten, mit welchen eine Vielzahl von Erkrankungen bekämpft werden sollen. Mithilfe dieser Technologie widmet sich CureVac der Entwicklung von Krebstherapien, Antikörpertherapien, der Behandlung seltener Erkrankungen und natürlich prophylaktischer Impfstoffe.

Auch BioNtech forscht gegen Corona

Neben CureVac widmet sich auch das Mainzer Biotech-Unternehmen BioNtech der Bekämpfung des Corona-Virus. BioNtechs Produktkandidat BNT162 gilt als ein möglicher „first-in-class“ mRNA-Impfstoff, der zur globalen Bekämpfung von COVID-19 zum Einsatz kommen könnte. Die Mainzer sind hierfür eine Kooperation mit dem chinesischen Pharma-Konzern Fosun Pharma eingegangen, ebenfalls mit dem Ziel einen mRNA-Impfstoff gegen Corona zu entwickeln. Für die Forschung erhält BioNtech bis zu 120 Mio. EUR, davon 44 Mio. EUR im Austausch gegen Biontech-Aktien, aus China. Das Unternehmen beabsichtigt nach eigenen Angaben, die klinische Studie Ende April zu beginnen, vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung. Weitere Studien sollen in den USA und Europa folgen. Darüber hinaus befindet sich das Unternehmen nach offiziellen Angaben in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem bereits bestehenden Kooperationspartner Pfizer.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.