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Der Mangel an positiven Nachrichten bei den deutschen Firmen sowie die aktuell gedämpfte Investorenstimmung für börsennotierte Life-Science-Unternehmen lassen die Aktienkurse der meisten im Basket enthaltenen Firmen absacken. Von Stefan Riedel
Der im Mai 2022 aufgesetzte Biotech & Co. Basket der Plattform Life Sciences bildet aktuell die Wertentwicklung von 21 börsennotierten deutschen Biotechunternehmen und der Biotechfirma Marinomed aus Österreich ab, deren Aktie an deutschen Börsenplätzen gehandelt wird. Die wichtigsten Zahlen, Trends und Kursentwicklungen des Biotech-Baskets im Berichtszeitraum (1. Januar bis 31. März 2025):
- Der kumulierte Börsenwert aller 22 im Basket enthaltenen Unternehmen belief sich zum 31. März auf fast 31,6 Mrd. EUR. Für den Berichtszeitraum ergibt sich damit ein Rückgang um 22%. Ausschlaggebend dafür waren in erster Linie die Kursverluste bei den zwei Schwergewichten BioNTech und Qiagen. Größere Kursverluste verzeichneten darüber hinaus Formycon, Evotec und Immatics.
- Drei Unternehmen (BioNTech, Qiagen, Evotec) überschreiten bei der Marktkapitalisierung die Milliardengrenze.
- Die Basket-Gewichtung von BioNTech und Qiagen hat sich auf 89% erhöht
- Neun der 22 Unternehmen erreichen einen Börsenwert von mehr als 100 Mio. EUR. Weitere vier Aktien kommen auf eine Marktkapitalisierung zwischen 50 und 100 Mio. EUR.
- Fünf Aktien (atai Life Sciences, Immunic, Heidelberg Pharma, Biofrontera, Mainz Biomed) schafften im Berichtszeitraum eine positive Kursperformance.
Biotech-Quintett mit Kursverlusten
Im Auftaktquartal hat der Mangel an positiven Nachrichten hat die Aktienkurse der fünf höchstkapitalisierten deutschen Biotechs gedrückt. Im Einzelnen sind das: BioNTech, Qiagen, Evotec, Immatics und Formycon. Die negative Kursperformance dieser Aktien gab den Ausschlag dafür, dass die Marktkapitalisierung des gesamten Biotech-Baskets wieder auf das Niveau von Ende Juni 2024 gesunken ist.
BioNTech verbuchte im Geschäftsjahr 2024 aus zwei Gründen einen Konzernverlust. Zum einen sanken die Umsätze mit dem Covid-19-Impfstoff Comirnaty weiter von 3,8 auf 2,8 Mrd. USD. Zugleich erhöhten sich weiter die Forschungs- und Entwicklungskosten. Größter Hoffnungsträger in der Pipeline ist ein Krebs-Impfstoff, von dem sich BioNTech 2026 die erste Marktzulassung erhofft.
Die prozentual größten Verluste hatte Formycon zu verkraften. Die Aktie brach im Februar ein, nachdem das Unternehmen aufgrund der sich eingetrübten Umsatzaussichten auf dem US-Markt für zwei zugelassene Biosimilars Abschreibungen in der Bilanz vornehmen muss. Formycon hat auch die Umsatzprognose für 2025 nach unten korrigiert. Eine positive Nachricht betrifft die potenzielle Kommerzialisierung eines Hoffnungsträgers in der Pipeline. Formycon hat nach einem positiven Feedback durch die FDA die Phase-3-Studie für das Biosimilar FYB206 vorzeitig beendet. Die bislang vorliegenden klinischen Daten sind demnach ausreichend, um die therapeutische Vergleichbarkeit mit dem weltweit meistverlauften Krebsmittel Keytruda zu zeigen, dessen Schlüsselpatente 2028 auslaufen.
Zwei Micro Caps haben im Berichtszeitraum mit Kapitalmaßnahmen ihre finanzielle Basis gestärkt. Marinomed hat im Verbund mit dem erfolgreichen Sanierungsverfahren das Geschäft sein Produkt Carragelose, ein Nasenspray gegen Erkältungsviren, an Unither Pharmaceuticals verkauft. Der Erlös wird als einmaliger Gewinn von rund 18,9 Mio. EUR für das erste Quartal 2025 in die Bilanz eingebucht.
InflaRx hat mit einer Kapitalerhöhung im Februar die Reichweite der finanziellen Ressourcen bis 2027 verlängert. Die Ausgabe von 8,25 Mio. neuen Aktien in einem öffentlichen Angebot zu einem Preis von 2,00 USD je Aktie sorgte für einen Bruttoemissionserlös von 28,7 Mio. EUR. Mit dieser Transaktion sieht InflaRx die weitere Finanzierung von zwei klinischen Wirksamkeitsstudien gesichert.
FAZIT
Die im Basket enthaltenen deutschen Biotechfirmen haben im Berichtszeitraum deutlich schlechter abgeschnitten als der Nasdaq Biotechnology Index. Der wichtigste Branchenindex lieferte im ersten Quartal 2025 eine negative Performance von 5%. Die generelle Zurückhaltung der Investoren in den USA, dem weltweit größten Markt der Life-Science-Branche hat vor allem zwei Ursachen. Mit sieben Zulassungen ist der Markteintritt von neuen Arzneien im ersten Quartal vergleichsweise niedrig ausgefallen. Darüber hinaus sorgen die von der Regierung Trump begonnenen personellen Einschnitte im US-Gesundheitsministerium für Unsicherheit, in welchem Umfang die zu erwartenden Massenentlassungen die regulatorischen Prozesse für neue Arzneien beeinträchtigen werden.
Bei den deutschen Biotechs blieben die positiven Impulse aufgrund des Mangels an kurstreibenden Nachrichten aus. Die im Vorjahr gestiegenen Finanzierungsvolumina im Private-Equity-Sektor sind indes ein klares Indiz, dass innovative Geschäftsmodell weiter finanziell gefördert werden. Zugleich untermauern die kräftigen Kursgewinne bei Qiagen als Reaktion auf die überraschend starken Geschäftszahlen im ersten Quartal 2025, dass die Investoren positive Nachrichten weiter honorieren.
Autor/Autorin
Stefan Riedel
Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.