Laura Albarracin ist Research Analyst bei der oekom research
Laura Albarracin ist Research Analyst bei oekom research

Die Frage, wie ein Unternehmen im Hinblick auf die zentralen Herausforderungen der Nachhaltigkeit aufgestellt ist, spielt in den Vergütungssystemen von Vorständen und Führungskräften bisher kaum eine Rolle. Bei gerade einmal 6% der Unternehmen sind entsprechende Kriterien zumindest ansatzweise systematisch in den entsprechenden Leistungsbeurteilungs- und Vergütungssystemen verankert – dies ergab eine Analyse der Daten von mehr als 1.600 Großunternehmen durch oekom research. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss: Die weit überwiegende Mehrheit der Unternehmen nutzt dieses Instrument bisher nicht, um die nachhaltigkeitsorientierte Ausrichtung zu forcieren. Die Ergebnisse decken sich in der Summe mit den Daten aus dem Vorjahr und zeigen, wie langsam die Entwicklung hier voranschreitet.

Lediglich rund 6% der analysierten Unternehmen zeigen zumindest Ansätze zur Integration von sozialen, ökologischen und/oder wirtschaftsethischen Kriterien in die Vergütungsstrukturen ihrer Führungskräfte. Im Gegensatz dazu spielt dieses Thema bei über 91% noch überhaupt keine Rolle. Immerhin hat sich gegenüber dem Vorjahr eine leichte Verbesserung ergeben: Wurden 2014 bei nur 0,32% der Unternehmen die entsprechenden Maßnahmen von oekom research als „sehr gut“ bewertet, sind es nun mit 0,69% bereits doppelt so viele.

Finanzbranche Schlusslicht
Im Branchenvergleich schneiden die Energie- und Wasserversorger am besten ab. Mit einer Bewertung von 14,48 auf einer von 0 bis 100 (Bestnote) reichenden Skala stehen sie mit klarem Abstand vor der Metall- und Bergbaubranche mit einer Note von 12,70, der Telekommunikationsbranche mit einer Bewertung von 11,82 sowie der Automobilbranche mit 10,78.

Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich damit für 2015 ein etwas heterogeneres Bild. Damals platzierten sich mit der Energieversorgungsindustrie auf Platz 1, der Automobilindustrie und der Bergbaubranche auf den Rängen 2 und 3 sowie der Chemiebranche auf Rang 5 und der Ölindustrie auf Rang 6 vor allem Branchen in den Top 10, die insbesondere unter Umweltgesichtspunkten häufig in der Kritik standen und stehen. Für 2015 sind mit den Branchen Verkehrsinfrastruktur (Note 9,52) auf Rang 5 und Medien (7,58) auf Rang 9 zwei Neuzugänge in den „Charts“, die unter diesem Gesichtspunkt etwas aus dem Rahmen fallen.

Der Vergleich macht zudem deutlich, wie unterschiedlich schnell und stark sich Nachhaltigkeits- und Corporate Governance-Aspekte in den verschiedenen Industrien etablieren. Besonders stark aufgeholt haben in der aktuellen Betrachtung Branchen, die zwar nach wie vor eher am unteren Ende der Rangliste zu finden sind, hier aber immerhin Fortschritte gemacht haben: Die Baubranche (von 1,85 in 2014 auf 6,79 in 2015) und die Textilbranche (von 0,64 in 2014 auf 3,45) zeigen hier die deutlichsten Sprünge nach oben.  Unverändertes Schlusslicht bildet die Finanzbranche, bei der das Thema Vergütungssysteme in Abhängigkeit zur Nachhaltigkeitsperformance nach wie vor keine Rolle zu spielen scheint.