US-Vorstandsvorsitzender George W. Bush meint (zumindest haben seine Redenschreiber ihm das so vorgesetzt), daß die Steuersenkungen ihre Wirkung zeigten. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt könne nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Regierung hat nun wahrlich alles dafür getan, genau das zu beschleunigen – es ist schließlich Wahljahr –, doch unter dem Strich steht, daß seit Amtsantritt Bushs 2 Mio. Arbeitsplätze verschwanden. Entweder im Nichts oder aber nach Asien. Oder anders ausgedrückt: Diejenigen Big Player, die Bush-43 seine Wahl erkauften, namentlich die Rüstungs-, Öl-, Pharmaindustrie und diverse andere, halten sich nicht an ihre gegebenen Zusagen und lassen ihren Protegé jetzt im Regen stehen. Nun ja, sie kümmern sich halt um ihre eigenen volkswirtschaftlichen Belange, nachdem sie erhalten haben, was sie wollten. Nichtsdestotrotz finanzieren sie auch diesmal wieder die vermeintliche Wiederwahl, dann eben mit neuen beiderseitigen Zusagen.

Die Bush-Regierung ist in ihrer Verzweiflung in einen unkontrollierten Ausgabenrausch verfallen. Vorbild wäre ja immerhin Ronald Reagan mit seiner Supply Side Economics-Theorie (na gut, er hatte sicher keine Theorie, sondern machte es ganz einfach). Reagan bewies, daß man den Finanzhaushalt zerrütten, aber trotzdem vom Volk geliebt werden konnte. Und vom Finanzmarkt. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, daß Bush mit seinem Missile Defence-System, einer technisch wenig sinnvollen und höchstwahrscheinlich gar nicht realisierbaren orbitalen Raketenabwehr, eine Art Reagan-Memorial-Space-Shield über seinem geliebten Land aufziehen will. Wie sagten die Russen doch so trefflich: Was soll eine Technologie für 100 Mrd. US-$ bringen, wenn die Entwicklung von Gegenmaßnahmen nur 1 Mrd. US-$ kostet? Sie haben’s aber einfach nicht gecheckt, diese oberflächlichen Russen: Nicht die Entwicklung des Space Shields ist das eigentliche Ziel, sondern der Umstand, daß diese horrenden Milliardenbeträge in die Rüstungsindustrie fließen – wie für den Kauf des US-Präsidentenamtes im Jahr 2000 doch offenbar zugesagt worden war.

Die Bush-Strategie heißt Wiederwahl-koste-es-was-es-wolle. Und diese Strategie wird eine ganze Menge kosten. Im besten Fall kostet sie nämlich die Wiederwahl selbst.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.