Am 13.10.2011 hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung den „Deutschen Nachhaltigkeitskodex“ beschlossen. Seitdem gilt dieser als Maßstab für die strukturierte und transparente Darstellung der Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen – bislang noch auf freiwilliger Basis.

Der Kodex umfasst 20 Kriterien, mit deren Hilfe er Leistungsindikatoren aus den Bereichen Environment (Ökologie), Social (soziale Aspekte) und Governance (Fragen der Unternehmensführung) abfragt. Die Kriterien greifen auf bereits existierende internationale Kennzahlen-Standards zurück, wie beispielsweise die Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI), und ermöglichen es Unternehmen, Grad und Tiefe nachhaltigen Wirtschaftens messbar und vergleichbar zu machen. In einer – schon aus dem Deutschen Corporate Governance Kodex bekannten – Entsprechenserklärung kann das Unternehmen zusätzlich mitteilen, ob und inwieweit es den Anforderungen des Deutschen Nachhaltigkeitskodex genügt.

Begriffsentwicklung

Bei genauerer Betrachtung ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ nicht so neu, wie er scheint. 1987 definierte die Brundtland-Kommission bereits: „Dauerhaft ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Auch dem Corporate Governance Kodex ist der Begriff der Nachhaltigkeit bekannt: Er benennt „nachhaltige Wertschöpfung“ als Leitprinzip für die Unternehmensführung. Das Aktiengesetz schreibt vor, dass die Vorstandsvergütung bei börsennotierten Gesellschaften auf eine „nachhaltige Unternehmensentwicklung“ auszurichten ist. Der Corporate Governance Kodex empfiehlt die Orientierung an einer eben solchen Unternehmensentwicklung zusätzlich, wenn es um die variable Vergütung des Aufsichtsrats geht.

Diese Beispiele verdeutlichen, welche Entwicklung der Nachhaltigkeitsbegriff vom breiten Modebegriff zum klar umrissenen Kriterienkatalog gemacht hat, der Unternehmen im Rahmen ihrer Berichterstattung und weiteren Stakeholder-Kommunikation als Maßstab dient. Die Tatsache, dass 14 DAX-Unternehmen und 16 MDAX-Unternehmen einen separaten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht haben, bestätigt diese Entwicklung. Außerdem haben bereits 12 börsennotierte Unternehmen eine Entsprechenserklärung zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex abgegeben.Es spricht vieles dafür, dass der Deutsche Nachhaltigkeitskodex einen ähnlichen Weg einschlägt wie der Corporate Governance Kodex – vom freiwilligen Instrumentarium über ein empfehlendes Regelwerk bis hin zur Vorlage für Gesetzesänderungen, durch die seinen Anforderungen verpflichtender Charakter zukommt.

Auf der Seite www.nachhaltigkeitsrat.de steht der Deutsche Nachhaltigkeitskodex zum Download zur Verfügung.

Bedeutungszuwachs

Nachhaltigkeit entwickelt sich zunehmend vom reinen Reputationsthema der PR-Abteilungen zum Strategiethema in der Unternehmensentwicklung. Viele DAX-Unternehmen haben für den Verantwortungsbereich Nachhaltigkeit/Corporate Social Responsibility (CSR) eigene CSR-Beauftragte oder ganze CSR-Teams geschaffen und diesen Bereich auf Vorstandsebene angesiedelt. Durch die fortschreitende Globalisierung sind heutzutage Zulieferer, Produktionsstandorte und Märkte weltweit verteilt und damit zwangsläufig schwerer im Blick zu behalten. Gleichzeitig verlangen die Stakeholder mehr Transparenz über den unternehmerischen Umgang mit Ressourcen sowie die Einhaltung von Menschenrechten und ökologischen Standards. Im Zuge dessen reicht es nicht mehr, einen einzelnen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Es heißt vielmehr, die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig zu gestalten, um sich im internationalen Wettbewerb um Kunden, Mitarbeiter, Investoren, Lieferanten und Ressourcen erfolgreich zu positionieren.

Das Studium der Websites von DAX-Unternehmen bestätigt die Wahrnehmung, dass Nachhaltigkeit ein „nachhaltiges“ Wachstumsfeld ist, auf dem Kompetenz aufgebaut wird. 20 DAX-Werte haben über die jeweiligen Corporate Websites ausführliche eigenständige Nachhaltigkeitsseiten verlinkt, die optisch und inhaltlich aufwendig gestaltet sind. Bei detaillierter Lektüre wird klar, wie tief die jeweiligen Nachhaltigkeitsaktivitäten der Unternehmen in die Ablauforganisation eingreifen.

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