Bildnachweis: Knaus Tabbert.

Caravaning ist nicht erst seit Corona beliebt: im eigenen Heim ungebunden und frei zu reisen – das spricht immer mehr Menschen an. Und geht es nach Manuel Taverne, Leiter Investor Relations bei dem Caravan-Anbieter Knaus Tabbert, bleibt das Wachstum des Markts auch in den kommenden Jahren hochdynamisch. Für Knaus Tabbert sollen dadurch große Ziele realistisch werden.

GoingPublic: Sie leiten seit März den IR-Bereich bei Knaus Tabbert. Wie läuft Ihr Jahr bisher – welchen Herausforderungen mussten Sie sich stellen, was hat Sie überrascht?

Taverne: Ich versuche, Überraschungen zu vermeiden.

Nein, im Ernst: Ich bringe 15 Jahre Erfahrung mit und habe bei mehreren Börsenneulingen den Bereich Investor Relations aufgebaut. Mit Knaus Tabbert habe ich die Chance bekommen, in einen hochdynamischen Marktumfeld einen Kapitalmarkteinsteiger auf dem Börsenparkett zu unterstützen. Das Tolle an diesen Positionen ist, dass man nicht als jemandes Nachfolger beginnt, sondern alles selbst gestalten und aufbauen kann – und man lernt nie aus.

Was hat Sie an Knaus Tabbert besonders interessiert?

Das Unternehmen agiert in einem Markt mit enormen Wachstumsraten, die noch steigen sollen, wenn man z.B. dem Caravaning Industrie Verband (CIVD) Glauben schenkt. Zudem sind die Kennzahlen absolut solide. Jetzt gilt es, die Firma einer breiteren Kapitalmarktöffentlichkeit bekannt zu machen.

Wie soll das konkret aussehen?

Mein Ziel ist ganz klar, eher früher als später im SDAX zu sein. Das mag für manche größenwahnsinnig klingen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass wir dieses Ziel erreichen können.

Was heißt „eher früher als später“?

Wenn wir erst in fünf Jahren im SDAX sind, habe ich meinen Job nicht gut gemacht; zwei Jahre – das sollte möglich sein.

Wie können Sie auf diesem Weg bestmöglich unterstützen?

Knaus Tabbert ist noch nicht bekannt genug – das ist eine Schwachstelle. Durch aktives Marketing erreiche ich zunehmend mehr Sichtbarkeit: Als ich den Investor-Relations-Bereich übernommen habe, hatten wir 500 Aktien Umsatz täglich – heute sind wir bei knapp 5.000. In zwei Monaten habe ich den Umsatz verzehnfacht, und das ist sicher nicht das Ende. Zahlreiche Interessierte möchten investieren.

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Zudem betrachte ich nicht nur institutionelle Investoren als relevant, sondern messe auch Retailanlegern eine große Bedeutung zu. Ich bin der Überzeugung, dass man an der Basis arbeiten muss, um eine Marke – bzw. in meinem Fall: ein Unternehmen – bekannt zu machen.

Darüber hinaus will ich die Fortschritte in der Digitalisierung, die Corona gebracht hat, auch nach der Pandemie für uns nutzen. Videokonferenzen und digitale Formate funktionieren. Mit diesen Tools erreicht man wesentlich mehr Menschen als physisch. Die Reichweite, die man über digitale Medien generieren kann, ist um ein Vielfaches größer. Das bleibt ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit.

Wie steht Knaus Tabbert da?

Es besteht die sehr große Chance, dass Knaus Tabbert in einigen Jahren ein komplett anderes Unternehmen ist als heute – und zwar im positiven Sinn, wenn wir das Marktwachstum hernehmen. Schon bis dato sind wir enorm gewachsen und wir wollen auch künftig von der Entwicklung profitieren: Laut Studien der Caravaning-Verbände soll allein der deutsche Markt in den nächsten fünf Jahren – bis 2025 – um jährlich 14% wachsen. Faktoren wie der Trend zum mobilen Arbeiten und ein erhöhtes Umweltbewusstsein, Stichwort ESG, beschleunigen das noch.

Wie entwickelt sich der Aktienkurs?

Wir sind mit einem Angebotspreis von 58 EUR an die Börse gegangen. Anfang des Jahres stand das Papier auf einem Höchstwert von 73 EUR. Seither wurden die, als solche titulierten, „Coronaaktien“ aus den Portfolios genommen. Das haben wir – wenngleich wir uns nicht als Coronaprofiteur sehen – auch gespürt, allerdings nicht dramatisch. Der Kurs hat sich knapp unter 70 EUR eingependelt, mehr als 10 EUR über dem Ausgabepreis.

Wie differenziert sich Knaus Tabbert von Wettbewerbern?

Knaus Tabbert ist im Markt die Nummer drei.

Wir differenzieren uns z.B. über die Anzahl der Marken im Sortiment: Trigano vertreibt mehr als 30 Marken, das ist bei Hymer ähnlich. Wir haben hingegen nur fünf Marken im Angebot – dadurch erhöht sich die Wertschöpfung pro Marke deutlich. Das soll auch höhere Skaleneffekte mit sich bringen.

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Zudem hängen bei Knaus Tabbert alle Standorte an einem einzigen Produktionssystem. Wir können nahezu jedes Produkt an jedem Standort produzieren.

Unser nächster Vorteil ist, dass wir der stärkste Anbieter im größten Markt sind. Deutschland ist im weltweiten Vergleich der größte Absatzmarkt für Caravans – mit mehr Zulassungen als ganz Nordamerika. Knaus Tabbert generiert 80% des Absatzes in Deutschland. Dieser Marktzugang erlaubt es uns, schneller und stärker zu wachsen als die Konkurrenten.

Klingt überzeugend.

Und das ist noch nicht alles: Wir betreiben darüber hinaus mit www.rentandtravel.de eine eigene Buchungsplattform, die es uns ermöglicht, den Kunden früher an das Unternehmen bzw. seine Konzernmarken zu binden. Er erhält die Chance, Fahrzeuge erst einmal zu mieten. Wer dann die gute Erfahrung mit unserer Marke gemacht hat, entscheidet sich sehr wahrscheinlich auch beim Kauf für Knaus Tabbert. Die Software hinter der Plattform haben wir selbst entwickelt, 180 Händler in Europa sind bereits angebunden, außerdem auch Reiseagenturen.

Sie sind begeistert von Ihrem Produkt, das hört man. Darf ich also davon ausgehen, dass Sie selbst Caravaning-Urlaub machen?

Das würde ich sehr gerne. Ich muss mich aktuell aber einem Bungalow am Campingplatz begnügen, da meine drei Kinder noch zu klein sind. Fragen Sie mich in einem Jahr wieder.
Grundsätzlich finde ich aber: Man muss sein Produkt schon verstehen. Wenn ich über Caravaning und mobiles Reisen spreche und auf Ihre Frage antworte: Ich campe nicht, sondern schlafe lieber im Hilton – dann würde ich doch die Glaubwürdigkeit verlieren. Für mich ist Authentizität das Wichtigste.

Herr Taverne, vielen Dank für das gute Gespräch – und viel Freude beim Campen.

Manuel Taverne, KnausTabbert

Über den Interviewpartner:
Manuel Taverne blickt auf mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich Kapitalmarktkommunikation zurück. In seiner bisherigen Laufbahn hat er bereits drei Börsengänge begleitet bzw. den Fachbereich aufgebaut. Vor seinem Wechsel zur Knaus Tabbert AG leitete er seit 2015 den Bereich Investor Relations beim österreichischen Luftfahrtkonzern FACC AG. Davor war er für neun Jahre in leitender Funktion in den Bereichen Investor Relations und Konzernkommunikation bei der Polytec Holding AG tätig

Autor/Autorin

Isabella-Alessa Bauer