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An der Startlinie smart sein und Strategieoption IPO offen halten

Besonders in den ersten Jahren sind das Management von Wachstum und der sukzessive Aufbau von Infrastrukturen wichtig. Kenntnisse in den Bereichen Controlling, Organisation, Marketing und Personalführung spielen dabei ebenfalls eine große Rolle. Natürlich muss sich jedes Unternehmen zu Beginn intensiv um die Entwicklung des Geschäftsmodells und damit um Wachstum kümmern. Vieles spricht jedoch dafür, von Anfang an den Aufbau der richtigen Infrastruktur und der Prozesse nicht zu vernachlässigen. Dies spart Nerven, aber auch Geld und überzeugt Investoren in Finanzierungsrunden von Beginn an. So hält man sich strategische Finanzierungs- und Exit-Optionen zu jeder Zeit offen und kann schneller und flexibler handeln. Ein Börsengang ist eine aufregende Zeit. Allerdings ist es angesichts der wachsenden Anforderungen der Investoren und Regulatoren an die Transparenz unerlässlich, einen Plan nicht nur für die Zeit bis zum Börsengang, sondern insbesondere für die Zeit danach bereitzuhaben. Ein IPO erfordert eine strukturierte und gemanagte Transformation von einem privat geführten in ein öffentlich notiertes Unternehmen. Betroffen sind Infrastruktur, Prozesse und neue Verantwortungsbereiche mit neuen Aufgaben. Ziel ist es, die IPO-Readiness auf eine clevere, smarte Art umzusetzen. Die rechtzeitige Vorbereitung beginnt mindestens ein bis zwei Jahre vor dem IPO und zielt insbesondere auf die Erfüllung der Pflichten und die Kür nach dem Börsengang ab.

 

Neues Potenzial für Unicorn-IPOs in Europa

Für Nachschub sorgt auch die europäische Start-up-Szene mit jungen Wachstumsunternehmen, den sogenannten Gazellen, die im ersten Halbjahr so viel frisches Kapital erhalten wie nie zuvor. Die Mittelzuflüsse stiegen um 27% auf 10,2 Mrd. EUR; die Zahl der Finanzierungsrunden, u.a. in den Hotspots London, Berlin und Paris, legte um 19% auf 1.995 zu. Zu den Top-Three-Regionen zählen UK mit 3,1 Mrd. EUR, Deutschland mit 2,4 Mrd. EUR und Frankreich mit knapp 2 Mrd. EUR.

Die aktuelle Niedrigzinsphase, die hohe Verfügbarkeit von Kapital und die nicht-finanziellen Vorteile eines Börsengangs befördern den aktuellen Trend der Unicorn-IPOs. So werden für 2019 weitere bekannte Namen in der IPO-Pipeline gehandelt.

IPO-Investoren haben klare Vorstellungen von einem erfolgreichen IPO. Qualitativ hochwertige Unternehmen zu einem vernünftigen Preis, geführt vom richtigen Team und mit einer starken Unternehmensgeschichte, werden die Aufmerksamkeit des Marktes erregen, auch wenn sich die IPO-Platzierungsfenster schnell öffnen und schließen. Bei Investoren rangiert eine attraktive Preisgestaltung an der Spitze der fünf wichtigsten Erfolgsgründe für IPOs, gefolgt von einer fesselnden Equity-Story, dem Vertrauen in das Management, dem richtigen Timing, sowie nicht zuletzt der IPO-Readiness.

Zum Autor

Dr. Martin Steinbach ist Partner und IPO Leader bei EY. Er verantwortet seit April 2011 den Bereich IPO und Listing Services in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Darüber hinaus leitet er das IPO Leader
Netzwerk in Europa, Mittlerem Osten, Indien und Afrika.

Der Artikel erschien zuerst in der Dezember-Ausgabe des GoingPublic Magazins.

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