Quelle: Close Brothers Seydler Bank
GoingPublic: Was sagt die Aufsicht dazu? Immerhin dürfen Sie als Fonds sicher nicht in so kleinteilige Anleihen investieren, dass es Privatplatzierungen gleicht.

Valentiner: Das ist ein wichtiger Punkt. Normalerweise muss das Emissionsvolumen der Anleihe mindestens 50 Mio. EUR betragen. So kam es auch zu der heutigen Ausgestaltung der Mittelstandsanleihen, dass sie ein Rating mitbringen müssen, welches von der BaFin akzeptiert wird. Aber nicht nur für die BaFin, auch für unsere Kapitalanlagegesellschaft – in dem Fall AmpegaGerling/Talanx – müssen die Ratings akzeptabel sein. Unsere Kunden, größtenteils Institutionelle, waren an einem solchen Fonds absolut interessiert, haben aber ihrerseits gefordert, dass die Fondskonstruktion kompatibel mit dem Fonds-Aufsichtsgesetz sein müsste. So haben wir jetzt eine I- und eine P-Tranche, wobei zwei Drittel der Anlagegelder in der I-Tranche für Institutionelle und ein Drittel in der für Private stecken.

GoingPublic: Gibt es nicht ein Problem mit den diversen Anleihen ohne Rating wie Dürr oder dergleichen?

Valentiner: Ja, in der Tat. Wir dürfen bis zu 20% nicht geratete Anleihen beimischen. Aber wir tun das nur ungern, weil unsere institutionellen Investoren dabei immer genau ihre VAG-Auflagen im Hinterkopf haben. Unter B- gehen dürfen wir zudem nicht. Ohne die von der BaFin anerkannten Ratingagenturen Euler-Hermes und Creditreform wären diese neuen Anlagemöglichkeiten für institutionelle Adressen gar nicht möglich geworden. Für den Privatanleger derweil bedeutet das Rating gar nichts – seine Hausaufgaben muss er ohnehin machen.

Führ: Es hat uns geholfen, dass die Stuttgarter Börse, die ja federführend als erstes mit einem eigenen Segment am Markt war, gleich relativ hohe Standards gesetzt hat. So sind wir dann auch parallel im Oktober 2010 mit unserer Fondslösung gestartet. Eigentlich hätte ich erwartet, dass schnell diverse andere Anbieter nachziehen, aber mit Beginn der Staatsschuldenkrise im ersten Halbjahr 2011 kam nichts mehr nach.

GoingPublic: Mit 1 Mio. EUR Anlage dürften Sie aber den Kurs einer Anleihe zum Beispiel am Bondm reichlich beeinflussen.

Valentiner: Unsere Regel dafür lautet maximal 1% einer weniger liquiden Anleihe und bis zu 3% einer der liquideren. Bei einem Emissionsvolumen von beispielsweise 30 Mio. EUR also nur wenige hunderttausend Euro. Diese niedrige Quote von bis zu 1% ist auch nachvollziehbar: Über diese Unternehmen weiß man zunächst nur wenig, da sie keinen Track Record wie BMW oder Haniel mitbringen, so dass wir auf unsere eingangs erwähnten vier Fragen angewiesen sind.

GoingPublic: Der Kursverlauf des Fonds seit Auflage war aber auch durchaus volatil.

Valentiner: Das letzte Jahr hat gezeigt, wie stabil unsere Fondslösung im Vergleich zum direkten Investment in Mittelstandsanleihen war. Denn dort ist es häufig zu  kräftigen marktbedingten Schwankungen gekommen.

GoingPublic: Herr Führ, Herr Valentiner, vielen Dank an Sie beide für die interessanten Einblicke.

Das Interview führte Falko Bozicevic.

Joh. Führ Asset Mittelstands-Rentenfonds AMI

Der Johannes Führ Mittelstands-Rentenfonds AMI (ISINs: DE000A0YAYH3 (I) und DE000A0YAYG5 (P)) hat derzeit (Anfang Februar 2012) als fünf kleinste Titel Alba, S.A.G. Solarstrom (2010/15), MAG IAS, German Pellets und Underberg, der Titel mit dem höchsten Kupon ist 3W Power (9,25%). Das kumulierte Fondsvolumen beträgt rund 70 Mio. EUR.

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