GoingPublic: Was würde ein Brexit für London und Umland im Umkehrzug bedeuten? Die Frage ist nicht so trivial, wie sie sich ggf. anhört – viele glauben ihre Einschätzung aus der Ferne treffen zu können, ohne je in London gewesen zu sein.


Holzwarth: Ich denke, dass London nur bedingt darunter leiden wird. London ist eine große Drehscheibe des internationalen Finanzmarkts, das wird mit ein paar Abstrichen auch nach einem Brexit so bleiben. Ich befürchte aber in der Tat die Auswirkung auf andere Wirtschaftszweige, die vor allem in der Fläche angesiedelt sind. Es wird sicher noch spannend, zu beobachten, was genau passieren wird, in welchem Umfang und wann.

GoingPublic: Etwas weiter ausgeholt: Wo sehen Sie die besten Investitionsmöglichkeiten im Real Estate Sektor auf Sicht der nächsten paar Jahre?


Holzwarth: Vor allem in Investitionen in Büroliegenschaften an erstklassigen Standorten. Ich gehe nicht davon aus, dass die Nachfrage in den nächsten Monaten oder auch Jahren nachlassen bzw. zurückgehen wird. Aufgrund des sich weiter verknappenden Angebots wird sich der Wettbewerb um qualitativ gute Liegenschaften in den B- und C-Städten mit positiven demografischen Fundamentaldaten voraussichtlich verstärken und die Renditen dort ebenfalls unter Druck geraten. Auch der Umsatz industriell genutzter Objekte wird wohl weiter zunehmen, da Investoren auf andere Produkte und Märkte ausweichen müssen. Im Wohnsegment kann es sich für Investoren lohnen, auch Standorte mit unter 50.000 Einwohnern zu prüfen. Hier dürfen die Städte bzw. das Einzugsgebiet jedoch nicht zu klein sein.

GoingPublic: … und natürlich: Was und wo sollte man dann nicht unbedingt (mehr) sein?


Holzwarth: Nach dem Brexit? Meine Antwort wird jetzt nicht London sein, denn ich glaube, dass es dort immer gute Chancen und Investitionsmöglichkeiten für ausgewählte Produkte geben wird. Es ist falsch, davon auszugehen, dass in London die Lichter ausgehen werden. Es wird auch nach einem Brexit ein funktionierender Standort bleiben, aber eben mit veränderten Rahmenbedingungen. Und die Immobilienwirtschaft hat ja auch in der Vergangenheit schon häufig bewiesen, dass sie sehr anpassungsfähig ist.

GoingPublic: Herr Holzwarth, besten Dank für die hervorragenden Einblicke.

Das Interview führte Falko Bozicevic und erschien zuerst in der August-Ausgabe des GoingPublic Magazins.
Björn Holzwarth ist Sprecher von German Property Partners (GPP), einem deutschlandweiten Netzwerk lokal führender Gewerbe-Immobiliendienstleister. Er ist Geschäftsführer von ELLWANGER & GEIGER Real Estate, wo er 1996 als Leiter des Bereichs Bürovermietung begonnen hat und später ins Investmentgeschäft gewechselt ist.

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