Bildnachweis: Porsche AG.

Am gestrigen Montag gab Porsche (www.porsche.com) auf einer Investorenveranstaltung einen vertieften Einblick in die eigenen Finanzen und die Pläne für die kommenden Jahre – vor allem, um mögliche Aktionäre von dem Autobauer zu überzeugen. Ziel von Blume und auch von VW-Chef Herbert Diess ist es, eine möglichst hohe Bewertung des Unternehmens zu erzielen, wenn wie geplant im vierten Quartal die Aktien an der Börse notiert werden. Denn VW will viel Geld durch den Anteilsverkauf einspielen, um die nötigen Investitionen in die eigenen Elektropläne stemmen zu können.

Porsche SE bestätigt Gespräche bezüglich eines möglichen Börsengangs – (goingpublic.de)

Finanzchef Lutz Meschke stellte in Aussicht, langfristig eine EBIT in Höhe von 20% des Umsatzes erreichen zu können, vergangenes Jahr kam Porsche auf 16%. Solche Margen sind nur im oberen Luxusbereich mit entsprechenden Verkaufspreisen zu holen. Die Firma aus Stuttgart-Zuffenhausen sieht sich im Bereich von 100.000 EUR und mehr je Auto gut aufgestellt.

Blume will den Kundinnen und Kunden Luxus bieten, aber nicht zu einem Nischenanbieter werden. Der Spagat zwischen höheren Verkaufszahlen und Exklusivität wird aber kein Selbstläufer. „Masse war nie unser Antrieb und wird es auch nicht werden“, so Blume.

Der Hersteller will den Umsatz in der mittleren Frist weiter spürbar steigern, in den kommenden Jahren um 7 bis 8% im jährlichen Schnitt. Als Marge peilt das Unternehmen dabei zwischen 17 und 19% an. Mit dem derzeitigen Marktanteil fühlt sich das Management den Aussagen zufolge wohl.

Basis ist ein geplantes Wachstum von bis zu 18% auf 38 bis 39 Mrd. EUR Erlös in diesem Jahr. Nach 16% im Vorjahr soll die operative Marge zwischen 17 und 18% liegen. Damit könnte Porsche bis zu rund 7 Mrd. EUR Betriebsgewinn erreichen.

Mehr Preisgestaltungsmacht bei E-Modellen

Schub bei der Rendite soll auch von den neuen Elektroboliden kommen. Meschke sieht für Porsche bei den Käufern von Elektromodellen noch mehr Preisgestaltungsmacht als ohnehin schon bei den Verbrennern des Konzerns. Nach dem Macan und dem Cayenne plant Porsche einen dritten, noch darüber angesiedelten Stadtgeländewagen (SUV), der vollelektrisch und laut Blume „sehr sportlich“ ausfallen soll und in Leipzig gebaut werden wird. Ende des Jahrzehnts sollen acht von zehn verkauften Porsches vollelektrisch sein.

Mehr Eigenständigkeit durch Börsengang

Nach vielen Jahren unter dem Konzerndach von VW könnte Porsche über einen Börsengang wieder an Eigenständigkeit gewinnen. Das Aktienkapital soll zur Hälfte in stimmberechtigte Stamm- und stimmrechtslose Vorzugsaktien aufgeteilt werden. Bis zu ein Viertel der Vorzugsaktien will VW an der Börse platzieren.

Von den Stammpapieren sollen 25% plus eine Aktie an die Eigentümerholding Porsche SE gehen, in der die Familien Porsche und Piëch ihre Anteile am VW-Konzern gebündelt haben und ihn mit einer Stimmenmehrheit kontrollieren. Die Familien wollen mit dem Schritt wieder direkten Einfluss auf den Autobauer mit dem Familiennamen bekommen. In Wolfsburg reden nämlich starke Mitarbeitervertretungen und das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat mit.

Mit einer eigenen Börsennotierung könnte der Wert des Sportwagenbauers deutlicher werden als unter der Konzernobhut, glauben Analysten – und damit auch den Volkswagen-Aktionären zugutekommen. Das Porsche-Management wollte sich zur angestrebten Bewertung nicht äußern, am Markt gehen Schätzungen aber von einem Gesamtwert des Unternehmens von 80 bis 90 Mrd. EUR aus. Allerdings schwankt der Markt infolge von Lieferproblemen und dem Ukraine-Krieg derzeit stark und könnte die Pläne auch noch durchkreuzen. Mit einem Streubesitz von angestrebten 12,5% könnte es jedenfalls einer der größten Börsengänge der jüngeren Zeit in Deutschland werden.

Jahres-Chart Porsche SE Vorzugsaktie:

Quelle: www.finanzen.net

Aktuelle Marktkapitalisierung: 20,7 Mrd. EUR.

Jahres-Chart VW Stammaktien:

Quelle: www.finanzen.net

Aktuelle Marktkapitalisierung: 83,5 Mrd. EUR.

 

 

Autor/Autorin

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.