Am 1. September 2025 versammelte sich die M&A-Insurance-Community in der OpernTurm Lounge in Frankfurt. Die sechste Ausgabe des M&A Insurance Summer Forum bot ein kompaktes, aber hochkarätiges Programm aus Vorträgen, Diskussionen und Networking, das sich auf die fachlichen Aspekte und Markttrends von Versicherungslösungen für M&A-Transaktionen konzentrierte. Durch den Abend führte Robert Engels von WTW.

Foto: © GoingPublic Media AG

Dr. Markus Rasner, Rechtsanwalt bei Oppenhoff, eröffnete den Abend augenzwinkernd: „Ich habe heute Mittag noch überlegt, ob ich das mit dem Summer einflechten soll, aber im Moment sieht es wieder eher nach Sommer aus. Insofern sind wir lucky, dass wir nachher noch auf die Dachterrasse gehen können.“ Er erinnerte an die Entwicklung des Produkts: „Wir wollen sicherlich nicht zurück in die Zeit vor zehn, zwölf Jahren, als wir drei Tage in einem Boardroom Garantieklauseln verhandelt haben.“ Das Produkt müsse „sustainable“ bleiben.

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Markus Rieger, Vorstand der GoingPublic Media und Organisator des Events, ergänzte: „Wir sind vor vielen Jahren mal auf das Thema gestoßen, nachdem es sich immer wieder als Markttrend etabliert hat. Am Anfang waren es Verkäuferpolicen, heute fast nur Käuferpolicen. Es macht uns immer noch sehr viel Spaß, einmal im Jahr da tief reinzuschnuppern.“

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Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt

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Den Auftakt der Fachvorträge übernahm Michael Drill, Vorstandsvorsitzender von Lincoln International. In seinem Impuls „M&A Markt 2025 – ein Ausblick“ zeichnete er ein differenziertes Bild der Lage. Das laufende Jahr sei geprägt gewesen von einem deutlichen Rückgang der Deals. „2025 war ein schwaches Jahr für Übernahmen deutscher Unternehmen. Große, transformative Deals blieben aus, es dominierten defensive Transaktionen und Continuation Funds“, so Drill.

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Dennoch gebe es Anlass für Zuversicht: Familienunternehmen im Mittelstand zeigten eine steigende Verkaufsbereitschaft, und ungelöste Nachfolgeprobleme würden zusätzlichen Druck auf die Eigentümer ausüben. Analysten und Märkte blickten positiv nach vorne, wie die Rekordstände der Aktienkurse von M&A-Investmentbanken belegten. Drill schloss mit einer klaren Prognose: „Ich gehe davon aus, dass wir 2026 rund 20% mehr Übernahmen sehen werden.“

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Im anschließenden Panel diskutierten Drill, Dr. Eike Houben von BASF, Marc Jacob von Karl Storz und Mathias Weidner von Deutsche Private Equity über Private-Equity-Investitionsverhalten und M&A-Trends. Houben berichtete, dass die BASF in den vergangenen Jahren überwiegend Carve-outs realisiert habe, man aber mit dem neuen CEO wieder verstärkt Akquisitionen in den Blick nehme. Jacob erläuterte, wie das Familienunternehmen Karl Storz M&A strategisch nutzt, um die Digitalisierung voranzutreiben und neue Geschäftsfelder zu erschließen. „Mittelstand ist keine Zahl, sondern Lebensgefühl“, betonte er, und genau deshalb sei die M&A-Strategie so entscheidend für die Weiterentwicklung. Weidner schließlich erklärte, dass DPE weiterhin in wachstumsstarke Mittelstandsunternehmen investieren wolle und trotz der Herausforderungen attraktive Chancen im Markt sehe. Gemeinsam stellten die Panelisten fest, dass der Abbau des in den vergangenen Jahren entstandenen Dealstaus ein wesentlicher Treiber für das Jahr 2026 sein werde.

Trends bei W&I-Versicherungen, Tax Insurance und Specialties

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Im zweiten Teil des Abends standen die Spezialthemen rund um W&I- und Tax-Insurance im Mittelpunkt. Den Auftakt machte Dr. Heiko Bertelmann von Norton Rose Fulbright mit seinem Vortrag „Uncertain times, certain coverage? Zölle und ihre möglichen Auswirkungen auf W&I-Versicherungen“. Er beleuchtete die Folgen der jüngsten Zollpolitik und warnte: „Zölle verteuern Importe, stören Lieferketten und erschweren Businesspläne. Das hat bereits spürbar M&A-Aktivitäten gebremst.“ Für die Versicherungsbranche sei es entscheidend, neue Risiken präzise im Underwriting zu bewerten. Pauschale Ausschlüsse lehnte er ab: „Die Stärke des Produkts liegt im informed risk taking – der Einzelfall entscheidet.“

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Im Anschluss sprach Boris Dürr von Heuking über aktuelle Entwicklungen bei der Versicherbarkeit von Small- und Mid-Cap-Transaktionen. Er zeichnete die Entwicklung des Marktes nach: „Früher galt: Unter 100 Mio. EUR Transaktionsvolumen ist eine W&I-Versicherung kaum darstellbar. Heute sehen wir regelmäßig Policen schon bei 30 Mio. EUR.“ Um den Zugang zu noch kleineren Deals zu erleichtern, seien neue Konzepte wie die „Small Deal Insurance“ nötig, die mit standardisierten Policen, weniger Due Diligence und festen Versicherungslimits von beispielsweise 2,5 Mio. EUR arbeiteten.

Marktchancen und Effizienzpotenzial des W&I-Produkts

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Darauf folgte Marco Niehaus von Acquinex mit seinem Vortrag über „Neue Kommerzialität? Kundenbindung, Marktchancen und Effizienzpotenzial des W&I Produkts“. Er präsentierte die Ergebnisse einer groß angelegten Umfrage in der DACH-Region. Ein zentrales Ergebnis lautete: „Broker spielen die zentrale Rolle in Ansprache und Verhandlung. Ohne sie existiert der Markt nicht.“ Niehaus betonte, dass das Produkt einfacher, effizienter und stärker auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet werden müsse, um dauerhaft erfolgreich zu bleiben.

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Dr. Nicolas Seyler von Ambridge griff anschließend das Thema „Blind Spot Coverage“ auf. Er warnte vor unentdeckten Risikobereichen, die im Underwriting nicht ausreichend erfasst seien: „Blind Spots können erhebliche Haftungslücken schaffen. Der Markt muss entscheiden, wie viel Unsicherheit tragbar ist und welche Ausschlüsse praktikabel sind.“

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Adriaan Louw und Sven Förster von Clyde & Co. setzten sich in ihrem Impuls „Multiples im Fokus“ mit der Verbindung von Unternehmensbewertung, Schaden und Versicherungsschutz auseinander. „Überhöhte Multiples bergen Risiken sowohl für Käufer als auch für Versicherer“, erklärte Louw. Die Höhe möglicher Schäden und der Versicherungsschutz hingen zunehmend direkt von Bewertungsannahmen ab, weshalb ein engeres Zusammenspiel zwischen Deal-Team und Underwriter erforderlich sei.

Perspektiven für den W&I-Markt

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Nach den Impulsen folgten zwei Panels, die aktuelle Entwicklungen im Markt aufgriffen. Unter der Überschrift „W&I Markt quo vadis?“ diskutierten Till Liebau von Oppenhoff, Niki Demirbilek von Rising Edge und Sebastian Schmitt von Liberty GTS. Liebau beobachtete, dass die Deckungspositionen immer aggressiver geworden seien und das Produkt an seine Grenzen stoße. Demirbilek verwies auf den technologischen Wandel: „Künstliche Intelligenz verändert das Underwriting massiv. In Großbritannien gibt es bereits Policen, die in drei Stunden gezeichnet werden – das ist nur mit Technologie möglich.“ Schmitt betonte: „Ein schnell ausgezahlter Schaden ist das beste Marketing, um die Funktionsfähigkeit des Produkts zu zeigen“ und ergänzte: „Die zunehmenden Risiken sind eigentlich gut für uns – unser Produkt lebt davon, Lösungen zu bieten.“

Tax-Insurance-Trends 2025

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Im Panel „Tax-Insurance-Trends 2025“ diskutierten Thomas Voß von WECOYA, Anna-Katharina Bartels von Möhrle Happ Luther und Sarah Slavik-Schulz von Certa Insurance Partners. Bartels stellte klar: „Alles, was litigation-nah ist, wird von Carriern mit höchster Vorsicht behandelt. In Europa heißt das höhere Preise oder sehr substanzielle Begründungen.“

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Slavik-Schulz ergänzte: „Wir sehen mehr Tax-Risiken, die auf dem Radar der Finanzverwaltung sind. Themen, die früher nicht versicherbar schienen, werden heute geprüft.“ Bartels betonte, dass Rechtsrisiken eher versicherbar seien, während faktische Risiken schwieriger blieben. Voß fügte hinzu: „Ein deutscher Underwriter wird nicht nervös, wenn geprüft wird – das ist Arbeitsgrundlage.“ In der Nachfrage zeigte sich ein klarer Trend: steuerliche Nachfolgethemen und Financial-Engineering-Strukturen nehmen zu. Slavik-Schulz erklärte: „Im Mittelstand ist das Produkt noch wenig bekannt, gewinnt aber an Bedeutung – besonders bei Nachfolgethemen.“ Der Ausblick war eindeutig positiv. Bartels verwies auf den starken Anstieg der Submissions in den vergangenen Jahren, Slavik-Schulz sprach von wachsender Nachfrage bei natürlichen Personen, und Voß schloss: „Tax Insurance wächst unabhängig von klassischen M&A-Zyklen.“

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Den krönenden Abschluss bildete ein stimmungsvolles Get-together auf der Dachterrasse, wo sich bei sommerlicher Abendstimmung, kühlen Drinks und angeregten Gesprächen beste Gelegenheit zum Knüpfen neuer Kontakte bot – Networking at its best!

FAZIT

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Das 6. M&A Insurance Summer Forum machte deutlich, wie stark sich die Rahmenbedingungen für Transaktionen verändert haben. Geopolitische Unsicherheiten, protektionistische Maßnahmen, hoher Wettbewerbsdruck und technologische Umbrüche stellen die Branche vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig herrscht spürbarer Optimismus, dass sich M&A-Versicherungen als verlässliche Stütze in diesem Umfeld bewähren werden.

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