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Die 2022 verabschiedete EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive) sowie das im Januar 2023 in Kraft getretene Lieferkettengesetz verpflichten börsennotierte und auch privat gehaltene Unternehmen ab bestimmten Größenordnungen zu einem stärkeren Fokus auf ESG-Aspekte in der Unternehmensführung. Unabhängig von den regulatorischen Vorgaben hat sich in den letzten Jahren immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt, dass ESG-Erwägungen in der Unternehmensstrategie und somit auch bei jeder Phase des M&A-Prozesses eine entscheidende Rolle spielen.

Angesichts des Schadens, den schlechte ESG-Standards dem Image eines Unternehmens zufügen können, gaben die Befragten einer Studie von Mergermarket an, ESG-Themen vor allem wegen der potenziellen Haftung zu priorisieren (67%), gefolgt vom Druck der Investoren (20 %). Allerdings bestätigte auch mehr als die Hälfte der Befragten (56%), dass die Berücksichtigung von ESG-Standards der Rendite von M&A- und generellen Investitionsentscheidungen zuträglich ist. Künftig werden ESG-Aspekte nicht nur ein Instrument zur Identifizierung und Reduzierung von Risiken sein, sondern zunehmend auch ein Hebel zur Wertschöpfung.

Die Anzahl ESG-bezogener M&A-Transaktionen wuchs weltweit von rund 5.700 Deals anno 2011 auf 9.200 Transaktionen im Jahr 2021. Dieses Wachstum von 60% ist deutlich stärker als der Anstieg aller M&A-Deals (+28%), sodass sich der Anteil von ESG-Deals an allen M&A-Transaktionen von 12% im Jahr 2011 auf 22% anno 2021 fast verdoppelte.

 

 

 

 

 

 

Nach unserer Erfahrung mit ESG-veranlassten M&A-Transaktionen sind vier Aspekte besonders relevant bei der Umsetzung erfolgreicher ESG-M&A-Deals:

  1. M&A-Strategie – Auswahl des Zielunternehmens

ESG-Überlegungen sollten von Anfang an in der Unternehmensstrategie vollumfänglich berücksichtigt werden. Im Rahmen der M&A-Strategie sind die definierten ESG-Kriterien vor allem in der Anfangsphase einer Transaktion wichtig. Unternehmen suchen zunehmend nach Transaktionen, die dazu beitragen, ihr ESG-Profil insgesamt zu verbessern und damit auch ihre Fähigkeit, langfristigen Wert für die Stakeholder zu schaffen.

Hierbei kann es sich um potenzielle Übernahmeziele handeln, die es u.a. dem Käuferunternehmen ermöglichen, sein Produktangebot, um wichtige ESG-bezogene Fähigkeiten und Erkenntnisse zu erweitern oder den Energiemix zu diversifizieren und grüner zu gestalten.

Kulturelle Kompatibilität ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Unternehmenskaufs. Unterscheidet sich die Unternehmenskultur eines Zielunternehmens erheblich von der eigenen, können Reibungen zwischen Mitarbeitern und anderen Stakeholdern die Integration und die Realisierung des Werts der Transaktion erschweren. Eine Reihe von ESG-Research- und Ratinganbietern hat quantitative Messgrößen für die Unternehmenskultur entwickelt, die als Proxy verwendet werden können, um die Wahrscheinlichkeit eines M&A-Erfolgs aus kultureller Sicht zu messen und zu bewerten.