Die Börse Düsseldorf hat wieder das Börsen-Unwort des vergangenen Jahres ermittelt: „Bitcoin Boom“ war im Rückblick auf das Jahr 2017 für die Börsianer der häufig zitierte Begriff, der oft „ungläubiges Kopfschütteln“ausgelöst habe, so die Börse Düsseldorf in einer Medienmitteilung.

Der Bitcoin sei zwar im letzten Jahr außerordentlich angestiegen – doch unter einem Boom verstehe man an der Börse dennoch etwas anderes.Im Wirtschaftslexikon wird der Boom als „ausgeprägte Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität“ definiert; typischerweise als Phase im Konjunkturzyklus oder bei einer Börsenhausse. „Beim sogenannten Bitcoin Boom darf eben diese wirtschaftliche Aktivität in Frage gestellt werden“, erklärt Thomas Dierkes, Geschäftsführer der Börse Düsseldorf. Während ein Anstieg der Aktienkurse regelmäßig als Konsequenz auf starkes Wachstum bei den Unternehmensgewinnen oder prognostizierten Umsatzzahlen hindeutet, ist hinter dem phänomenalen Kursanstieg des Bitcoins von über 1.000 Prozent in 2017 nur wenig Substanz erkennbar.„Das ursprünglich digitale Zahlungsmittel ist zum reinen Spekulationsobjekt geworden, was seine Funktion als Währung stark in Frage stellt.“

Manche vergleichen den Bitcoin Boom mit der holländischen Tulpenmanie im frühen 17. Jahrhundert, als für die Blumenzwiebeln exotischer Sorten immer höhere Preise geboten wurden, was dann auch einfache Bürger in ein Spekulationsfieber versetzte.

Bitcoin – reines Spekulationsobjekt?

Das auch an der Börse geltende Prinzip von Angebot und Nachfrage führte beim Bitcoin zu Steigerungen von rund 1.000 Dollar am Jahresanfang 2017 bis auf Höchstpreise von über 20.000 Dollar im Dezember. Auch zwischenzeitlich heftige Crash-Phasen oder Tages-Rücksetzer von 20 % wirkten wohl eher reizvoll und haben immer mehr Zocker angelockt, was weiter für extreme Kursausschläge sorgt. Doch wo bei steigenden Aktienkursen fundamentale Kennzahlen die Einordnung erleichtern und auch die Realwirtschaft über Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen positive Effekte zeigt, ist die Spekulation mit Bitcoins davon weitgehend entkoppelt.

„Technisch betrachtet steckt in der beim Bitcoin zum Einsatz kommenden Blockchain-Technologie großes Potenzial, was in der Finanzindustrie bisweilen auch als Bedrohung der eigenen Geschäftsmodelle wahrgenommen wird“, erläutert Dierkes. „Einige der zahlreichen Neugründungen in diesem Umfeld werden sich auch erfolgreich etablieren können.“ Umwelttechnisch darf der immense Energieverbrauch angemahnt werden, der 2018 beim Bitcoin angeblich ähnlich viel Strom benötigen soll wie ganz Argentinien. Mit Blick insbesondere auf die privaten Anleger gilt es, die irrationalen Auswüchse und realen Risiken transparent zu machen.

Autor/Autorin