Die Corporate Finance-Beratungsgesellschaft Carlsquare rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Wachstum im internationalen Health-IT-Marktgeschehen. Die aktuellen Transaktionen in diesem Segment zeigen, dass sich der Trend zu Konsolidierungen bei IT-Anbietern im Gesundheitsbereich fortsetzen wird. Vor allem die Telemedizin wird demnach weiter an Bedeutung gewinnen, wie die Gesellschaft im Rahmen ihres aktuellen Reports „EUROPEAN HEALTH IT M&A MARKET – Snapshot 2019: Telemedicine finally happening“ darlegt.

In Sachen Telemedizin jedoch, liege Europa im Vergleich zu den USA noch weit zurück. Auch wenn zuletzt Fortschritte zu erkennen waren, so hemmen doch strikte Vorschriften im Bereich Datenschutz Patientenrechte zuweilen die Umsetzung weiterer Innovationen in diesem Bereich. Auch gebe es hierzulande noch zu wenig Erstattungsmöglichkeiten im Bereich der Telemedizin.

Dänemark als Vorbild in Europa

Als ein positives Beispiel bei der Umsetzung von Maßnahmen der Telemedizin in Europa nennt die Studie Dänemark. Beispiele seien die Hausüberwachung für COPD-Patienten oder virtuelle Krankenhäuser für Schwangere und die Wundversorgung. Finanziert werden diese Initiativen in Dänemark von der öffentlichen Hand.

„Für 2019 erwarten wir einen Anstieg der Transaktionen im europäischen Health IT Markt im Vergleich zu den Vorjahren. Die Transaktionen in dem Segment zeigen, dass der Trend in Richtung Konsolidierung von Health-IT-Anbietern geht und Telemedizin in Europa an Bedeutung gewinnt“, sagt Caspar Graf Stauffenberg, Managing Partner bei Carslquare. „Im Bereich Telemedizin liegt Europa allerdings noch immer weit hinter den USA, es sind aber Fortschritte sichtbar. Einige Länder haben bereits begonnen, medizinische Konsultationen über das Telefon zu erstatten, allerdings nur unter strengen Auflagen“, so Stauffenberg.  

Bedingt durch die steigende Nachfrage nach einer besseren Gesundheitsversorgung steigt die Notwendigkeit der Einführung fortgeschrittener Informationssysteme im Gesundheitssystem. Demzufolge nehmen auch die Investitionen von IT-Akteuren in diesem Sektor zu. Ein Treiber dieser Entwicklung sind vermehrte Regierungsinitiativen, beispielsweise in Deutschland die Einführung der elektronischen Patientenakte und digitalisierter Krankenhausinformationssysteme. Vor diesem Hintergrund kommt es vermehrt zu Konsolidierungen im Bereich IT bzw. Künstlicher Intelligenz, oftmals unter Beteiligung großer US-Unternehmen.

Ein weiterer Health-IT-Trend, der laut den Verfassern der Studie künftig eine große Wirkung entfalten wird, ist Big Data. Hier geht es vor allem um die Nutzung in der Wirkstoffforschung und im Bereich klinischer Studien.

Mehr Transaktionen im Jahr 2019 erwartet

Insgesamt wird für 2019 mit einem Anstieg der Gesamttransaktionszahl im Vergleich zu den Vorjahren gerechnet. Allein im 1. Quartal 15 Software-Anbieter-Deals, 1 Deal mit intelligenten Implantaten und 1 Deal mit Pharma-Big-Data-Angeboten ausgewiesen. Die Mehrheit der Unternehmen wurde von strategischen Investoren und rund 10% von Finanzinvestoren übernommen.

Einführung moderner Krankenhausinformationssysteme

Wenn auch später als in anderen Teilen der Welt, so wird auch in Europa die Telemedizin immer mehr an Bedeutung gewinnen. Daneben sticht die Einführung der elektronischen Patientenakte (EHR) und moderner Krankenhausinformationssysteme (KIS) hervor. So ist es in letzter Zeit auch hier vermehrt zu Konsolidierungen von EHR- und KIS-Unternehmen gekommen, häufig getrieben von großen US-Unternehmen. Da es sich um einen stetig wachsenden Markt handelt, wächst das Bedürfnis nach besserer Gesundheit, so die Macher der Studie. Diese erwarten, dass in den kommenden Monaten weitere Geschäfte von EHR / HIS-Unternehmen abgeschlossen werden. Schließlich setzen Krankenhäuser zunehmend EHR- und KIS-Systeme ein, um Patienten langfristig als Kunden zu halten.

Die Studie zum Download finden Sie hier.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.