Mit dem Projekt InfanDx startet der Bonner Life Science Inkubator (LSI) in die nächste Runde der Projektentwicklung. Das Team um Ron Meyer, PD Dr. Matthias Keller und Prof. Dr. Hans-Peter Deigner hat in den vergangenen Jahren intensiv und erfolgreich an der Entwicklung von Biomarkern zur eindeutigen Diagnose eines Sauerstoffmangels beim Neugeborenen, medizinisch perinatale Asphyxie genannt, geforscht. In der Inkubation des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes soll der Assay jetzt in Bonn bis zur Marktreife entwickelt werden. „Perinatale Asphyxie ist trotz großer Fortschritte in der neonatologischen Intensivmedizin ein hoher Risiko-faktor für zerebrale Schädigungen“, sagt Dr. Jörg Fregien, Geschäftsführer der Forschungseinrichtung des LSI.

Die perinatale Asphyxie kann vor, während oder nach der Geburt auftreten und ist vor allem unmittelbar nach der Geburt nur schwer zu diagnostizieren. Aktuell wird die Krankheit bei rund 40% der geschädigten Kinder nicht rechtzeitig identifiziert. Dies ist umso unbefriedigender, als mit der Hypothermie bereits eine Behandlung existiert. Hierbei werden die Neugeborenen nach der Geburt für 72 Stunden unter intensiver Beobachtung therapeutisch gekühlt. Diese Therapie soll nach Richtlinien der Bundesärztekammer im Zeitfenster von maximal sechs Stunden nach der Geburt begonnen werden. Derart angewandt kann die Hypothermie schwere Folgeschädigungen wie Zerebralparese (spastische Lähmung), Erblindung oder weitere neurogische Beeinträchtigungen verhindern oder deutlich verringern.

Die Biomarker von InfanDx sollen als erstes, zuverlässiges Diagnostikum die betroffenen Neugeborenen rechtzeitig innerhalb des therapeutischen Zeitfensters identifizieren. „Wenn es gelingt, die von uns entdeckten Biomarker in einen Test einzubauen, der einfach bei Babys angewendet werden kann, ist dies ein Meilenstein in der Neugeborenmedizin“, erklärt Dr. Keller, Neonatologe und Chefarzt der Kinderklinik Dritter Orden in Passau.

Der hohe „medical need“ und die Möglichkeit bei Neugeborenen lebenslange Einschränkungen zu verhindern hat auch das Investmentgremium des LSI überzeugt. Das Projekt wurde nun einstimmig zur Inkubation aufgenommen.

Im LSI können Forschungsprojekte aus den Bereichen Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren aufgenommen und bis zur Marktreife entwickelt werden. Das bundesweit einmalige Projekt wird durch eine Public-Private-Partnership aus Bund, Land Nordrhein-Westfalen, Wissenschaftsorganisationen und privaten Investoren getragen.

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