GoingPublic: Wie sehen Sie die Chancen für Venture Capital im Cleantech-Bereich über den Moment hinaus, also im „Big Picture“?
Schütz: Die Chancen sind im Moment eher schlecht, was am Begriff „Valley of Death“ deutlich wird. Cleantech durchlebt ähnlich wie die Internet- und Biotech-Industrie gerade eine Art Delle. Vor uns liegt zwar ein steiler Weg nach oben, an dem wir allerdings noch am Anfang stehen. Besonders die angedeuteten Effizienzthemen bieten viel Potenzial: So wird der Weltmarkt derzeit auf 500 Mrd. USD geschätzt, wobei wir mit 3 bis 4 Bio. EUR in den nächsten fünf bis zehn Jahren rechnen. Perspektivisch stehen die Chancen also sehr gut, aber aktuell ist die
Lage noch schlecht, was ein großer Fehler ist – denn gerade heute sollte man in Cleantech investieren!

GoingPublic: Wieso passiert dann aktuell meist das Gegenteil?
Schütz: Das Problem der Vergangenheit war oftmals, dass unterschätzt wurde, wie lange diese Investitionen dauerten und es oft keine Anschlussfinanzierungen mehr gab. Viele Unternehmen mussten deshalb Insolvenz anmelden. Darum achten wir in unserem Konsortium
sehr stark darauf, dass wir die Finanzierung bis zum Break-even durchfinanzieren können. So halten wir auch das Doppelte dessen, was wir initial investieren, nochmals als Reserve zurück.

GoingPublic: Weshalb boomt der Markt in den USA und China, während in Deutschland der Kapitalmarkt für neuere Technologien wenig zu bieten hat?
Schütz: Die Amerikaner sind im Biotech-, Cleantech- und Internet-Bereich einfach besser in der Vermarktung. So gibt es dort noch große Investoren, die auch gute Erfolge erzielt haben – ein Beispiel ist die jüngste Übernahme von Nest Labs durch Google. Dies beweist, dass es
sowohl für VC-Investoren als auch für Privatinvestoren ein spannender Markt sein kann. Da sind die USA und China, die sehr fortschrittlich in Erneuerbare Energien investieren, einfach momentan stärker. Es müssen hier in Deutschland also viel mehr Erfolge nachkommen – das
Know-how ist ja vorhanden.

GoingPublic: Wie könnten Themen wie Energieeffizienz in Zukunft noch stärker vorangetrieben werden?
Schütz: Wir in der Bevölkerung müssen einfach noch sensibler mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen – denn durch einfache Maßnahmen kann extrem viel Energie eingespart werden. Meiner Ansicht nach ist Elektromobilität beispielsweise noch sehr unterentwickelt, obwohl ich der Überzeugung bin, dass das eine Zukunft haben wird in Deutschland und unbedingt stärker vorangetrieben werden sollte. Dennoch gilt: Solche Themen müssen erstmal in den Köpfen der Menschen ankommen!

GoingPublic: Herr Schütz, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Autor/Autorin

1
2