Der Nasdaq Biotech Index hat 2013 eine exzellente Performance von 60% erzielt und Insys Therapeutics (NASDAQ: INSY), das Anfang Mai 2013 unter neuem Namen ein gelungenes IPO feierte, hat an diesem Erfolg einen nicht unerheblichen Anteil. Insys startete mit 8,50 USD in den ersten Handelstag und notiert aktuell bei 53,81 USD (17. Jan. 2013). Ein Plus von sage und schreibe 533%! Wie gerechtfertigt ist diese Bewertung? Lohnt ein Blick auf Insys oder sollten Investoren auf Kursrückschläge warten? Wir werfen einen kurzen aber kritischen Blick auf Insys.

Dass Insys Therapeutics zu einem der am besten performenden Biotech-IPOs des Jahres 2013 wurde hat mehrere Gründe. Einer sind bereits vermarktete Produkte mit relevanten Umsätzen. Ein zweiter Grund sind schlechte Nachrichten von den Wettbewerber Tesaro (NASDAQ: TSRO) und Opko Health (NYSE: OPK) im Dezember. Nachdem deren Schmerzkiller Rolapitant in einer Phase-III-Studie versagte, freuten sich Insys Investoren über weitere Kursgewinne.

Einen Vorgeschmack auf die Wirkung schlechter Nachrichten auf den Aktienkurs erhielten Investoren ebenfalls im Dezember. Nach der Überstellung einer Vorladung wegen Marktmanipulation und der Initiierung von mehreren Sammelklagen verlors die Insys-Aktie in kurzer Zeit 17% ihres Wertes. Auch wenn sich das Papier wieder erholte, der Ausgang dieses Szenarios ist nicht absehbar.

Insys agiert in einem Wachstumsmarkt
Nicht zu unterschätzen ist der Markt, in dem Insys agiert. Hochwirksame Schmerzmittel auf Opioid- und THC-Basis treffen schon heute auf einen Markt, der ein Volumen von 3 Mrd. USD jährlich besitzen soll. Krebspatienten sind die primäre Zielgruppe für solche Schmerzmittel und deren Zahl wächst laut globaler Statistiken noch immer ungebremst. Bis 2018 soll der Markt für solche Schmerzmittel auf 5 Mrd. USD jährlich anwachsen. Das Medikament Subsys, das auf der von Insys entwickelten sublingualen Spray-Technologie basiert und 2012 in den Markt startete, konnte in weniger als einem Jahr mehr als 30% des 388 Mio. USD schweren Marktes für starke Schmerzmittel auf TIRF-Basis (transmucosal immediate-release fentanyl) gewinnen.

Seit Kurzem hat Insys deswegen mit Vorwürfen der Marktmanipulation zu kämpfen. Wie Insys den Schmerzmitteln Actiq und Fentora, beide vom Marktführer Teva Pharmaceuticals (NYSE: TEVA) vermarktet, in so kurzer Zeit so viele Marktanteile abluchsen konnte, soll nun geprüft werden. Bei Insys ist Subsys für einen Großteil des Umsatzes verantwortlich. Im dritten Quartal hat Insys damit 28,4 Mio. USD Umsatz erzielt. Die Umsätze haben auch die Bruttomarge deutlich nach oben gezogen, sie stieg in Q3 von 59% im Vorjahr auf nun 89%. Der Nettoerlös stieg im dritten Quartal 2013 auf 11,6 Mio. USD oder 51 Cents je Aktie. Eine signifikante Verbesserung gegenüber dem Vorjahresverlust von 46 Cents je Aktien.

Vorsicht vor Strafzahlungen
So überzeugend die Zahlen auch sein mögen und so erfolgreich das IPO von Insys auch gewesen sein mag, es könnte ein rauher Wind aufziehen. Wie hoch die Wogen der Vorladung durch das Department of Health and Human Services noch schlagen, ist bisher nicht klar. Stellen sich Unregelmäßigkeiten bei der Vermarktung von Subsys heraus, könnten hohe Strafzahlungen die Folge sein. Cephalon war 2008 für einen ähnlichen Vorwurf auf Zahlung von 425 Mio. USD verdonnert worden. Mehrere Anwälte haben sich aktuell auf Insys gestürzt und fordern Aktionäre zu Sammelklagen gegen das Unternehmen auf. Selbst wenn sich die Vorwürfe nicht bestätigen, die Rechtskosten in 2014 dürften sich deutlich erhöhen.

Fazit
Die Nachfrage nach wirkungsvollen Schmerzmitteln für Krebspatienten wächst, gleichzeitig konnte Tesaros Rolapitant nicht so überzeugen, dass es Subsys wirklich gefährlich werden könnte. Außerdem arbeitet Insys gerade an einem recht interessanten oral zu verabreichenden Medikament auf Basis von THC (Tetrahydrocannabinol), dem psychoaktiven Stoff in Marijuana. THC eignet sich nicht nur bei durch Chemotherapie verursachter Übelkeit, sondern könnte auch gegen Appetitlosigkeit bei AIDS-Patienten Einsatz finden. IMS Health geht für einen oralen THC-Wirkstoff von einem Marktvolumen von 135 Mio. USD aus. Schon 2014 will Insys einen Zulassungsantrag für die orale Version an die FDA überstellen. Wie sich die Unregelmäßigkeiten hinsichtlich Vermarktung und Off-Label-Gebrauch auswirken, bleibt abzuwarten. Ist Subsys tatsächlich so wirksam wie Insys sagt, sollten Ärzte und Patienten ungeachtet der Vermarktungsvorwürfe weiterhin am Schmerzmittel festhalten. Allerding dürfe der Off-Label Use, also die Nutzung für nicht zugelassene Indikationen, massiv zurückgehen. Potenziellen Investoren bleiben also nur zwei Dinge, kaufen und die Umsatzentwicklung genauestens verfolgen, oder vorsichtshalber erst einmal abwarten.

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