Ernst & Young Global Biotech Report 2012
Dass sich die globale Biotech-Branche insgesamt weiter erholt, zeigte die Präsentation des Global Biotech Report 2012 von Ernst & Young. Erstmals seit Beginn der weltweiten Finanzkrise konnten die „etablierten Märkte“ (USA, Europa, Kanada und Australien) 2011 wieder ein Umsatzwachstum von über 10% auf rund 83 Mrd. USD erzielen. Auch die Forschungsausgaben stiegen deutlich – um 9% auf rund 23 Mrd. USD. Zudem floss frisches Kapital in Höhe von über 33 Mrd. USD in die Branche. Allerdings profitierten davon vorwiegend Großunternehmen mit einem Umsatz ab 500 Mio. USD. Für die Masse der kleineren Biotechunternehmen bleibt die Finanzierungssituation angespannt.
„Angesichts der heutigen Kapitalknappheit können wir uns die Ineffizienz der klassischen Forschungs- und Entwicklungsprozesse für Medikamente nicht mehr leisten. Die Branche muss unbedingt Redundanzen beseitigen, die Zusammenarbeit mit Wettbewerbern während der Entwicklung fördern und neue Formen des Austauschs von Daten finden“, so Glen Giovannetti, Partner und Global Biotech Leader bei Ernst & Young. Als neues Lösungsmodell schlug er das sogenannte „holistic open learning network“ (HOLNet) vor, das Daten unterschiedlichster Quellen aus dem Healthcare-Ökosystem bündelt, von Pharmakonzernen über Forschungsinstitute bis hin zu Biotechfirmen. Der Datenaustausch auch mit Konkurrenten setzt allerdings ein starkes Umdenken in den Unternehmen voraus.
Steve Burrill: Innovation trotz Sparpolitik
Wie es der Biotechbranche gelingen kann, in einem von Sparpolitik und Kapitalknappheit geprägten Umfeld innovativ zu bleiben, stand im Fokus der Präsentation („Innovating in the New Austerity“) von Steven Burrill, CEO von Burrill & Company – einem der bestbesuchten Vorträge der BIO. Er beleuchtete die zentralen Ergebnisse seines im 26. Jahrgang erscheinenden Reports zur Lage der Biotechindustrie. Ein verstärkter Kostendruck im Gesundheitswesen, das Auslaufen vieler Blockbuster-Medikamente und höhere Entwicklungskosten zählten zu den wichtigsten Herausforderungen der Branche, so Burrill. Für Big Pharma stehe das bisherige Geschäftsmodell auf dem Prüfstand. Die Konzerne versuchen, ihre F&E-Ausgaben zu reduzieren, setzen stärker auf Kooperationen oder Übernahmen innovativer Biotech-Firmen als auf eigene Wirkstoffentwicklung, suchen neue Märkte in Schwellenländern, starten F&E-Zentren in BRIC-Staaten oder überlegen, in die Generika-Produktion einzusteigen. Besondere Bedeutung kommt einer konzernübergreifenden Bündelung von F&E-Ressourcen zu. Hier bieten sich Chancen für innovative Biotechfirmen.
„Worldview Report and Scorecard“: Deutschland auf Platz 16
Die Innovationskraft weltweit führender Biotechnationen nahm der im vierten Jahrgang erscheinende „Worldview Report and Scorecard“ der US-Fachzeitschrift Scientific American unter die Lupe, dessen Ergebnisse auf der BIO präsentiert wurden. Deutschlands Innovationsfähigkeit schneidet dabei relativ schlecht ab und ist nicht unter den globalen Top Ten zu finden. Platz 1 belegen die USA, gefolgt von Dänemark und Singapur. Deutschland belegt seit 2009 nur Platz 16. Relativ gut schneiden die Deutschen beim Patentschutz, bei Stiftungen und bei der Zusammenarbeit mit Universitäten ab, schlechter in Bezug auf ein unternehmensfreundliches Umfeld und beim Thema Ausbildung/Fachkräfte.
Ausblick
Trotz aller Herausforderungen zeigte sich Jim Greenwood, President und CEO des Veranstalters Biotechnology Industrie Association (BIO), optimistisch: „Die diesjährige BIO war außerordentlich erfolgreich. Die Mehrheit der Besucher blickt positiv in die Zukunft“, so das Resümee von Greenwood. Nächstes Jahr wird die BIO International Convention vom 22. bis 25. April in Chicago (McCormick Place) stattfinden.