Nach einem ruhigen Februar zeigte der Trend am Primärmarkt zuletzt wieder in die richtige Richtung. Mit dem Frühling scheint die Lust auf Neuemissionen zurückzukehren.

Derzeit lässt sich ein monatliches Auf und Ab bei den Neuemissionen feststellen. Auf einen starken Monat folgt ein schwächerer. Getreu diesem Muster zog das Geschäft in den vergangenen Wochen wieder merklich an. Sowohl Zahl als auch Emissionsvolumina der IPOs verbesserten sich. Hinzu kam eine aus Emittenten- und Anlegersicht erfreuliche Preisentwicklung. Über die Hälfte der März-IPOs startete mit zweistelligen Kursgewinnen in den Handel. Top-Performer waren die auf Cloud-Anwendungen spezialisierte Marin Software – weiterhin eines der heißesten IPO-Themen – und der Smart-Grid-Entwickler Silver Spring Networks. Von der ebenfalls wachsenden Zahl an potenziellen Kandidaten, die zuletzt ihre Zulassungsunterlagen bei der SEC einreichten, wird dieser Trend vermutlich genau beobachtet werden. Insgesamt scheinen das Preisgefüge gesund und die Bewertungen fair zu sein. Zumindest blieben Exzesse oder Skandale im neuen Jahr bislang aus. Die negative Presse im Umfeld des missglückten Facebook-Börsengangs war für einige Investmentbanken wohl doch eine Lehre.

Pinnacle Foods mit unerwartet starkem Debüt
In der Vergangenheit gehörten Börsengänge aus dem Private-Equity-Umfeld nicht unbedingt zu den Lieblingen der Wall Street. Der Vorwurf, lediglich Kasse machen zu wollen, war immer ein Thema. Aus dieser Wahrnehmung scheinen alle Beteiligten im Fall des Nahrungsmittelkonzerns Pinnacle Foods gelernt zu haben. Das im Jahr 2007 von Blackstone übernommene Unternehmen vereint unter seinem Dach einige der ältesten und bekanntesten Konsumentenmarken der USA. Vor allem bei Tiefkühlkost wie Pizza (Celeste Pizza) und Pfannengerichten scheint Pinnacle aussichtsreich positioniert. Obwohl das Konsortium mit einer Zuteilung der 29 Mio. Papiere zu je 20 USD die im Vorfeld genannten Preisvorstellungen praktisch ausreizte, startete der Wert mit soliden Kursaufschlägen von über 11% in den Handel. Diese konnten an den darauffolgenden Tagen sogar noch deutlich ausgebaut werden. Vor allem die Aussicht auf die angekündigte Quartalsdividende in Höhe von 0,18 USD schien viele Investoren anzulocken. Damit erreichten Pinnacle-Papiere beim Ausgabekurs eine auf das Jahr hochgerechnete Verzinsung von 3,6%. Ebenso wichtig war jedoch, dass der gesamte Emissionserlös in den Abbau der nicht unerheblichen Schuldenlast von zuletzt 2,6 Mrd. USD floss. Blackstone selbst widerstand der Versuchung, seine Anteile möglichst schnell zu versilbern.

Satelliten-Anbieter und Freizeitpark-Betreiber vor 500 Mio.-IPOs
Gleich zwei beachtenswerte Börsengänge prominenter Gesellschaften standen bei Redaktionsschluss unmittelbar bevor. Bei IPO-Kandidat Nr. 1 handelt es sich um den weltgrößten Satelliten-Betreiber Intelsat. Das in Luxemburg beheimatete Unternehmen bot 21,7 Mio. Anteile zu einem Preis zwischen 21 und 25 USD an. Legt man die Mitte dieser Preisspanne zugrunde, käme Intelsat auf einen Börsenwert von 2,6 Mrd. USD. Das entspräche in etwa dem Umsatz der letzten zwölf Monate. Ursprünglich plante das Unternehmen mit deutlich höheren IPO-Einnahmen, die in Investorengesprächen jedoch nicht durchzusetzen gewesen sein dürften. Börsenneuling Nr. 2 trägt bereits einen überaus bekannten Namen: SeaWorld Entertainment unterhält elf Freizeitparks in den USA – darunter die gleichnamigen Themenparks. Das Unternehmen wurde 2009 vom Finanzinvestor Blackstone basierend auf einem Kaufpreis von 2,3 Mrd. USD übernommen. Seitdem investierte SeaWorld vor allem in die Ausstattung und Modernisierung seiner Parks, in die vergangenes Jahr 24 Mio. Besucher strömten. Auf Basis der genannten Preisspanne von 24 bis 27 USD kann der Unterhaltungskonzern mit Einnahmen von bis zu 540 Mio. USD hoffen.

Preisgefüge verbessert sich
Für Emittenten ist es eine überaus gute Nachricht: Seit Jahresbeginn hat sich ihre Preismacht deutlich verbessert. Immer weniger Unternehmen waren zuletzt gezwungen, ihre Preisspannen zu senken, um Anlegern höhere IPO-Discounts einzuräumen. Von Januar bis Mitte April traf dieses nur noch auf ein Fünftel der Neuemissionen zu – es ist der niedrigste Wert der letzten Dekade. Im Jahr 2012 kam es hingegen in fast 40% der Fälle zu solchen „Rabatten“. Auf der anderen Seite wird inzwischen sogar ein Drittel der Neulinge ihre Aktien oberhalb der zunächst festgesetzten Emissionsspannen los. Eine Überhitzung des IPO-Geschäfts muss man nur deshalb jedoch keineswegs befürchten. Die Bewertungen bleiben meist moderat und Exzesse die absolute Ausnahme. Vielmehr spricht die Statistik für eine strengere Auswahl der Kandidaten und ein insgesamt weniger aggressives Pricing. Mit den US-Börsen auf oder nahe ihren Allzeithochs steigt zugleich das Interesse an Neuemissionen mit einer plausiblen Wachstumsstory.

Fazit
Die Volatilitäten nahmen an den Börsen rund um den Globus in den letzten Wochen wieder deutlich zu. Noch sind hieraus aber keine direkten Folgen für das Neuemissionsgeschäft zu erkennen. Allein Rohstofftitel scheinen vor dem Hintergrund des starken Preisverfalls bei vielen Industrie- und Edelmetallen sowie beim Öl derzeit kaum gefragt. In diese Lücke springen bislang andere Branchen und Werte. Vor allem Technologieaktien erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Mit Intelsat und SeaWorld bietet der IPO-Kalender zudem zwei Börsengänge, die auf eine hohe mediale Aufmerksamkeit vertrauen können.

Autor/Autorin