Dabei strebt Private ein Zweitlisting am deutschen Wachstumssegment an. Die Aktien sind schon seit Ende 1997 an der US-Börse notiert, seit dem 1. Januar 1999 schließlich an der Nasdaq (US-Kürzel: PRVT). Unter Führung der Commerzbank soll Private Media am 4. Februar die Notierung am Neuen Markt aufnehmen. Weiterhin ist die Wolfgang Steubing AG im Konsortium vertreten. Der Emissionspreis wird sich am US-Kurs orientieren, der derzeit bei etwa 7,70 US-$ liegt. Auch die Höhe der Nachfrage wird in die Preisfestlegung mit einfließen, die Höhe des zu erwartenden Abschlages wurde allerdings nicht näher definiert. Laut Verkaufsprospekt wird der Ausgabepreis erst am 4. Februar bekanntgegeben. Inklusive Greenshoe (0,9 Mio. Aktien) sollen bis zu 7,4 Mio. Aktien emittiert werden, davon 5,8 Mio. aus einer Kapitalerhöhung.

Die schwedische Private Media Group ist einer der führenden Anbieter sogenannten Adult Entertainments. Das Management hat seinen Sitz im spanischen Barcelona. 1965 mit Erotikmagazinen gestartet, produziert und vertreibt die Unternehmensgruppe inzwischen in über 40 Ländern Hefte, Filme, Videos, DVDs und CD-Roms mit erotischem Inhalt sowie entsprechenden Fernseh- und Internet-Content. Die Verwertungskette beginnt bei Videos und endet bei DVDs sowie dem üppigen Internetauftritt auf mehreren Dutzend Websites. Der Ausbau zu einer Art Lifestyle Company brachte sogar eine eigene Bekleidungsmarke für junge Erwachsene hervor.

Die Mittel aus dem Zweitlisting sollen zur verstärkten Erschließung des US-Marktes dienen. Private will mit den Zuflüssen neue Produktionskapazitäten sowie Vertriebskanäle schaffen. Die neuen Medien Internet und DVD stehen dabei im Blickpunkt der Schweden. Bis 2003 soll der DVD-Umsatzanteil von 20 auf 34 % gesteigert werden, die Internet-Umsätze von 21 auf knapp 28 %. Da es sich vor allem bei letzterem um eine weitere Verwertungsstufe handelt, bei der nur geringfügige Kosten anfallen, winken hier die höchsten Margen. Und die sind auch notwendig: In letzter Zeit verzeichnete das Geschäft mit Videos nur wenig Impulse. Daher setzt CEO Berth Milton verstärkt auf die Bereiche DVD und Internet als künftige Value Driver.

Die Planzahlen von Private erscheinen überaus ambitioniert. Vor allem, wenn man bedenkt, daß das Geschäft zuletzt 1999 schon einmal stagnierte. Auch deshalb muß das prognostizierte Wachstum von über 35 % in den nächsten Jahren angezweifelt werden. Gleiches gilt für die operative Marge. Diese soll von derzeit – sicherlich hervorragenden – 27 % auf sagenhafte 50 % zulegen. Jeder Dollar Umsatz würde also einen halben Dollar an Gewinn implizieren. Wenn man in Rechnung stellt, daß weder im DVD-Bereich noch im Internet die Konkurrenz abnimmt, sind diese Prognosen bei weitem zu optimistisch.

 

2000

2001e

2002e

Umsatz (Mio.)

27,1

36,9

51,2

EPS

0,11

0,19

0,37

(Quelle: Commerzbank; alle Angaben in US-$; aktueller Kurs: 7,70 US-$)


Fazit:

Dem Unternehmen fehlt es zweifellos nicht an erotischer Anziehungskraft. Den Aktien von Private Media allerdings schon. Auf 2001er Basis weist Private ein KGV von fast 40 bei einem KUV von knapp 6 auf. GoingPublic rechnet damit, daß die antizipierte Margensteigerung unter dem Strich weit geringer ausfallen dürfte als geplant. Leider blieb bis dato völlig unklar, wie hoch der Zeichnungsanreiz ausfallen soll. Die Papiere genießen mehr einen Liebhaberstatus, weniger den Status eines Investments. GoingPublic rät daher von einer Zeichnung ab.

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