Emittiert werden 2,1 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie 462.000 Aktien aus Altaktionärsbesitz. Außerdem steht ein Greenshoe in Höhe von 308.000 Aktien zur Verfügung, der ebenfalls aus einer Umplazierung stammt. Insgesamt besteht das Grundkapital des Unternehmens nach dem IPO aus 9,1 Mio. Aktien mit einem rechnerischen Nennwert von 1 Euro, so daß sich ein Streubesitz von bis zu 32 % errechnet. Begleitet wird die Emission von der HypoVereinsbank als Konsortialführer sowie Concord Effekten und der Sparkasse Saarbrücken.

ORBIS wurde 1986 als Systemintegrator gegründet. 1992 begann ORBIS mit der Entwicklung einer eigenen Softwarelösung für das Customer Relationship Management (CRM). Die erste Version dieser Software wurde bis 1995 am Markt etabliert. Mit der neuesten Version („IC-Solution“) erfolgte dann die Einbindung des Internets in die CRM-Abläufe der Kunden. Damit wird der komplette CRM-Bereich inklusive e- und m-Commerce abgedeckt. Umsätze werden hier zukünftig vor allem durch Lizenzzahlungen generiert. Zweites Standbein des Unternehmens ist die SAP-Beratung. Hier bietet ORBIS die komplette Dienstleistungspalette eines Systemintegrators, von der Projektierung über die Implementierung bis hin zu Schulung und Nachbetreuung. ORBIS konzentriert sich auf den größeren Mittelstand und lokale Divisionen von Großunternehmen. So zählen z.B. BP Deutschland, Sony Deutschland, Fuchs Petrolub, aber auch die Deutsche Post und die Deutsche Telekom zum Kundenkreis. ORBIS ist derzeit vor allem auf Deutschland focussiert, unterhält aber auch jeweils eine Zweigstelle in Frankreich und den USA. Außer der Kooperation mit SAP bestehen auch Partnerschaften mit Microsoft, Origin, Seeburger, Cincom, Palm und Debis.

Während der Markt für ERP-Software (Enterprise Resource Planing) in Deutschland nahezu gesättigt sein dürfte, besteht bei CRM-Systemen nach wie vor Nachholbedarf. Laut Marktanalysen haben derzeit lediglich 10 bis 15 % der Unternehmen CRM-Software im Einsatz. Hier dürfte erhebliches Wachstumspotential bestehen. Für den Weltmarkt wird in den nächsten drei Jahren ein Anstieg von 300 % prognostiziert. Allerdings ist auch der Wettbewerbsdruck sehr hoch. Alleine in Deutschland konkurriert ORBIS mit etwa 100 Unternehmen, weltweit agieren etwa 500 Unternehmen in diesem Marktsegment.

Der bei weitem größte Konkurrent mit einem Jahresumsatz von knapp 800 Mio. US-$ ist die amerikanische Siebel Systems, die auch in Deutschland stark präsent ist. Die am Neuen Markt notierte update.com ist ebenfalls im Bereich CRM tätig. Im Segment Consulting steht ORBIS z.B. zu RealTech und Plaut am Neuen Markt bzw. Cap Gemini und Geotronics international im Wettbewerb.

ORBIS erlöste im vergangenen Jahr 21,7 Mio. Euro bei einem Gewinn je Aktie von 0,04 Euro. In diesem Jahr soll der Umsatz auf 27 Mio. Euro steigen, allerdings rechnet das Unternehmen mit einem Verlust von 0,30 Euro je Aktie. Verantwortlich hierfür sind vor allem die Kosten für den Börsengang. Für das nächste Jahr wird wieder ein positives Ergebnis angestrebt, GoingPublic-Research rechnet für 2001 mit einem Gewinn je Aktie von 0,22 Euro bei einem Umsatz von 45 Mio. Euro. 2002 erscheint ein Umsatz von 70 Mio. Euro und ein Ergebnis je Aktie von 0,39 Euro realistisch. Der überproportionale Gewinnanstieg ist vor allem auf die geplante Erhöhung des Umsatzanteils im margenstarken Lizenzgeschäft zurückzuführen.

Da update.com noch nicht profitabel arbeitet, ist ein KGV-Vergleich nicht möglich. Update weist ein KUV auf Basis 2001 von 2,6 auf. Für RealTech und Plaut errechnen sich 2001er KGVs von 18 bzw. 17 und KUVs von 1,8 und 1,1. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß letztere nur im Bereich Consulting, nicht aber im weit zukunftsträchtigeren Bereich CRM tätig sind. Auf Basis von 17 Euro, dem oberen Ende der Bookbuilding-Spanne, ergibt sich für ORBIS ein 2001er KUV von 3,4 und ein KGV von 77. Damit ist die Aktie bereits zur Emission gut bezahlt. Größere Kursgewinne sind sowohl kurz- wie auch mittelfristig nicht zu erwarten.

Eine ausführliche Analyse des Unternehmens finden Sie auch im aktuellen GoingPublic Magazin 10/00, S. 28.

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