Unter der Führung der Landesbank Baden-Württemberg sollen bis zu 2,0 Mio. nennwertlose Inhaber-Stückaktien am Neuen Markt plaziert werden. Weitere Mitglieder des Bankenkonsortiums sind die Landesbank Rheinland-Pfalz und die equinet Securities AG. Das Angebot umfaßt 1,7 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Im Gegensatz zum ersten Anlauf Ende März werden die Altaktionäre keine Stücke abgeben. Vielmehr wird auch der Greenshoe in Höhe von 0,3 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung stammen. Nach Ausübung der Mehrzuteilungsoption soll sich das Plazierungsvolumen auf maximal 15,0 Mio. Euro belaufen. Dies entspricht einem Free Float von 23,6 %. Die Erstnotiz ist für den 30. Mai vorgesehen.

Die ehemalige Josef Müller Speditions GmbH wurde 1991 vom heutigen Vorstandsvorsitzenden Michael Müller von dessen Vater übernommen und systematisch zu einem modernen Logistikdienstleister umgebaut. Das Geschäftsmodell Müllers basiert auf der Erkenntnis, daß eine frühzeitige Einbindung des externen Dienstleisters in den Prozeß der Produktentwicklung dem Kunden zusätzliche Optimierungspotentiale bietet und dem Logistiker damit höhere Margen sichert. Müller – Die lila Logistik AG arbeitet daher mittlerweile in vier Geschäftsfeldern, die sich am Produktlebenszyklus orientieren: Im Bereich Logistics Design werden bereits bei der Produktentwicklung Consulting-Leistungen bezüglich möglicher Einsparpotentiale in der Logistik erbracht. Hinter Logistics Operating (erwarteter Umsatzanteil 2001 rund 80 %) verbergen sich neben der klassischen Kontraktlogistik weitere Dienstleistungen wie z.B. die technische Qualitätskontrolle. Im Geschäftsfeld des Trade und Inventory Management wird das Produktions- und Verbrauchsmaterial eines Unternehmens logistisch gesteuert. Der Bereich Life Time Supply soll schließlich sicherstellen, daß nach Auslaufen einer Produktlinie weiterhin Ersatzteile verfügbar sind.

Über ihre 51 %ige Beteiligung an einem Joint Venture mit der Stuttgarter ilas AG sichern sich die lila Logistiker zudem den Zugang zur erforderlichen Informationstechnologie. ilas, deren Börsengang ebenfalls noch aussteht (vgl. GP-Online vom 7. Februar) entwickelt und vertreibt Systemlösungen für Transportlogistik und Logistikdienstleistungen. Eigene IT-Lösungen entwickelt Müller – Die lila Logistik AG dagegen nicht mehr. „Wir wollen schlank bleiben und uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren“, sagt Michael Müller. Mit den Mittel aus dem Börsengang will Müller in neue Geschäftsfelder expandieren und die Internationalisierung vorantreiben. Daneben stehen gezielte Akquisitionen auf dem Programm.

Müller lila Logistik ist in einem aussichtsreichen Markt mit Wachstumsraten zwischen 10 und 15 % pro Jahr tätig. Es gibt allerdings eine ganze Reihe von Mitbewerbern, darunter die bereits am Neuen Markt notierten D.Logistics und Thiel Logistik. Mit einem Umsatz von gerade einmal 13 Mio. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr ist das schwäbische Unternehmen vergleichsweise klein, verfügt aber über eine solide Kundenbasis sowie ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell. Durch die Orientierung auf die gesamte Wertschöpfungskette ihrer Kunden will sich der Newcomer als Trendsetter für intelligente Logistikdienstleistungen etablieren und schielt dabei weniger auf Marktanteile.

 

2000

2001e

2002e

 

Ums. (Mio.)

13,1

31,6

66,5

KUV´02e: 0,8*

EPS

-0,10

0,15

0,44

KGV´02e: 15,9*

Jahresüb.(Mio.)

-0,8

1,1

3,4

CAGR 125,3 %

(Quelle: LB Baden-Württemberg; alle Angaben in Euro; EPS ex Greenshoe; *mittlere Preisspanne)

Bei den reinen „Hard Facts“ KUV und KGV weist die „Lila“-Aktie eine deutlich niedrigere Bewertung auf als die anderen am Neuen Markt notierten Logistiker. Insofern die ambitionierten Unternehmensplanungen eingehalten werden können, ist das Papier damit günstig bewertet. Jedoch stimmen einige „Soft Facts“ nachdenklich: So sollte die Tatsache, daß trotz einer gestiegenen Unternehmensbewertung der Konkurrenten Thiel und Microlog sowohl ein geringerer Preis als auch eine niedrigere Aktienstückzahl offeriert werden, zum Nachdenken anregen. Auch können sich aus der geplanten Internationalisierungs- und Akquisitionsstrategie zusätzliche Risiken für den Geschäftsverlauf ergeben.

Angesichts der negativen Soft Facts geht GoingPublic nicht von hohen Zeichnungsgewinnen aus. Langfristig eingestellte Investoren können die „Lila“-Aktie jedoch mit Blick auf die vergleichsweise niedrige Bewertung zeichnen.

News zu geplanten Neuemissionen finden Sie täglich ab ca. 16 Uhr in der Rubrik „Der Neuemissions-Bericht“.

 

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