Das 1998 gegründete Forschungsunternehmen mit Firmensitz im niedersächsischen Hannover kann zum internationalen Vorreiter bei der Entwicklung einer neuen Substanzklasse in der Krebstherapie avancieren. Das menschliche Immunsystem dient als Überwachungsorgan, bei Tumorerkrankungen aber versagt dieser Mechanismus. Mit Hilfe von körpereigenen Tumorvakzinen kann das Immunsystem aber erneut auf die Bekämpfung „trainiert“ werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Behandlungen wie Chemotherapie und Bestrahlung sind nur geringe Nebenwirkungen an der Tagesordnung. Mit Lead-Produkt Reniale hat LipoNova eine klinische Studie der Phase III bereits mit Erfolg versprechenden Ergebnissen durchlaufen – dennoch müssen die Niedersachsen auf Anordnung der europäischen Zulassungsbehörde EMEA in die „Verlängerung“: Eine weitere, international angelegte Phase III-Studie soll letzten Aufschluss geben. Konkret geht es um die unterstützende Behandlung von Nierenzellenkarzinomen.

Hohes Marktpotential – im Erfolgsfall
Ob Patienten progressionsfrei (ohne Tumorwachstum)  – oder überhaupt – überleben, zeigt sich erst nach Jahren. Allein die komplizierte Rekrutierungsphase beansprucht bis zu 24 Monate. Der frühest mögliche europäische Markteintritt wäre ca. 2011. Nichtsdestotrotz, aufgrund der bereits gezeigten Wirksamkeit könnten Ärzte Reniale im Zuge eines Compassionate Use-Programms („gegenseitiges Einvernehmen“) schon bei Patienten anwenden, bei denen keinerlei andere Therapie mehr Erfolg verspricht. Erste Umsätze könnte LipoNova also durchaus schon früher verzeichnen, auch weil die Schweiz mit ihrer Zulassungsstelle ihre eigenen Gesetze schreibt. Die Rede ist hier wohlgemerkt nicht von einer Randkrankheit: 80.000 Neuerkrankungen pro Jahr (EU und USA) implizieren ein Umsatzpotential von ca. 1 Mrd. Euro jährlich.

Risiken & Nebenwirkungen
Kooperationspartner Stada Arzneimittel stieg Ende 2005 aufgrund der angesprochenen Verzögerung aus, besitzt aber noch eine Re-Entry-Option. Parallel dazu laufe die Partnersuche auf Hochtouren, und zwar viel versprechend, wie CEO Dr. Claudia Ulbrich gegenüber dem GoingPublic Magazin betont. Der Börsengang zwecks weiterer Finanzierung ist daher nur eine von mehreren Optionen, um die alles entscheidende Studie planmäßig beginnen zu lassen. Klar ist auch, dass die beim Börsengang einzuspielenden ca. 10 Mio. Euro Emissionserlös nur einen Teil der notwendigen Summe von rund 50 Mio. Euro einer kompletten Durchfinanzierung darstellen. Derweil präsentiert sich die Konkurrenzsituation überschaubar: Bayer und Pfizer setzen mit ihren Forschungspartnern auf gänzlich andere Behandlungsmethoden, Börsenkandidat Wilex auf Antikörper. Die beiden ersten jedoch können aufgrund ihrer Budgets nicht nur ihre scheinbar unterlegenen Forschungsansätze bis zum Ende durchpauken, sondern auch die „am Markt verfügbaren Patienten“ wegrekrutieren.

Fazit
Scheitert Reniale noch in der entscheidenden Studie, wäre LipoNova ein Null-Produkt-Unternehmen. Im Erfolgsfall wäre LipoNova Vorreiter eines neuen Therapieansatzes auch für andere Indikationen. Ein Investment besäße klaren Venture Capital-Charakter mit all seinen Chancen und Risiken. Den vorbörslichen Indikationen zufolge ist damit zu rechnen, dass die Preisspanne von 29 bis 33 Euro nicht zu halten sein wird – daher zunächst nicht zeichnen, sondern die weitere Entwicklung abwarten und bei Interesse über die Börse kaufen!

Falko Bozicevic

Erstnotiz 26. Oktober
Zeichnungsfrist 9. bis 16. Oktober
Preisspanne 29 bis 33 Euro
Em.volumen 0,317 Mio. Aktien, vollständig aus Kapitalerhöhung; kein Greenshoe
Marktkapitalisierung 37 bis 42 Mio. Euro
Marktsegment Open Market (Entry Standard)
Konsortium VEM Aktienbank
Freefloat 25%

 

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