Hess ist ein gut gemanagtes, aussichtsreich positioniertes Unternehmen in einem durch den Zwang zur Energieeffizienz und regulatorische Maßnahmen voraussichtlich sehr stark wachsenden Markt. Die Gründe für einen Börsengang könnten klassischer nicht sein, denn es geht ganz überwiegend um die Finanzierung weiteren Wachstums durch eine Kapitalerhöhung. Dass ein Teil des Erlöses zur Schuldentilgung eingesetzt werden soll und die Familie Hess im Rahmen einer Mehrzuteilung Kasse in Höhe von 7,9 Mio. EUR macht, bleibt dennoch festzustellen.

Fazit

Wie teuer darf ein gutes Unternehmen sein? Bei allen guten Aussichten der Hess AG: Nicht zuletzt deshalb erwies sich die zunächst aufgerufene Spanne von 20 bis 23 EUR als zu teuer und vom aktuellen Zwischenhoch an der Börse inspiriert. Eine Zeichnung sollte allenfalls am unteren Ende der Spanne in Erwägung gezogen werden.Eine Zeichnung drängt sich auch nach der Reduzierung der Spanne nicht auf, angesichts der Qualität des Unternehmens wohl aber die Aufnahme der Hess AG auf die Watchlist. Hess dürfte nach wie vor einige Quartale benötigen, um in die aufgerufene Bewertung zu wachsen. In einer etwaigen Korrekturphase der Märkte könnte ein Einstieg 10 bis 15% unterhalb der Bookbuilding-Spanne sehr interessant sein.

Hess AG – Emissionsparameter
WKN

A0N3EJ

Erstnotiz

25. Okt

Zeichnungsfrist

verlängert bis max. 23. Okt.

Preis

15,50 bis 18,50 EUR

MarketCap

80,8 bis 96,5 Mio. EUR

Marktsegment

Prime Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

2,3 Mio. Aktien aus KE + 345.000 Greenshoe

35,7 bis 48,9 Mio. EUR

Konsortium

LBBW, Kempen, M.M. Warburg

Free Float

max. 50,7%

 

„Wir sind gut auf weiteres Wachstum vorbereitet“

Interview mit Hess-Finanzvorstand Peter Ziegler

GoingPublic: Herr Ziegler, im Prospekt steht, dass Holland Privat Equity für 833.000 Aktien nur 6,094 Mio. EUR bezahlt hat, also 7,35 EUR pro Aktie. Warum soll ein Anteil nun bis zu 23 EUR wert sein?

Ziegler: Die Zahl gibt nicht das Gesamtengagement wieder. Insgesamt hat HPE für sein Aktienpaket etwa 17 EUR pro Aktie investiert. Dies war zum Teil vor der Übernahme von emdelight, so dass die Hess AG nun wertvoller ist.

GoingPublic: Warum hat Hess als Small Cap den Prime Standard als Marktsegment gewählt?

Ziegler: Wir sehen den Börsengang als strategisches Instrument und zeigen damit, wie ernst wir das Thema nehmen. Außerdem wollen wir ja stark wachsen. Es ist klar, dass die Transparenzanforderungen hoch sind, wir wollen uns dem aber von Beginn an stellen. Der Börsengang ist in dem Sinne ein erster Schritt, wir wollen uns als gute Adresse am Kapitalmarkt etablieren.

GoingPublic: Gibt es denn schon konkrete Vorstellungen für weitere Schritte?

Ziegler: Nein, jetzt steht der Börsengang im Zentrum, die Ausweitung des Vertriebs und die vollständige Integration der emdelight. Aber in Zukunft könnte natürlich eine Akquisition Sinn machen. Da ist aber nichts konkret oder angedacht, wir wollen nur vorbereitet sein.

GoingPublic: Welchen Umsatz kann Hess mit der derzeitigen Produktionskapazität realisieren?

Ziegler: Die berichteten Zahlen wurden im 1-Schicht-Betrieb erreicht. Auf der Ebene der Werkzeug- und Arbeitsplatzausstattung sind keine weiteren Investitionen in den Kapatitätsausbau notwendig, dies ist alles bereits geschehen. Durch Zusatzschichten oder Mehr-Schichten-Betrieb können wir die Produktion ausweiten. Durch den Börsengang werden wir noch mehr als bisher als attraktiver Arbeitsgeber wahrgenommen, so dass wir auch die Facharbeiter dafür gewinnen werden.

GoingPublic: Herr Ziegler, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Stefan Preuß.

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