Begleitet wird die Emission von einem Konsortium unter der Führung von Deutscher Bank und Goldman Sachs. Plaziert werden bis zu 2,81 Mio. Aktien zuzüglich einer Mehrzuteilungsoption von 0,39 Mio. Stücken. Einschließlich Greenshoe kommen bis zu 2,936 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung an den Markt. Zusätzlich stammen bis zu 0,264 Mio. Aktien aus dem Besitz von Altaktionären. Der Free Float beträgt bis zu 32,4 %.

Die Deutsche Börse AG zeichnet für den Betrieb der Handelsplattform Xetra sowie die Frankfurter Wertpapierbörse verantwortlich. Daneben  hält sie eine 50 %ige Beteiligung am europäischen Abwicklungssystem Clearstream. Mit den Börsen in Wien, Helsinki und Dublin kooperiert die Deutsche Börse bei dem Betrieb von Kassa- und Terminmärkten. Die Handelsplattform Eurex, ein Joint Venture mit der Schweizer Börse SWX, ist der weltweit führende Markt für Finanzterminkontrakte.

Im vergangenen Jahr erzielte die Deutsche Börse AG einen Rekordumsatz von ca. 688 Mio. Euro. Der 2001erJahresüberschuß dürfte nach den Schätzungen der Deutschen Bank bei 202 Mio. Euro liegen. Mit hohen Gewinnzuwächsen ist in den nächsten Jahren angesichts zunehmenden Wettbewerbs und sinkender Margen jedoch nicht zu rechnen. Auch das Umsatzwachstum dürfte mit bis zu 15 % eher verhalten ausfallen. Ebenfalls kaum Steigerungspotential bietet die zur Zeit noch beachtliche Gewinnmarge von 32 %, die auch das Ergebnis aus der Clearstream-Beteiligung umfaßt. Neue Geschäftsfelder wie die Bereitstellung von Handels-Software für Dritte oder die Vermarktung von Kapitalmarktinformationen sollen daher zukünftig steigende Ergebnisbeiträge abliefern.

2000e

2001e

2002e

Umsatz (Mio.)

690

775

890

KUV´02e: 3,9*

EPS

19,70

17,00

19,30

KGV´02e: 17,4*

(Quelle: GoingPublic-Research; alle Angaben in Euro; *am oberen Ende der Preisspanne)

Weitere Phantasie entsteht durch sich abzeichnende Konzentrationswelle in der Börsenlandschaft. Mit dem Emissionserlös in Höhe von bis zu 1,072 Mrd. Euro verschafft sich die Deutsche Börse die erforderliche Akquisitionswährung, um Fusionen mit anderen Börsenbetreibern wie z.B. mit der amerikanischen Nasdaq oder der skandinavischen OM-Gruppen vorantreiben zu können. Der überstürzt wirkende Börsengang deutet bereits auf konkret geplante Transaktionen hin. Allerdings sind auch Mitbewerber wie Euronext oder die Londoner Börse aktuell auf Brautschau. Dazu strebt der Betreiber der Börsen Paris, Amsterdam und Brüssel im Mai sein eigenes Listing an. Nicht zu unterschätzen ist auch die britischen Börse (LSE), deren Papiere bisher nur im Freiverkehr beim Londoner Broker Cazenove gehandelt werden. Nach der geplatzten Börsenfusion zwischen der LSE und der Deutschen Börse AG im letzten Jahr ist das Spiel wieder völlig offen.

Voraussichtlich wird die Deutsche Börse mit zu den Gewinnern des Konsolidierungsprozesses in der Börsenlandschaft gehören. Voraussetzung ist allerdings, daß bereits eingeleitete Kooperationen zum Abschluß gebracht und die durch den Börsengang zufließenden Mittel sinnvoll für weitere anstehende Projekte verwendet werden. Langfristig orientierte Anleger können die Aktie zeichnen.

Eine ausführliche Analyse finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe des GoingPublic Magazins 2/2001 auf Seite 14.

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