Schwierige Themen kommunizieren

Um fehlende Bekanntheit muss sich die Voestalpine AG keine Sorgen machen. Doch eben weil der Stahlkonzern so stark international tätig ist, muss er sich auch mit den „ganz normalen“ IR-Problemen eines Großkonzerns herumschlagen. Im Moment steht die nordamerikanische Investorenbasis im Fokus von IR-Manager Peter Fleischer. Deren Anteil ist nach der Krise um mehr als 50% auf ca. 10% der Anteile zurückgegangen. Natürlich haben die Oberösterreicher mit bewährten Mitteln wie verstärkten Roadshows und engerem Investorenkontakt versucht, dem Trend entgegenzuwirken. „Im Endeffekt waren es aber makrowirtschaftliche Themen und nicht Unzufriedenheit mit dem Unternehmen, die zum Ausstieg der Investoren geführt haben“, so Fleischer. Derzeit beobachte er, dass die Stimmung wieder besser zu werden scheint.

Das Thema Unzufriedenheit mit dem Unternehmen traf die Oberösterreicher dann gute drei Jahre später. Damals wurde bekannt, dass der Stahlkonzern Teil des berüchtigten deutschen Schienenkartells war, in das auch Thyssen Krupp maßgeblich verwickelt war. Durch überhöhte Preisabsprachen wurde die Deutsche Bahn um mehr als 500 Mio. EUR geprellt. Weil lange Zeit unklar war, wie hoch die Bußgelder und

Schadensersatzansprüche sein würden, wurden Rückstellungen in Höhe von 205 Mio. EUR gebildet – eine Herausforderung, auch für die Investor-Relations-Abteilung. Auch wenn die Voestalpine der Konzern war, der durch eine Selbstanzeige 2011 die Ermittlungen ins Rollen brachte, half das dem Kurs der Aktie nicht viel: Je nach Presselage und Ermittlungsstand stürzte er teilweise um bis zu 50% ein. Inzwischen sind die Ermittlungen abgeschlossen und der Kurs hat sich stabilisiert. „Durch kontinuierliche Pressearbeit haben wir es geschafft, uns immer klar zu positionieren und dem Markt so viel wie möglich an Transparenz zu dem laufenden Verfahren zur Verfügung zu stellen“, so Fleischer. Auch dass sich der Konzern als Kronzeuge für die Ermittlungen der deutschen Behörden angedient hat, dürfte zum positiven Image beigetragen haben. Konkurrent Thyssen Krupp hat da schon größere Schwierigkeiten, den Skandal wegzustecken – wobei er dort auch einer unter vielen ist.

Dark Pools: Regulierung erwünscht

Abgesehen von solch außergewöhnlichen Fällen beschäftigen österreichische Unternehmen die Themen, die generell für IR von Bedeutung sind. Zum Beispiel Liquidität, und damit auch Dark Pools. Für den Baukonzern Strabag SE, dessen Aktien sich zu 80% in Streubesitz befinden, sind diese außerbörslichen Handelsplätze ein wirkliches Problem. „Im Vergleich zu anderen österreichischen Unternehmen haben wir einen sehr hohen Anteil an Over-the-Counter (OTC )- und Dark-Pool-Handel. Dies schwächt unsere Position im ATX, bei dessen Zusammensetzung der Liquidität an der Börse eine maßgebliche Rolle zukommt“, so Diana Neumüller-Klein, oberste IR-Managerin bei Strabag. Dementsprechend wünscht sie sich, dass Dark Pools stärker reguliert werden, und ist mit ihrer Meinung nicht allein. „Es wäre für Unternehmen mit geringer Liquidität vorteilhaft, wenn die OTC-Handelssumme täglich veröffentlicht würde“, meint etwa Königstorfer von Rosenbauer. Und obwohl OTC-Geschäfte für die Semperit aufgrund der geringeren Market Cap nicht jeden Tag eine Rolle spielen, hält Stefan Marin die Reporting-Pflichten für ausbaubar – Vorbild seien die USA: „Alle Aktienumsätze sollten taggleich für alle Marktteilnehmer einsehbar sein.“

Umstellung auf mobile Technologien

Auch die neuen digitalen Möglichkeiten in der Finanzberichterstattung beobachten die Unternehmen genau. Für Stefan Marin z.B. ist es Standard, alle Online-Tools auch auf deren mobile Tauglichkeit zu überprüfen. „Vor kurzem haben wir einen Share Monitor eingeführt, und der erste Bestandstest war, ob ich ihn auf meinem Blackberry oder iPhone bedienen konnte“, erzählt er. Auch die Entwicklung einer App ist bei Semperit für 2014 geplant. Für Diana Neumüller-Klein muss sich die Sinnhaftigkeit vieler digitaler und mobiler Kanäle erst noch herausstellen:

„Am Ende zählt die tatsächliche Nutzung der Kanäle – und die sieht zuweilen traurig aus, z.B. was QR-Codes oder Apps betrifft.“ Sie vermutet jedoch, dass die Bereitstellung crossmedialer Inhalte vor allem eine Imagesache sei. „Auch wenn z.B. Videos von gar nicht so vielen Menschen angesehen werden, scheint deren bloßes Vorhandensein etwa auf der Website zur Stärkung des Images als technologieorientiertes, modernes Unternehmen beizutragen.“

Beim Thema Social Media in der IR sehen die Unternehmen jedoch keinen dringenden Handlungsbedarf. Für Fleischer hat das auch rechtliche Gründe, da die Verwendung von Informationen etwa über Twitter noch nicht endgültig geklärt sei. „Social Media sind vermutlich eher ein Instrument der klassischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, von institutioneller Seite bekommen wir noch keine Anfrage nach diesen Kanälen. Wir denken aber, dass sie auf lange Sicht für Privatanleger interessant sein könnten.“ Denn die haben meist keinen direkten Zugang zu Bloomberg und bekommen auch keine Ad-hoc-Meldungen zugeschickt – eine Lücke, die durch Social Media geschlossen werden könnte. Darüber wird bei Voestalpine derzeit heiß diskutiert.