Auf wesentliche Inhalte fokussieren
Die Zusammenführung von Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichterstattung in einem Einband kann allerdings nicht das alleinige Ziel sein. Unternehmen müssen Ballast abwerfen. Kernelement wäre ein um Nachhaltigkeitsthemen erweiterter Lagebericht, begleitet durch einen prägnanten „Imageteil“, der strategische Schlüsselthemen behandelt. Spezifische Interessen der Nachhaltigkeitsgemeinde können im Internet oder anderen (Print-)Publikationen thematisiert werden. Selbst wenn also ein Unternehmen einen Integrierten Bericht vorlegt, bedeutet dies nicht das Ende einer ernsthaften Nachhaltigkeitskommunikation.
Die Konzentration auf das Wesentliche erfordert die Auseinandersetzung mit der Frage, welche Themen bedeutend genug sind, um in einen jährlichen Bericht aufgenommen zu werden. Dabei entscheidet sich die Bedeutung nicht allein anhand einer kurzfristigen Kosten-Nutzen-Rechnung. Viele Nachhaltigkeitsthemen liegen im strategischen Interesse von Unternehmen, wenn die Unternehmensführung sie einer langfristigen Chancen-Risiken-Betrachtung unterzieht. Dabei werden negative Folgen sichtbar, wenn zum Beispiel Themen wie Klimaschutz oder Menschenrechtsstandards nicht vorsorglich gemanagt werden. Genauso werden Geschäftschancen erkennbar, die in bestimmten gesellschaftlichen Trends liegen.
Rechtliche und interne Hürden
Unternehmen, die erwägen, einen integrierten Management- und Reportingprozess einzuleiten, müssen sich zudem über rechtliche Risiken im Klaren sein. So ist das heutige Unternehmensrecht noch nicht auf Integrierte Berichterstattung eingestellt – auch wenn Änderungen mittelfristig abzusehen sind. Das fängt schon damit an, dass Informationen im Lagebericht vom Wirtschaftsprüfer geprüft werden müssen. Doch bei den wenigsten Prüfunternehmen arbeiten Bilanzprüfer und (zum Beispiel) Umweltgutachter Hand in Hand. Hier ist eine ganze Zunft zum Umdenken gezwungen.
Die größten Hürden auf dem Weg zur Integrierten Berichterstattung liegen aber in den Unternehmen selbst, und zwar auf einer rein menschlichen Ebene. So begegnen sich künftig eine zahlen- und faktendominierte Denkweise aus Abteilungen wie Controlling und Investor Relations mit einer ganzheitlicheren, auf Außenwirkung bedachten Perspektive. Vermeintliche „Hard Facts“ treffen auf ebenso vermeintliche „Soft Facts“. Dahinter steht ein potenzieller Konflikt um die Meinungs- und Gestaltungshoheit, um den höheren Grad von Verantwortung, letztlich darum, wer künftig bei der Unternehmensberichterstattung das Sagen hat. Diese Entscheidung sollte im Dialog getroffen werden – immerhin geht es um Integration.
Sabine Braun ist Geschäftsführerin der akzente kommunikation und beratung GmbH und Peter Poppe geschäftsführender Gesellschafter der HGB Hamburger Geschäftsberichte GmbH & Co. KG.