Die Digitalisierung der Bankenbranche ist aktuell in aller Munde. Doch wohin führt der Trend und wo gibt es noch Schwachstellen? Das und vieles mehr erklärt uns Matthias Kröner, Vorstandsvorsitzender der Fidor Bank – die sich selbst das Thema Web 2.0. im Kontext von Finanzdienstleistungen auf die Fahnen geschrieben hat – im Interview.

Matthias Kröner, CEO, Fidor Bank AG.
Matthias Kröner, CEO, Fidor Bank AG. Foto: Mike Zenari

GoingPublic: Herr Kröner, die FinTech-Branche hat sich in den letzten Jahren ziemlich gemausert. Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?

Kröner: Ich sehe die Entwicklung der FinTech-Szene und ihrer Stakeholder grundsätzlich positiv, nicht aber, ohne gemischte Gefühle zu haben. Positiv ist, dass endlich etwas passiert. Wir haben eine Vielzahl von Gründungen, getrieben von begeisterten Unternehmern mit teilweise sehr interessanten Ideen. Dies hat den Markt in Bewegung gebracht und Finanzdienstleistungen attraktiv werden lassen. Wer hätte das gedacht, wenn man sich das Image der Finanzdienstleistungs-Branche nach der Krise ansieht?All dies hat einige Banken in Bewegung gebracht, andere denken zumindest über die gegenwärtige Entwicklung nach. Den Rest wird die Mischung aus gegenwärtiger Zinslandschaft und Kostendruck aus dem Markt nehmen.

Gibt es auch kritische Aspekte zu beleuchten?

Kritisch finde ich, dass es nach wie vor stellenweise nur ein geringes Verständnis für Regulierung gibt. Dies gilt für Unternehmer ebenso wie auch Investoren. So mancher Fondsvertreter kennt den Unterschied zwischen Einlagen und Eigenkapital einer Bank nicht. Vor allen Dingen ist diese Mischung aus „Anlagedruck“ und „regulative Naivität“ gefährlich. Sorgen bereitet mir zudem unser politisches Umfeld. Weder in Berlin noch in München kann man ein Gespür für die Dynamik dieser digitalen Entwicklung noch irgendeine überzeugende Idee oder gar Strategie zugunsten unseres Standorts erkennen. Die sogenannte „Digitale Agenda“ ist ein schlechter Witz, wesentliche Entwicklungen werden schlicht verschlafen. Die Vorherrschaft der Internet-Giganten wird so zementiert, der digitale Mittelstand unmöglich gemacht. Tragisch, weil dies sehr wahrscheinlich eine unumkehrbare Entwicklung ist. Die sicherlich bittere Rechnung werden wir dafür in Zukunft präsentiert bekommen.


Was bereitet Ihnen am meisten Sorgen?

Ein Punkt beunruhigt mich besonders: Es gibt einige Teilnehmer in unserer FinTech-Branche, die denken, dass Umsatzzahlen weniger wichtig sind und dass Investorengeld ein nachhaltiges Geschäftsmodell ersetzt. Dies wird nicht zwingend von Erfolg gekrönt werden. Ein Misserfolg wird dann generell auf die gesamte Branche zurückfallen und den (ewigen) Zweiflern als Beleg dienen.