Trendwende bei Handelsumsätzen?

Immerhin zeigt der österreichische Kapitalmarkt positive Tendenzen. Nachdem die Handelsumsätze in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken waren, könnte das Jahr 2013 eine Trendwende bedeuten. Besonders in den Sommermonaten sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen. Die erhöhte Liquidität im Markt könnte also für Eigenkapitaltransaktionen genutzt werden. Bisher gilt das aber nur für Kapitalerhöhungen und noch nicht für IPOs. Immerhin konnte jüngst die Erste Group eine Kapitalerhöhung innerhalb kürzester Zeit platzieren. Kurz vor Redaktionsschluss zog AT&S nach. Und die aktuelle Transaktion der Uniqa kommt fast einem Re-IPO gleich, da sich der Free Float dadurch deutlich erhöhen wird.

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Quelle: Bank Austria

Die Aktienkurse haben sich in den letzten Monaten ebenfalls solide gezeigt. Ein Blick auf die Performance der zurückliegenden Jahre zeigt, dass sich der ATX weitgehend parallel zum Euro Stoxx 50 entwickelt. Die beste Benchmark ist dies allerdings nicht, so haben Leitindizes größerer Börsen wie der Dow Jones oder der DAX den Euro Stoxx über diese Zeitspanne deutlich outperformt.

Warten auf das nächste IPO

Der letzte Börsegang in Wien, AMAG, liegt bereits über zwei Jahre zurück (April 2011). Beobachtern zufolge ist es nur eine Frage der Zeit (und zwar eher Monate statt Jahre) bis zum nächsten IPO. Allerdings ist es bei den am häufigsten genannten Kandidaten, dem Verpackungshersteller Constantia Flexibles und dem Immobilienunternehmen Buwog, fraglich, ob und wann sie bzw. die derzeitigen Eigentümer sich für ein IPO entscheiden. Zudem liebäugeln dem Vernehmen nach beide Kandidaten auch mit dem Börsenplatz Frankfurt.

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Übersicht

Unternehmensanleihen weiterhin beliebt

Während der Kapitalmarkt für Neuemissionen von Aktien also kaum genutzt wird, herrscht auf dem Bondmarkt ein reges Treiben. Bislang wurden im Jahr 2013 bereits 19 neue Unternehmensanleihen begeben, hinzu kamen drei Aufstockungen. Das kumulierte Emissionsvolumen liegt bislang bei über 4 Mrd. EUR. Im bisherigen Rekordjahr 2012 waren es insgesamt 5,5 Mrd. EUR. Dabei nutzen auch (noch) nicht aktiennotierte Unternehmen wie Constantia den Bondmarkt. Im Mai dieses Jahres emittierte der Verpackungshersteller eine Hybridanleihe im Volumen von 150 Mio. EUR. Die Wiener Börse hat auf diese Entwicklungen reagiert und Anfang Oktober ein neues Anleihesegment geschaffen: Der „Corporates Prime“ soll ein „Premiumsegment für Unternehmensanleihen“ werden. Es gelten erhöhte Transparenzpflichten, damit sich insbesondere Privatanleger ein besseres Bild machen können; dazu gehören eine Prospektpflicht, die Veröffentlichung bestimmter Kennzahlen und ein Rating einer anerkannten Agentur. 21 Anleihen von neun Unternehmen sind bereits zum Start in das neue Segment gewechselt.

Ausblick

In Österreich geht es der Bevölkerung und der Wirtschaft gut. Die Unternehmen sind gestärkt aus der Finanzkrise hervorgegangen. „Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht“, weiß nicht nur Börse-Vorstand Kuras. Die große Mehrheit der Österreicher ist mit ihren Lebensumständen zufrieden. Der Staat ist zwar durchaus in hohem Maße verschuldet, steht aber im Vergleich zu den meisten – nicht nur südeuropäischen – Euro-Ländern sehr stabil da. Glänzende Perspektiven, möchte man meinen. Doch verstärkt sich in solchen Situationen die Tendenz zur Bequemlichkeit. Schon das Wahlergebnis mit der knappen Bestätigung der biederen großen Koalition und einem erneut guten Abschneiden der Rechtspopulisten ist ein Indiz dafür. Zudem sollte der Öffentlichkeit bewusst gemacht werden, dass ein funktionierender Kapitalmarkt ein entscheidender Faktor für die Entwicklung einer Volkswirtschaft ist. Dazu ist nicht nur das bereits reichlich vorhandene Engagement der Akteure am Kapitalmarkt selbst vonnöten, sondern auch eine stärkere Unterstützung aus Politik und Gesellschaft.

Oliver Bönig

Autor/Autorin

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