Auswahlkriterien überdenken

Die veränderte Zusammensetzung der Indizes dürfte auch ihre Charakteristika für Investoren verändern. MDAX und SDAX, ursprünglich für kleine und mittelgroße deutsche Unternehmen der klassischen Branchen gedacht, werden tendenziell einen höheren Risikogehalt und eine höhere Volatilität aufweisen. Zudem liegen bei rund 10% der darin enthaltenen Unternehmen der Hauptsitz und damit die wesentliche Steuerpflicht außerhalb der deutschen Landesgrenzen. Das Rückgrat der deutschen Marktwirtschaft sind kleine und mittelständische Unternehmen, vielfach mit langer Familientradition. Sie bilden die Grundlage der nachhaltigen Wirtschaftskraft unseres Landes und sind Stabilitätsanker in politisch und wirtschaftlich unruhigen Zeiten. Ohne sie ist die Abbildung der wichtigsten Branchen in Deutschland unvollständig. Diese Zusammenhänge sollten auch die Auswahlkriterien für die Indizes der Deutschen Börse berücksichtigen.

 

Fazit

Der Umbau der Indexlandschaft der Deutschen Börse geht in die richtige Richtung. Wünschenswert wäre aber darüber hinaus, deutlich mehr Unternehmen – vor allem aus den klassischen Branchen und dem Mittelstand – den Zugang zu den Börsenindizes zu ermöglichen. Die unverändert rein quantitativen Auswahlkriterien sollten um qualitative Aspekte ergänzt werden, damit die Indizes ein wirklich umfassendes Bild der deutschen Unternehmenslandschaft bilden. Vielleicht beim nächsten Mal.

Josko Radeljic ist Leiter der Abteilung Investor Relations des Handelskonzerns BayWa AG. Er ist Experte für internationale Finanz- und Unternehmenskommunikation mit langjähriger und weitreichender Erfahrung bei unterschiedlichen IPOs sowie zahlreichen weiterführenden Kapitalmarkttransaktionen.

Der Artikel ist eine Vorab-Veröffentlichung aus der August-Ausgabe des GoingPublic Magazins, die in den nächsten Tagen erscheint.

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