Heinz Hackl, CEO, und Alexander Amend, Director Finance & Human Resources, René Lezard Mode GmbH

Die Modehersteller am Bondmarkt bekamen abermals Zuwachs: Nach Laurèl gesellte sich Mitte November René Lezard hinzu. Mit der Lezard-Anleihe zog der Entry Standard für Anleihen mit dem Stuttgarter Bondm gleich in Bezug auf die Anzahl notierter Anleihen (23), mit der wenige Tage später emittierten Privatbrauerei J. Stauder erfolgte der „Überholvorgang“. Warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für den Gang an den Kapitalmarkt war und wofür der Emissionserlös verwendet werden soll, erläutern Lezard-CEO Heinz Hackl und Alexander Amend, Director Finance & Human Resources.

GoingPublic: Herr Hackl, Herr Amend, warum begaben Sie gerade jetzt eine Anleihe? Hackl: Für René Lezard ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Natürlich mussten wir vor diesem Schritt erst mal unsere Hausaufgaben machen. Wichtig hierbei war, das Unternehmen nach einer Umstrukturierungsphase in den Jahren 2008/09 kosten- und prozessseitig wieder sauber aufzustellen. Das haben wir erreicht. Diesen Wachstumspfad, den wir eingeschlagen haben, möchten wir jetzt auch weitergehen. Dafür wollen wir die Gelder aus der Anleiheemission verwenden.

GoingPublic: Wofür soll die 15 Mio. EUR genau verwendet werden? Hackl: Der Emissionserlös soll in drei verschiedene Bereiche investiert werden: Zunächst sollen bis zu 7,5 Mio. EUR zur Refinanzierung von Finanzverbindlichkeiten verwendet werden. In diesem Zuge würden wir unsere Finanzierungsbasis breiter aufstellen. Außerdem wollen wir unsere Marke weiter stärken. Hierfür planen wir, in den nächsten Jahren bis zu 3,8 Mio. EUR verstärkt für Werbung, PR, das Visual Merchandising und den Ausbau des Onlineshops einzusetzen. Schließlich möchten wir noch mal bis zu 3 Mio. EUR in nationale und internationale Vertriebsmaßnahmen investieren, d.h. auf der einen Seite in Wholesale, aber auf der anderen Seite natürlich auch in den Ausbau der eigenen Geschäfte.

GoingPublic: Und wie soll die Anleihe zurückgezahlt werden? Amend: Durch den geplanten Distributionsausbau und die Stärkung der Marke wollen wir zum einen die Umsatztätigkeit sowie den operativen Cashflow erhöhen. Damit verbunden rechnen wir mit einer erheblich verbesserten Ertragssituation. In den nächsten zwei bis drei Jahren werden wir die Darlehen, die wir bereits laufend aus dem operativen Geschäft zurückführen, getilgt haben. Dadurch können wir auch diese freiwerdenden Mittel nutzen und für die Refinanzierung der Anleihe zurücklegen. Außerdem könnten alternative Kapitalmarktprodukte wie Markenleasing ergänzend zur Rückzahlung der Anleihe hinzugezogen werden.

Quelle: BondGuide

 

GoingPublic: Wäre für Ihre Wachstumspläne nicht auch eine Aufnahme von Eigenkapital in Frage gekommen? Hackl: Wir haben die Größe unseres Emissionsvolumens ganz genau kalkuliert um festzulegen, wie viel Kapital wir benötigen. Daher ist die Anleihe in unserem Fall ein wirklich gutes Instrument. Wir freuen uns über unsere erste Öffnung zum Kapitalmarkt und werden eine offene und transparente Kommunikationskultur mit unseren Anlegern pflegen. Dazu gehört selbstverständlich auch die Veröffentlichung von Halbjahres- und Ganzjahreszahlen.

GoingPublic: Der Anleihekupon in Höhe von 7,25% gibt derzeit ziemlich genau die durchschnittliche Marktrendite wieder. Passt „Mittelmaß“ zu René Lezard? Amend: Natürlich wollen wir potenzielle Investoren mit unserer Geschichte überzeugen. René Lezard hat gezeigt, dass es in der Lage ist sich zu restrukturieren und dass man auf einen Wachstumskurs gehen kann. Außerdem beweisen beispielsweise die für die Laufzeit der Anleihe mit einem Rangrücktritt versehenen Gesellschafterdarlehen von Unternehmensgründer Thomas Schaefer ein großes Vertrauen in unsere strategische Ausrichtung.

GoingPublic: Renè Lezard ist nicht das erste Modeunternehmen, das eine Anleihe in den speziellen Mittelstandssegmenten begibt. Wie haben Sie den Zuspruch erlebt? Hackl: Einen Nachteil sehe ich darin überhaupt nicht. Eigentlich finde ich es sogar gut. Dadurch konnte man sehen, wie Modeunternehmen bei den Investoren ankommen. Und die Resonanz hat bisher gezeigt, dass Markenmodeunternehmen definitiv ihre Berechtigung haben. Daher sehen wir das auf jeden Fall als einen Vorteil.

GoingPublic: Herr Hackl, Herr Amend, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Dieser Artikel ist erschienen im GoingPublic Magazin 12/2012.

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