Nachdem Talanx doch noch den Sprung auf das heimische Börsenparkett geschafft hat, stehen mit Hess und Telefónica Deutschland prompt zwei weitere IPO-Kandidaten in den Startlöchern. Zwar scheint der hiesige Primärmarkt mit den angekündigten Neuemissionen nach langer Flaute allmählich wieder in Gang zu kommen, dennoch drängt sich bei allem Wohlwollen der Eindruck auf, dass der langersehnte Eisbrecher auch dieses Mal ausbleiben wird.

Dass der erstmalige Gang an den Aktienmarkt bisweilen ein beschwerlicher sein kann, erfuhr jüngst die Hess AG: Der Außenbeleuchtungsspezialist sah sich im Verlauf der Zeichnungsphase gezwungen, sowohl die Preisspanne seiner angebotenen Aktien zu reduzieren als auch den Bezugszeitraum um gut eine Woche zu verlängern. Ausschlaggebend für den von Investoren geforderten „IPO-Discount“ dürften mitunter rückläufige Gewinne, die hohe Finanzverschuldung sowie der daraus resultierende Umstand gewesen sein, dass Hess auch im kommenden Jahr keine Dividende an seine Aktionäre zahlen will (Interview Bernd Hasse, CEO). Die IPO-Story von Telefónica Deutschland, besser bekannt unter der Hauptmarke O2, hinterlässt ebenso einen faden Beigeschmack. So ist der maximal zu erzielende Bruttoemissionserlös von 1,7 Mrd. EUR – immerhin das größte IPO seit Tognum im Juli 2007 – keineswegs zur Wachstumsfinanzierung von O2, sondern in erster Linie zum Abbau der Schuldenlast des spanischen Mutterkonzerns Telefónica gedacht. Um Investoren dennoch ein stichhaltiges Kaufargument zu liefern, stellte der Mobilfunkriese üppige Ausschüttungen in Aussicht (IPO im Fokus).

Obgleich beide Emissionen letzten Endes am Markt durchgehen werden – bei O2 zeichnet sich allen Widrigkeiten zum Trotz gar ein reges Investoreninteresse ab –, lässt ein durchschlagendes IPO mit solider Equity Story weiterhin auf sich warten.

Endlich vollbracht

Nach knapp 15-jähriger Vorbereitung notieren die Aktien von Talanx seit dem 2. Oktober im Frankfurter Prime Standard. Ob das IPO ein erfolgreiches war, sei dahingestellt. Fakt ist: Die Anteilsscheine wurden mit 18,30 EUR am unteren Ende der Angebotsspanne von 17,30 bis 20,30 EUR zugeteilt, die Erstnotiz erfolgte zu 19,05 EUR. Insgesamt spülte der Börsengang rund 517 Mio. EUR in die Kasse der Hannoveraner – exklusive der von Meiji Yasuda Life Insurance zum IPO-Preis in Aktien gewandelten 300 Mio.-EUR-Nachranganleihe. Damit zählt Talanx hierzulande zu den größten Neuemissionen der vergangenen Jahre. Bei einem aktuellen Kursniveau von knapp 20 EUR wird der Erstversicherer mit rund 5 Mrd. EUR bewertet – Rang zwei in der gleichnamigen Erhebung hinter Brenntag (5,1 Mrd. EUR). Auf den Folgerängen tummeln sich die Schwergewichte Kabel Deutschland (4,9 Mrd. EUR), GSW Immobilien (1,6 Mrd. EUR) und Norma Group (0,7 Mrd. EUR).

Voll erwischt

Die Krise der hiesigen Solarindustrie trifft nun auch den Wechselrichter-Hersteller SMA Solar Technology. Der weltweit führende Branchenzulieferer schockte seine Anleger kürzlich mit einer drastischen Umsatz- und Gewinnwarnung. Im Anschluss an die Hiobsbotschaft hagelte es zahlreiche Analystenherabstufungen. Investoren warfen ihre SMA-Anteile reihenweise auf den Markt und befeuerten damit den Kursabsturz von gut einem Drittel. Im Vormonatsvergleich beläuft sich der Abschlag gar auf über 36%, womit SMA das Ranking der monatlichen Flop-Performer anführt. Mit einem Verlust an Börsenkapitalisierung von inzwischen über 1 Mrd. EUR seit Erstnotiz im Juni 2008 auf nur noch 620 Mio. EUR ist SMA zudem unangefochtener Spitzenreiter im Ranking der größten Wertvernichter vor Ströer (-543 Mio. EUR) und Prime Office (-145 Mio. EUR).

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