Vorläufiger Höhepunkt dieser exzessiven Kursbewegungen war der gestrige Kursanstieg von LetsBuyIt.com. Die Aktie kletterte an nur einem Börsentag um zeitweise über 250 %. Als Grund wurde die Abschaffung des deutschen Rabattgesetzes genannt. Fast vergessen haben dürften Anleger die Tatsache, daß LetsBuyIt.com zu den großen „Cash Burnern“ des Neuen Marktes gehört. Die Aktie wird von vielen Experten als einer der wahrscheinlichsten und ersten Pleitekandidaten des Neuen Marktes bezeichnet.

Die Entwicklung der Online-Partner-Vermittlung MatchNet erscheint hier durchaus vergleichbar. Immer wieder wird selbst das Geschäftsmodell an sich in Frage gestellt. Ob sich letztendlich ein gebührenpflichtiger Dienst dieser Art wird durchsetzen können, erscheint mehr als fraglich. Eine Änderung des Geschäftsmodells hin zu einem frei zugänglichen und rein werbefinanzierten Dienst ist ein realistisches Szenario. TheStreet.com läßt grüßen, wobei hier wenigstens noch die Qualität für das Unternehmen spricht.

Auch bei buch.de muß der heutige Kursgewinn angesichts des Geschäftsmodells in Frage gestellt werden. Noch immer scheint der Online Buch-Markt sehr stark fragmentiert. Der Kuchen ist für alle ganz einfach zu klein. Amazon, bol und buecher.de ringen mit den Münchnern heftig um Marktanteile. Auch wenn fast jeder negative Pressebericht sogleich einen entrüsteten Anruf des Vorstandsvorsitzenden zur Folge hat, bleibt anzuzweifeln, ob buch.de langfristig zu den Gewinnern gehören wird. Der längst anstehenden Marktbereinigung werden wohl einige Unternehmen der Branche zum Opfer fallen.

Einige Anleger werden sich wohl fragen, welches die nächste „Qualitätsaktie“ aus dem Internet-Bereich sein wird, die mit prozentual zwei- oder gar dreistelligen Kursgewinnen in den nächsten Tagen wird aufwarten können. Wie diese auch immer heißen möge, dürfte solide Investoren ziemlich kalt lassen. Da versprüht schon die Atmosphäre so mancher Spielbank einen wesentlich größeren Reiz.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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