Bis jetzt ist noch jeder Staatskonzern mit Börsenambitionen erfolgreich plaziert worden. Die Telekom hat es geschafft (zumindest am Anfang), die Post hat es geschafft (zumindest an die Börse), warum also nicht auch die Deutsche Bahn. Zumindest die Bahnhöfe sind doch alle ganz ansehnlich geworden, mit Snack-Point, Info-Point und all den anderen Punkten, die das Leben einfacher machen. Sogar die Luft ist besser geworden, dem Rauchverbot sei Dank. Es soll also niemand sagen, die Bahn würde sich nicht bewegen. Das ist jetzt vielleicht etwas unglücklich formuliert. Im übertragenen Sinne und beim Rundum-Service, da hat sich was bewegt, keine Frage. Im Hinblick auf die sich epidemisch ausbreitenden Verspätungen der Bahn muß man die Bewegung selbst allerdings in Frage stellen, zumindest aber deren Richtung, bedenkt man die Streckenkürzungen und neuen Preissysteme, die den Unmut vieler Kunden hervorriefen.

Und auch die Hard-Facts stimmen alles andere als euphorisch. 500 Mio. Euro Verlust fuhr die Bahn im letzten Jahr ein. Allein im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres waren es noch einmal 120 Mio. Euro. Vor drei Jahren wären das hervorragende Voraussetzungen gewesen. Momentan aber erwarten Investoren einen Tick mehr an Stabilität. Damit aber tut sich die Bahn schwer. Verantwortlich für das schlechte Quartalsergebnis ist nach Einschätzung der Bahn die Konkurrenz der Billigflieger. Auf Strecken über 500 Kilometer sind die Fahrgastzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 % gesunken. Um das Ausmaß der Konkurrenz habe man bei der Planung für das laufende Jahr aber nicht gewußt. Keine Sorge, Herr Mehdorn, das passiert doch jedem mal.

Deshalb ist Mehdorn wohl auch die viele Kritik vollkommen rätselhaft. „Der Konzern hat die Planziele in den vergangenen Jahren sogar übertroffen, und ich bin stolz darauf“ (Da fragen wir uns, wie meint er das: Waren am Ende nur 300 Mio. Euro Verlust geplant?). Damit das laufende Jahr an diese gute Tradition anknüpft, hat er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: „Um die Ziele für 2003 dennoch zu erreichen, werden wir Einsparungen vornehmen.“ Wenigstens einer, der noch kreative Lösungen erarbeitet.

Alles in allem ist die Bahn also „auf dem richtigen Weg“, wie es der Bahn-Chef persönlich formuliert. Selbst bei einer schlechten Konjunktur soll die Bahn daher wieder – ganz nach Plan – in die Gewinnzone zurückrollen. Und dann sieht es auch mit dem Börsengang nicht schlecht aus. Bis zum intern anvisierten Ziel von Ende 2005 ist schließlich noch viel Zeit. Wahrscheinlich gibt’s aber auch hier eine leichte Verspätung…

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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