Als Index wird in der Statistik eine Zahl bezeichnet, welche durch ihre Veränderungen die Schwankungen einer Vielzahl von Werten darstellt. In der Literatur wird zwischen „echten“ und „unechten“ Aktienindices unterschieden. Bei einem echten Aktienindex im Sinne der statistischen Methodenlehre muß die Berechnungsformel Veränderungen eines Zeitraumes ausdrücken, indem ein Basiszeitpunkt gewählt wird und Veränderungen in Relation zu diesem ausgedrückt werden. Außerdem muß der Indexwert unter Zugrundelegung der gleichen Elemente und Gewichte gebildet werden. Unechte Indices sind dagegen reine Kursdurchschnitte.

Als Pionier der Aktienindexierung gilt Charles Henry Dow, der am 6. November 1851 in Sterling, Connecticut, geboren wurde. Zusammen mit Edward D. Jones und Charles M. Bergstresser gründete er im November 1882 die Firma Dow Jones & Company, die im Jahr darauf erstmals den Bulletin „Customer“s Afternoon Letter“ herausgab. In dieser Zeitung veröffentlichte Charles Henry Dow 1884 den weltweit ersten Aktienkursindex, der sich aufgrund der großen Bedeutung des Eisenbahnbaus zu dieser Zeit hauptsächlich aus Eisenbahn-Gesellschaften zusammensetzte. Später erhielt dieser Index den Namen „Railroad Average“, bevor er endgültig in „Transportation Average“ umbenannt wurde. Der bekannteste Dow Jones-Index ist der Dow Jones Industrial Average (DJIA), der erstmals am 26. Mai 1896 veröffentlicht wurde.

Der DJIA wurde ursprünglich berechnet, indem die Schlußkurse der einzelnen Aktien addiert und durch die Anzahl der im Index enthaltenen Aktien dividiert wurden. Der Divisor wurde jedoch fortwährend um Aktiensplits, Dividendenausschüttungen sowie bei Änderung der Zusammensetzung und bei Fusionen bereinigt. Wichtig zu erkennen ist jedoch, daß es sich beim DJIA um einen ungewichteten Index handelt, die Größe der enthaltenen Unternehmen also keinerlei Relevanz für die Berechung hat. Der DJIA ist also ein unechter Aktienindex.

Anders sieht dies beim S+P 500 Index (S+P 500) aus, denn dieser ist ein Index nach europäischem Modell, gewichtet nach Marktkapitalisierung (ausstehende Aktien multipliziert mit dem Kurs je Aktie). Er umfaßt 500 an der New York Stock Exchange, der American Stock Exchange und dem Nasdaq National Market gehandelte Aktien. Die Gewichtung nach Kapitalisierung („cap-weighting“) hat den Vorteil, daß der Einfluß jedes Unternehmens auf den Index direkt proportional ist zu seinem relativen Marktwert. Das macht den S+P 500 zu einem wichtigen Maßstab für die Wertentwicklung jedes bestehenden Portfolios.

Der direkte Vergleich des DJIA mit dem S+P 500 seit dem Jahr 2000 zeigt auf, daß der Dow Jones tendenziell eine bessere Entwicklung signalisiert, als es beim größeren Teil der Aktien der Fall ist. Während der DJIA neue Hochs ansteuert, liegt der S+P 500 noch weit von seinen Höchstmarken entfernt. Zudem muß beachtet werden, daß die gesamte wirtschaftliche Erholung in den USA durch Schulden finanziert ist, was sich in einem signifikant schwächeren US-Dollar gegenüber dem Euro ausgewirkt hat. Aus Sicht europäischer Anleger stellt sich die US-Rally daher überaus moderat dar – in 2003 legte der DJIA in Euro gerade einmal 4,3 % zu. Die US-Indices, insbesondere der DJIA geben daher nur ein recht verzerrtes Bild wider – was im Übrigen auch generell für die US-Wirtschaftsstatistik gilt.

Diesen Beitrag können Sie auch im aktuellen Smart Investor Magazin 2/2004 nachlesen (Autor: Marco Feiten).

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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