Die Sachlage: Der schwedisch-britische Pharmakonzern AstraZeneca hat auf dem US-Markt mit seinem Magen-Darm-Medikament „Prilosec“ einen echten Blockbuster im Rennen. In der Spitze brachte Prilosec rund 6 Mrd. US-$ Umsatz pro Jahr – vor drei Jahren war Prilosec das meistverkaufte Medikament weltweit. Schwarz Pharma wiederum erhielt im letzten Jahr von der US-Zulassungsbehörde FDA die Genehmigung, ein Generikum (kostengünstiges Nachahmerpräparat) auf den Markt zu bringen: „Omeprazol“. Dies sorgte bei Schwarz Pharma für eine Umsatz- und Ergebnisvervielfachung und eine Kursverdopplung aus dem Stand auf ca. 40 Euro.

Letztere ist seit gestern komplett rückgängig gemacht. Damit preist der Markt das deutsche MDax-Unternehmen genauso wie vor der Zulassung, also so, als würde Schwarz Pharma sein Flaggschiff komplett vom US-Markt abbeordern. Vor zwei Wochen hatte Mylan Laboratories angekündigt, seinerseits ein Generikum zu lancieren, gestern dann zog Novartis nach. Jetzt dreht sich das Spekulationskarussell immer schneller und droht einen nach dem anderen auch wieder abzuwerfen, bevor er überhaupt richtig Platz genommen hat.

Mylans Offensive war mehr ein Warnschuß, ein Bluff oder wie man im Englischen sagt: a play for the gallery. Damit sollen die Gerichte unter Druck gesetzt werden, ihre Beratungen über weitere Generika-Zulassungen zu beschleunigen. Der Magen-Darm-Trakt ist nun mal ein lukratives Schlachtfeld. Nicht nur Schwarz Pharma kündigte eine umgehende Klage gegen Mylan an, auch Astra fuhr den Amis mit einer Anfechtung sofort in die Flanke. Gleiches könnte Novartis drohen, so daß auch die Schweizer es womöglich nur bei der Drohung belassen. Das Pokerspiel ist eröffnet. Dem Urheber einer unberechtigten Lancierung eines Produkts droht im Verurteilungsfall bis zum Dreifachen des Schadensfalls. Das will also gut überlegt sein.

Was auch immer passieren mag, mit oder ohne Konkurrenz, Omeprazol wird noch für einige Zeit das Flaggschiff von Schwarz Pharma bleiben. Mit Sicherheit werden die bislang gültigen Prognosen, die noch von Null-Konkurrenz ausgingen, nicht gehalten und revidiert werden müssen. Doch der derzeitige Kurs (runter von 40 auf 20 Euro) preist praktisch eine komplette Selbstauflösung von Omeprazol bei Schwarz Pharma ein. Und das dürfte nun wahrlich etwas übertrieben sein.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin