Der Spruch fehlt auf keiner Hauptversammlung und in keinem Geschäftsbericht: Aller Erfolg sei nur mit den engagierten, motivierten und loyalen Mitarbeitern des Unternehmens zu realisieren gewesen, denen deshalb Dank und Anerkennung gebühre. Soviel zu den Sonntagsreden. Mit der Mitarbeiterzufriedenheit sieht es in Wahrheit häufig ganz anders aus. Das zeigt eine jetzt veröffentlichte, breit angelegte Untersuchung dreier Forschungseinrichtungen, im Rahmen derer etwa 37.000 Beschäftigte in 14 Branchen interviewt wurden.

Fazit der Studie: Nur 37 % aller Befragten zeigten sich mit ihrer Arbeit „völlig“ oder „sehr zufrieden“. Nur sie gelten als umfassend motiviert. Mit Blick auf den Firmenerfolg spielen die Mitarbeitertypen eine wichtige Rolle: In den wirtschaftlich besonders erfolgreichen Unternehmen finden sich doppelt so viele Mitarbeiter, die sich als motiviert bezeichnen, wie in weniger erfolgreichen Firmen. Gute Arbeit mit fairen Löhnen, gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen, Mitsprache, familienfreundliches Arbeitsumfeld und sinnstiftende Tätigkeit werden als wichtig von den Arbeitnehmern erachtet.

Der Studie zufolge lässt sich eine förderliche Unternehmenskultur unabhängig von Faktoren wie Branche, Firmengröße oder Eigentümerstruktur entwickeln. Die Unternehmenskultur zu verändern oder zu entwickeln heiße, „über eine wertorientierte Führung, symbolisches Management und eine engagierte, konsistente Personalarbeit nachhaltig in die Tiefenstrukturen des Unternehmens hineinzuwirken“.

Das ist in etwa das Gegenteil dessen, was häufig in die Öffentlichkeit gelangt. Rüde Auslagerungsankündigungen wie bei der Telekom, die zu dem mittlerweile legendärem Schreiben eines Mitarbeiters an den Vorstand führten, eine hinreichend unsensibel kommunizierte Entlassungswelle zur Renditesteigerung bei der Deutschen Bank oder die ständige Drohung der Arbeitsplatzverlagerung wirken sich tendenziell leistungshemmend aus. Dabei ist es keine neue Erkenntnis, dass dort, wo die Mitarbeiter resignieren, es ihnen die Kunden nachmachen. Nur selten fließt die Stimmung unter den Beschäftigten in die Unternehmensbewertung ein. Bei der angekündigten Übernahme von Yahoo durch Microsoft immerhin beziehen sich jene, die Vorbehalte äußern, auch auf die unterschiedlichen Unternehmenskulturen: Ganz exzeptionelle Reibungsverluste seien zu erwarten, ja sogar die Abwanderung entscheidender Mitarbeiter. Doch das ist die Ausnahme.

Unternehmen sprechen vom Kampf um die Köpfe, von der zunehmenden Schwierigkeit, wichtige Stellen hochkarätig zu besetzen. Nur wer über eine gute Human Resources-Abteilung verfügt, kann die Grundlage für erfolgreiche Geschäfte legen. Anleger sollten diesem Aspekt nicht vernachlässigen.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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